Ich würde sehr gerne schreiben, dass gestern eine wundervolle Woche mit vielen Highlights auf der Fashion Week zu Ende gegangen ist, aber ehrlich gesagt war es wohl die eigenartigste und nachdenklichste Woche seit langem. Nachdem die Fashion Week für mich bereits zu Beginn gelaufen war (Ihr wisst ja, „die Sache mit der Türschwelle“), saß ich in Berlin viele Stunden vor dem Smartphone und Computer und habe den bunten Modetrubel „von außen“ beobachtet. Ich will ehrlich sein: Nicht nur in der letzten Woche habe ich mich gefragt, ob ich eigentlich noch ein Teil dieser Modebloggerwelt sein möchte, die gefühlt immer, immer oberflächlicher, absurder und unechter wird.
Bild: instagram.com/bekleidet
Manche „Abgründe“ sind offensichtlich, andere wohl nur uns Branchen-Insidern bewusst. Wie gerne würde ich einmal wirklich die Wahrheit über all das schreiben, was aktuell schief läuft, aber ich bin kein Mensch, der andere öffentlich an den Pranger stellt. Mädels, die sich eigentlich in keinster Weise austehen können, spielen vor der Kamera „Best Friends“, posieren für gemeinsame Girl-Squad-Instagram-Bilder. Nicht mehr nur Follower, sondern auch Likes und Kommentare werden gekauft und die Bilder werden mittlerweile bis ins anatomisch Unmögliche gephotoshoppt, damit man die schon vorhandene Size Zero noch einmal toppen kann. Schlimm, dass dieser Post („Der Wahnsinn nimmt zu“) bereits fast eineinhalb Jahre her ist. Und es seitdem noch viel extremer geworden ist. Gefühlt dreht sich in der gesamten Modebranche alles nur noch um Instagram. Nicht ohne Grund war dieser Post der beliebteste im letzten Jahr. Dieses Thema polarisiert unglaublich. Jahrelang mussten Blogger hart für ihr Ansehen kämpfen und jetzt? Jetzt sind die sogenannten „Influencer“ auf der Fashion Week so präsent, dass die Designer in den Hintergrund geraten. Wie jetzt, es geht bei der Fashion Week eigentlich darum, dass neue Modekollektionen einem Fachpublikum präsentiert werden?
Doch zurück zum Followerkauf. Vielen Firmen ist es tatsächlich „scheissegal, woher die Follower kommen.“ Es wird nicht hinterfragt, ob sie gekauft sind. Hauptsache, sie sind da. Ein Thema, das mich wirklich fassungslos zurücklässt. Accounts wachsen über Nacht um zehntausende Follower und dies fällt nur uns Bloggerkollegen, aber keinem Kooperationspartner auf, der viel Geld in eine Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Influencer steckt?
Ein anderer Punkt schockiert jedoch noch mehr. Die sogenannten „Body Goals“ auf Instagram. Meine schlanke, wunderschöne Freundin Susan schrieb gestern über sich „Auf Instagram bin ich Plus Size“. Was im ersten Augenblick (und in der realen Welt) absurd klingt, ist tatsächlich traurige Instagram-Realität. Denn selbst Size Zero reicht nicht mehr aus. Die Beine müssen noch dünner sein und werden mit Bildbearbeitung-App’s zu Zahnstochern umgeformt. Anorexie wird von einem großen Publikum gefeiert. Wie absurd das alles ist, bewiesen Jana und Alix letzte Woche mit einem „Mit Photopshop zum Instagram-Star“-Experiment (siehe Bild oben) , bei dem sie ihre schlanken, langen Traumbeine in unnatürliche Stelzen verwandelten und für diese unrealistischen Figuren begeisterte Kommentare bekamen. Den Artikel dazu möchte ich euch sehr ans Herz legen.
Nicht selten frage ich mich: Bin ich zu sehr „normales Mädchen“ für diese Branche? Ich will nicht Teil von diesem ganzen Wahnsinn sein. Denn diese Entwicklung macht mir Angst. An dieser Stelle würde ich sehr gerne einmal eure Meinung hören, eure Beobachtungen, die ihr „außerhalb der Blogger-Blase“ macht. Wie nehmt ihr die Instagram-Entwicklung wahr?