Ich glaube, es ist mir noch nie zuvor so schwer gefallen, einen Blogpost zu schreiben. Und dennoch finde ich es wichtig, die folgenden Zeilen hier loszuwerden.
Mir geht es nicht gut. Nein, ganz und gar nicht. Und das schon seit einiger Zeit.
Mein Tinnitus raubt mir den Schlaf und in den letzten Monaten habe ich erstmals gespürt, wie sehr eine mentale Belastung sich auch auf den Körper auswirken kann. Ich habe seit vielen Wochen sehr starke Kopfschmerzen, mein Magen spielt verrückt und ich fühle mich schlicht und einfach völlig ausgebrannt.
Ich denke, dass all diejenigen, die mich wirklich kennen, sagen würden, dass ich ein positiv denkender Mensch bin, der das Gute in seinen Mitmenschen sehen will und stets mit Optimismus in die Zukunft blickt. Aber momentan bin ich das nicht. Ich bin nicht mehr optimistisch, wenn es um die Erfüllung unseres großen Traums geht, denn ich sehe aktuell nach unzähligen Enttäuschungen keine Perspektive. Und es tut weh, wenn man selbst so machtlos ist.
Es ist an der Zeit, loszulassen. Denn manchmal muss man einsehen, dass nicht jeder Traum in Erfüllung gehen kann.
Als vor drei Monaten unsere Location, auf die wir mit so viel Energie hingearbeitet hatten, geplatzt ist, haben wir uns ganz schnell wieder aufgerafft. „Es hat irgendeinen Grund, warum das so gekommen ist.“ oder „Wir werden etwas noch viel Besseres finden, ganz bestimmt.“ sagten alle zu uns. Und ja, wir hängten uns mit noch mehr Elan rein, obwohl wir im Vorfeld schon so viele Enttäuschungen erlebt hatten und sich das Platzen unserer Location wie ein wieder entrissener Lottogewinn anfühlte. Und dann kam noch eine Enttäuschung, und noch eine, und noch zehn weitere. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und ich habe mich jedes Mal aufs Neue mit so viel Hoffnung hineingehängt, nur um dann wieder einen Schlag in die F***** zu bekommen. Aber wie kann ich neutral mit etwas umgehen, das mir so viel bedeutet? Irgendwann wurde aus ganz großer „Ich will endlich loslegen und ich freue mich so sehr auf das, was kommen wird“-Euphorie eine Ernüchterung, die ich von mir selbst nicht kannte. Der Gedanke „Irgendeinen Haken hat es eh wieder“ bohrte sich in mein Gehirn, wenn wir uns wieder bei einem Kontakt zu einem sehr vielversprechenden Ladenlokal meldeten. Wir haben uns fest vorgenommen, keine halben Sachen zu machen und das Café nur umzusetzen, wenn wir wirklich genau die Location finden, die wir dafür haben wollten. Wir hatten sie übrigens gefunden, und das nicht nur ein Mal. Aber jedes Mal kam etwas von anderer Seite dazwischen. Und ja, es waren auch viele menschliche Abgründe dabei …
Wir waren von Anfang an realistisch, wussten, dass es sehr, sehr hart wird, in München ein passendes Ladenlokal zu finden. Die Wohnungssuche in der bayerischen Landeshaupstadt ist by the way ein Witz dagegen. Und wir wissen alle, wie hart die Wohnungssuche in München ist. Aber wir haben viele Kontakte, sind ehrgeizig und haben uns mit enorm viel Leidenschaft in die Suche reingehängt. Und wir waren verdammt überzeugt von unserem Konzept.
Am schlimmsten für mich: All das positive Feedback, das wir im Vorfeld bekommen haben. Unzählige Nachrichten von Lesern, die sich auf das Café freuen und das überwältigend positive Feedback von all denjenigen, die unser Konzept jemals im geschäftlichen Kontext in der Hand hielten. Und der Gedanke daran, wie unfassbar toll es geworden wäre, hätten wir doch nur die Chance dazu gehabt.
Ich will ehrlich sein: Am liebsten hätte ich gar nichts über diesen Entschluss geschrieben. Aber das wäre nicht fair gewesen, nachdem ihr uns nach der offiziellen Verkündung vor acht Monaten so unglaublich viel Begeisterung entgegengebracht habt. Es war im Nachhinein betrachtet ein großer Fehler, hier auf Josie loves von unserem Projekt zu erzählen, denn so wurde der Druck durch die täglichen Nachfragen enorm erhöht. Aber ich wollte die Chance nutzen, dass der Blog viele tausend Münchner Leser erreicht und jemand vielleicht jemanden kennt, der jemanden kennt … Und es kamen auch unzählige Nachrichten von euch mit Tipps, Empfehlungen und Ideen. Tausend Dank für all eure Unterstützung!
Eine wichtige Erkenntnis, auf der diese Entscheidung basiert: Auch wenn es ein riesengroßer Traum ist und wir unendlich viel Arbeit und Herzblut in die Vorbereitung dieses Projekts gesteckt haben, so hängt nicht unser ganzes Lebensglück von dessen Erfüllung ab. Denn uns geht es gut. Wir haben uns, sind im Großen und Ganzen gesund, haben einen Job, der uns unglaublich viel Spaß macht, sehr gute Freunde und eine Familie, die immer für uns da ist. Und wir leben in einer Generation, in der man viele Möglichkeiten hat. Aber aktuell ist der Druck all dieser Enttäuschungen zu groß und genau das kann irgendwann diesem Lebensglück schaden. Und deshalb ist es Zeit, an der Notbremse zu ziehen, bevor ein großer Traum zum Alptraum wird und uns kaputtmacht. Es gibt nur dieses eine Leben, und das sollte man so positiv wie möglich gestalten. Das bedeutet manchmal auch, dass man sich von Dingen und Personen befreien muss, die einen runterziehen.
Natürlich haben wir über einen kurzen Break nachgedacht. Aber es bringt nichts, sich mal „eine Auszeit“ von der Locationsuche zu nehmen. Denn wir werden jeden Tag nach dem Café gefragt, man sieht Anzeigen, bekommt Tipps zugeschickt. Wie könnte ich mir eine Auszeit nehmen und in der Zeit alles ignorieren? Bei dem vielversprechenden Angebot nicht anrufen, das man zugeschickt bekommt? Nicht mit Herzklopfen zu dem Ladenlokal im Glockenbachviertel laufen, an dem ein „Zu Vermieten“-Schild hängt? Es gibt kein „es läuft einfach so nebenher“, es gibt hier nur „zu 100% reinhängen“.
Das Leben läuft nicht immer nur nach Plan. Nicht jeder Traum kann erfüllt werden. Und es ist wichtig, zu wissen, dass man mit so etwas nicht alleine ist. Und deshalb war es mir auch wichtig, darüber zu schreiben.
Oh ja, es wird sicherlich Menschen geben, die sich jetzt ins Fäustchen lachen, dass die Umsetzung dieses Traumes für uns nicht geklappt hat. Aber ich glaube, dass es hoffentlich noch viel, viel mehr Menschen gibt, die dadurch merken, dass sie mit persönlichen Niederlagen nicht alleine sind. Das Leben ist kein Ponyhof, auch wenn die rosarote Social Media Welt das gerne vorgaukelt. Es ist vielmehr eine wilde Achterbahnfahrt aus Aufs und Abs, unglaublich positiven Erfahrungen und Momenten, die einen zu zerreißen drohen.
Die Erkenntnis, dass es aktuell „einfach nicht sein soll“, ist sehr, sehr schmerzhaft. Und ja, während ich diesen Text schreibe, kullern mir die Tränen die Wangen herunter. Aber ich möchte wieder mit ganz viel Optimismus in die Zukunft blicken. Und dafür muss man manchmal einfach loslassen. Und wer weiß, vielleicht ist ein anderer Zeitpunkt „genau der Richtige“ …. und vielleicht folgt auf einen Traum ein anderer.