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Wie geht es dir (wirklich)?

„Gab es hier nicht schon einmal eine Kolumne zu diesem Thema?“ mag sich die ein oder andere aufmerksame Leserin an dieser Stelle fragen. Und ja, vor viereinhalb Jahren ging tatsächlich eine Kolumne mit fast identischem Titel online. Aber da ich in diesem Jahr mehr denn je mit dieser so wichtigen Frage konfrontiert wurde und sie ebenso oft stellte, möchte ich ihr hier auf dem Blog noch einmal einen Text widmen.

Aktuell folgt eine globale Krise auf die nächste, nach der Pandemie blieb die so sehr ersehnte Rückkehr der Leichtigkeit aus. Kleine und große Sorgen, Inflation, Kriege. Die Balance zwischen dem harten Weltgeschehen und dem Frieden, um den wir uns in unserer eigenen, kleinen Bubble so sehr bemühen, ist nicht einfach. Weltschmerz ist etwas, das wohl jeder Mensch mit einem noch so kleinen Funken Empathie in den letzten Jahren irgendwann einmal verspürt hat. Und da sitzen wir ebenso alle in einem Boot wie zu Pandemiezeiten. Das kommt zu den eigenen Päckchen, die wir alle tragen müssen, noch hinzu. Weshalb es auch hier so wichtig ist, miteinander zu sprechen.

„Wie geht es dir?“ ist die wohl am häufigsten gestellte Frage im täglichen Umgang mit unseren Mitmenschen. Und obwohl wir mit einer Handvoll Personen im engsten Kreis offen und ehrlich über unsere Sorgen und Ängste sprechen, so neigen wir doch bei Gesprächen mit oberflächlichen Kontakten fast immer dazu: „Gut, und dir?“ zu antworten. Ist das in dem Moment eine Lüge? Ich würde es eher als Selbstschutz oder das Wahren der Privatsphäre bezeichnen.

Denn natürlich möchte man einem oberflächlichen (beruflichen) Kontakt nicht von privaten Problemen erzählen, die uns aktuell den Schlaf rauben. Müssen wir auch gar nicht. Aber umso wichtiger, dass wir mit nahestehenden Menschen darüber reden. In diesem Rahmen nicht einfach nur „Wie geht es dir?“ fragen, sondern „Wie geht es dir wirklich?“. Und selbst ehrlich auf diese Frage antworten.

Ein kleiner Denkanreiz: Vor kurzem las ich in einem Ratgeber davon, dass man die Frage in Gesprächen auch einfach einmal anders stellen könne, um sich mit dem Gespräch direkt von der oberflächlichen Fragerei zu differenzieren. Eben nicht einfach nur „Wie geht es dir?“, sondern „Wie fühlst du dich gerade“ oder aber „Was beschäftigt dich aktuell?“ Ich mochte diesen Ansatz.

Ganz ehrlich? Nachdem ich all meinen Mut für das Schreiben von „Mein 2023“ zusammennehmen musste, war es letztendlich eine Art Befreiungsschlag für mich, meine ganz persönliche Geschichte vor drei Monaten hier auf dem Blog zu teilen. Nicht, dass dadurch alles automatisch überstanden war, aber es war so ein wichtiger Schritt für mich. Und daraus resultierten so viele gute, echte, tiefgründige Gespräche. Offen gesagt auch mit Menschen, von denen ich es teilweise nicht unbedingt erwartet hätte. Zum Beispiel im beruflichen und sonst oftmals so oberflächlichen Kontext.

Wieso ich den heutigen Artikel geschrieben und die Frage „Wie geht es dir wirklich?“ noch einmal aufgegriffen habe? Weil ich die Message von vor fast fünf Jahren aktuell wichtiger denn je finde. Und ich in den vergangenen drei Monaten mit so vielen von euch schrieb, die ebenfalls mit ihrer mentalen Gesundheit zu kämpfen haben. Menschen, die ich teilweise auch außerhalb von Social Media kenne und von denen ich NIEMALS gedacht hätte, dass sie solch ein schweres Päckchen tragen.

Mit dem Wissen, wie sehr mir selbst das „darüber sprechen“ geholfen hat, möchte ich meine eigenen Worte noch einmal zitieren:

„Sprecht miteinander, hinterfragt Reaktionen und lasst euch vor allen Dingen nicht von vermeintlich perfekten Fassaden blenden. Und gebt euch nicht mit der „Alles gut“ Antwort eines Herzensmenschen zufrieden, wenn ihr seht, dass die Augen in dem Moment etwas anderes sagen.“


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1 Kommentar

  • 15
    11
    2023
    23
    Julia

    Danke für den Reminder, mit Deinen Worten hast Du so Recht!

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