Zu Beginn jeden Jahres geht auf Josie loves eine „Travel Bucket List“ online. Diese Liste hat Tradition und zählt Jahr für Jahr zu den beliebtesten Artikeln auf dem Blog. Auf diese Liste schreibe ich immer unsere aktuellen Sehnsuchtsziele. Orte, die wir noch nicht bereist haben, die uns aber ganz besonders interessieren. Reiseziele, über die wir bereits so viele Geschichten hörten, und die uns immer wieder auf Social Media begegnen.
Es ist ganz interessant, welchen Einfluss Social Media auf unser Reiseverhalten hat. Es gibt da ein paar Reiseziele, die mir immer und immer wieder begegnen. Jede Social Media Begegnung lässt den „Ich möchte unbedingt an diesen Ort reisen!“-Gedanken größer werden. Und dann gibt es Reiseziele, bei denen Social Media genau das Gegenteil bewirkt. Ich habe schon so viel von manchen Reisezielen gesehen, dass ich das Gefühl habe, ich wäre schon dort gewesen. Und das Interesse, ebendiesen Ort wirklich selbst zu bereisen, wird immer geringer. Santorini zum Beispiel ist einer davon. Zu häufig habe ich schon diesen „picture perfect“-Ausblick gesehen. Und ebenso häufig die Behind the Scenes Bilder der Menschenmengen, die sich durch die engen Gassen drücken, nur um das eine perfekte Bild zu inszenieren. Social Media schürt Erwartungen, die oftmals gar nicht erfüllt werden können.
Ich weiß, dass es mittlerweile vielen von euch mit Bali so geht. Ganz ehrlich? Ich kann es verstehen! Wir verliebten uns in Bali, lange bevor die Insel für Social Media so relevant wurde. Und auch wenn in gewisser Weise mein Herz immer noch so sehr an Bali hängt, so beobachte ich mit Sorge die negativen Auswirkungen, die der gigantische Social Media Hype auf der Insel mit sich bringt und wünsche mir „den Zauber von damals“ zurück. Damals, als alles neu war, unberührt und exotisch. Wir Neues entdeckten, ohne es jemals zuvor auf Social Media gesehen zu haben.
Mir ist bewusst, dass dies zum Teil im Widerspruch zu unserem Job steht, in dem wir unsere Reise-Geheimtipps mit Tausenden von Menschen teilen. Es ist immer ein schmaler Grat. An dieser Stelle der wohl wichtigste Reise-Tipp, den wir immer und immer wieder teilen: Reisepläne sollten niemals in Stein gemeißelt sein. Die wahre Magie findet man meist fernab von Reiseführern, festgelegten Programmpunkten und irgendwo auf dem Weg des Roadtrips. Nie zu viel von einem einzigen Ort erwarten, sondern vielmehr mit allen Sinnen auf das einlassen, was euch auf dem Weg dorthin begegnet.
Vor ein paar Tagen in Slowenien bedauerte Chris, dass das Licht an einem schönen Ort in der Mittagssonne viel zu intensiv war. Letztendlich entstanden in den darauffolgenden Stunden wunderschöne Bilder, aber eben von ganz anderen Motiven als ursprünglich gedacht. Es gibt von so vielen bekannten Locations „dieses eine Bild“, für das ein Fotograf stundenlang an einer Stelle steht, um exakt den richtigen Moment abzupassen. Dieses Bild, das es in einer wunderschönen, und einer noch schöneren und einer NOCH schöneren Variante bereits auf Social Media zu bestaunen gab. Und das uns allen auf Instagram, Facebook und Co bereits unzählige Male begegnete.
Chris und ich handhaben das meist anders. Wenn wir reisen, dann stehen an allererster Stelle die „echten Erlebnisse“. Wir stehen nicht um 6 Uhr morgens auf dem Berg oder am Strand, um exakt das Bild zu machen, das uns bereits irgendwo auf Social Media begegnete. Wir haben seltenst ein ganz bestimmtes Motiv vor Augen, lassen uns treiben. Bilder entstehen spontan. Angepasst an die jeweilige Situation und Lichtstimmung.
Viele von Chris‘ schönsten Bilder sind in Situationen entstanden, in denen die eigentliche Sehenswürdigkeit gerade in einem ungünstigen Licht stand und er stattdessen ein besonderes Detail oder ein anderes Motiv in den Fokus rückte. Insbesondere bei Roadtrips hat man doch seltenst die Gelegenheit, nur für eine bessere Lichtsituation noch einmal zurückzukehren.
Bei Hotelfotografie-Jobs ist das übrigens anders, da es dann oftmals wirklich um das eine Motiv in der perfekten Lichtsituation geht. Da stehen wir teilweise zehn Mal an exakt der gleichen Stelle, um ein bestimmtes Motiv ins bestmögliche Licht zu rücken. Aber das ist ein ganz anderes Thema.
Was ich euch heute eigentlich sagen möchte? Die wahre Magie des Reisens ist nur selten mit den klaren Erwartungen (die an perfekte Social Media Bilder geknüpft sind) verbunden, sondern viel häufiger mit den Überraschungsmomenten. Der Regenbogen nach einem plötzlichen Regenschauer. Der Weg abseits der bekannten Straße, der in keinem Reiseführer steht. Der Ausblick, den wir ganz zufällig während einer stundenlangen Autofahrt entdecken. Das kleine Café in einer versteckten Gasse. Die Menschen, die wir auf unseren Reisen treffen.
Und oftmals erleben wir die schönsten Momente an Orten, die wir vorher niemals auf unsere Travel Bucket List geschrieben hätten. Orte, an denen wir eher zufällig gelandet sind. An die wir vorher keinerlei Erwartungen hatten. Genau solche Reiseziele haben uns in den letzten Jahren häufig noch mehr verzaubert als diese, die wir seit Jahren unbedingt sehen wollten. Orte, für die wir unsere „Sommer, Sonne, Strand und Meer“-Komfortzone verließen, von denen wir kaum Bilder vor Augen hatten, die uns noch wirklich überraschen konnten.
Ich muss immer wieder an unseren Patagonien-Trip 2020 denken. Klar, einige Bilder aus dem Torres del Paine Nationalpark hatten wir natürlich schon gesehen. Aber auf dieser Reise sahen wir so viele Orte, von denen wir zuvor noch nie etwas gehört oder gesehen haben – und die uns solch magische Momente bescherten. So besondere Reiseerinnerungen, die uns auch viele Jahre später noch ein Lächeln ins Gesicht zaubern werden.
Welches Reiseziel hat euch ganz besonders positiv überrascht? An welchen magischen Reisemoment denkt ihr gerne zurück? Welches war eure persönliche „raus aus der Komfortzone“-Reiseerfahrung, an die ihr euch euer ganzes Leben erinnern werdet? Wir freuen uns auf eure Kommentare!