Im letzten Sommer besuchten wir Landshut das allererste Mal und waren fasziniert von der Stadt im bayerischen Alpenvorland, die so viel Schönheit, Kultur und Geschichte zu bieten hat.
Ein ganz besonderes Ereignis zog sich wie ein roter Faden durch unseren Besuch im vergangenen Jahr und begegnete uns an vielen Ecken und in all unseren Gesprächen: die Landshuter Hochzeit. Mit so viel Leidenschaft erzählten uns alle von dem historischen Fest, das im Jahr 1475 die Geschichte der Stadt für immer prägte und seit 1904 alle vier Jahre in Form eines riesigen Festspiels wieder zum Leben erweckt wird.
Bei der ersten Ausgabe des Festspiels 1904 waren es noch 145 Mitwirkende, in diesem Jahr sind es rund 2.500 Menschen, die voller Hingabe noch bis zum 23. Juli die Landshuter Hochzeit aufführen. Zur Tradition zählt auch, sich die Haare ganz nach mittelalterlichem Vorbild bis zur Aufführung lang wachsen zu lassen.
Ein besonderes, historisches Ereignis: die Landshuter Hochzeit im Jahr 1475
Doch was genau hat es mit der Landshuter Hochzeit eigentlich auf sich? Die Kurzfassung: Das Fest stellt die Hochzeit von Herzog Georg dem Reichen und der polnischen Königstochter Hedwig Jagiellonica im Jahr 1475 und das mittelalterliche Leben zu dieser Zeit nach. In authentischen, historischen Kostümen inszenieren die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt das historische Ereignis über dreieinhalb Wochen hinweg. Auf einem riesigen Festplatz, aber auch in der gesamten Innenstadt, deren Häuserfassaden zu diesem besonderen Anlass allesamt festlich geschmückt sind.
Symbol der Landshuter Hochzeit ist übrigens das Buchskranzl, das für Liebe und Freundschaft steht. Man sieht die grünen Kränze während der Feierlichkeiten überall: an den Kostümen, als Accessoire am Gürtel, aber auch als Deko an den Gebäuden.
In diesem Jahr fand erstmals nach sechs Jahren wieder eine Landshuter Hochzeit statt, aufgrund der Corona-Pandemie zwei Jahre später als ursprünglich geplant. Umso größer war die Vorfreude auf dieses außergewöhnliche Event. Wir ließen es uns natürlich nicht nehmen, auf die Theorie im vergangenen Jahr die Praxis folgen zu lassen, selbst ins mittelalterliche Leben einzutauchen.
Doch wir möchten heute natürlich nicht nur von der Landshuter Hochzeit erzählen, sondern auch viele weitere Tipps für die charmante Stadt geben. Denn eines steht fest: Landshut ist IMMER einen Besuch wert. Auch wenn die Atmosphäre während der Landshuter Hochzeit etwas ganz Besonderes ist.
Wie kann man sich die Landshuter Hochzeit vorstellen? Der zeitliche Rahmen ähnelt dem Münchner Oktoberfest, aber die beiden Veranstaltungen könnten nicht unterschiedlicher sein. Die Landshuter Hochzeit umfasst Theatervorführungen, Musik, Tanz, einen großen Umzug, sowie Ritterspiele und findet zum einen auf einem Festplatz – dem sogenannten Zehrplatz – an der Isar und in der gesamten Stadt statt. Ein einzigartiges kulturelles Ereignis, das weit über die Grenzen Bayerns berühmt ist.
Das Schöne: Man kann auch ganz ohne Eintrittskarten in die mittelalterliche Welt Landshuts eintauchen. Es gibt viele Möglichkeiten fernab des Festplatzes, die Landshuter Hochzeit zu erleben.
Zum Beispiel bei kostenlosen Konzerten in der gotischen Martinskirche oder im Innenhof der Residenz, Auftritten der Fahrenden Komödianten Hofberg im KOENIGmuseum oder spontanen Auftritten der verschiedenen Gruppen an den unterschiedlichsten Plätzen in der Stadt.
An erster Stelle steht natürlich das größte Ereignis des Festspiels, der Hochzeitszug, der vier Mal stattfindet – immer an den Sonntagen von 14 – 16 Uhr in der Alt- und Neustadt. Zehntausende Menschen sitzen auf den Tribünen inmitten der Altstadt und jubeln den Gruppen zu, gekrönt natürlich vom Einzug des Brautpaars und dessen Gefolge.
Die Tribünen werden übrigens während des ganzen Zeitraums der Landshuter Hochzeit mit großer Freude genutzt. An einem lauen Sommerabend bleibt kein Platz frei. Tausende Menschen sitzen zusammen, essen, trinken, plauschen und lachen. Große Picknickkörbe bis hin zu langen Buffets werden organisiert. Freundesgruppen treffen sich und haben einfach eine tolle Zeit zusammen, untermalt von allerlei kleinen Vorführungen der Kostümierten, deren Weg sie immer wieder an den Tribünen vorbeiführt.
Ein kleiner Exkurs zum Oktoberfest. Man kommt nicht umher, Parallelen zu ziehen, wenn man von einem großen, historischen Fest in Bayern hört: Wenn ich an das größte Volksfest der Welt in München denke, dann bin ich immer etwas zwiegspalten. Einerseits finde ich die Tradition und das gemeinsame Feiern etwas Wunderschönes. Aber ich finde es so schade, dass das Oktoberfest für viele ein einziges „Millionen Menschen aus aller Welt kommen zusammen und saufen gemeinsam“ ist. Und der traditionelle Gedanke irgendwo zwischen Bier und viel zu kurzen 20 Euro-Plastik-Dirndl untergeht. Deshalb mag ich auch die Oide Wiesn so gerne, die leider nur ein kleines Nebenevent ist. Dort wird echte Tradition gelebt, (fast) unverfälscht.
Umso schöner finde ich, dass man in Landshut überall und jederzeit das Gefühl hat, dass an allererster Stelle wirklich die Tradition steht. Klar wird auch feuchtfröhlich gefeiert, aber das ist nur eine kleine Randerscheinung. Im Fokus steht das historische Event, das mit so viel Hingabe nachgestellt wird. Die Tradition wird dabei mit allen Sinnen gelebt und man hat in Landshut das Gefühl, man wäre in einer Zeitmaschine 550 Jahre in die Vergangenheit gereist.
Am späten Nachmittag verlagert sich das Geschehen übrigens immer mehr auf den Zehrplatz, auf dem sich neben unzähligen Bierbänken und zahlreichen Essensbuden für die Gäste auch das sogannte „Lager“ befindet.
Dort stellen die Mitwirkenden detailverliebt das mittelalterliche Leben und den Vorabend der Hochzeit nach. Von einem Zaun aus kann man das Treiben dort beobachten, die detailgetreuen Kostüme bestaunen, und die ganz besondere Atmosphäre genießen. Die Mitwirkenden tauchen übrigens komplett in die Welt von damals ein. Smartphones und andere Dinge „der modernen Welt“ sind untersagt. Eine kostbare Besinnung auf das Wesentliche in unserer heutigen Zeit, in der wir immer online und erreichbar sind.
Tipps für einen (sommerlichen Ausflug nach Bayern)
Ich hatte schon erwähnt, dass Landshut selbstverständlich nicht nur aufgrund des Events einen Besuch wert ist. Die Stadt verbindet gekonnt Tradition mit Moderne, bietet viele charmante kleine Läden und Restaurants, und dank der Isar auch Badestellen mitten in der Stadt. Die Altbaufassaden zählen zu den schönsten in ganz Bayern und es macht viel Spaß, sich durch die Gassen treiben zu lassen und „einfach nur zu schauen“. An jeder Ecke gibt es so viel zu sehen und zu entdecken.
Im letzten Jahr mieteten wir E-Bikes, die man unter anderem bei der Touristinfo der Stadt Landshut leihen kann. Die perfekte Möglichkeit, sich rund um die erhöht liegende Burg fortzubewegen. Die Burg Trausnitz oberhalb der Stadt ist ebenso wie der angrenzende Hofgarten ein absolutes Muss bei einem Landshut-Besuch.
Spannend zu wissen: Der Landshuter Hofgarten war der erste „Englische Garten“ in Bayern. Ein sehr idyllischer Ort, an dem insbesondere im Sommer schöne Stunden verbringen kann.
Ebenfalls sehr sehenswert: das KOENIGmuseum in der Altstadt, in dem zahlreiche Werke des berühmten Landshuter Bildhauers Fritz Koenig ausgestellt sind.
Mini-Food-Guide für Landshut
In Landshut kann man selbstverständlich auch fernab des Festplatzes gut essen. Das hat übrigens den Vorteil, dass man ganz entspannt sitzen und eine kurze Auszeit vom Hochzeitstrubel genießen kann.
Hier ein paar Favoriten, in denen man in einem schönen Ambiente kulinarisch verwöhnt wird. Natürlich nicht nur für die Zeit während der Landshuter Hochzeit, sondern bei jedem (sommerlichen) Besuch der Stadt:
Rauchensteiner, Badstraße 3
Das Rauchensteiner liegt nicht nur besonders idyllisch auf der Mühleninsel, man kann im Restaurant auch fantastisch essen. Im Sommer unbedingt einen Platz auf der hübschen Terrasse ergattern!
Zur Freiheit – Landshuter Suppenküche, Kirchgasse 247
Insbesondere während der Landshuter Hochzeit ist die Landshuter Suppenküche im Herzen der Altstadt der perfekte Ort, um während des Essens zwar entspannt zu sitzen, aber dennoch auch viel vom Geschehen mitzubekommen. Und auf den Tellern landen leckere (vegetarische) Burger und Salate mit dem gewissen Etwas!
Die Neue Burgschänke, Burg Trausnitz 168
Den besten Ausblick auf Landshut hat man von der Burg Trausnitz. Umso besser, dass man dort auch noch gut essen kann. Unsere Favoriten: die köstlichen Burgbrote, die so viel mehr sind als „nur ein belegtes Brot“ und die Gnocchi.
Hofberg Café, Weickmannshöhe 4
Ein echter Geheimtipp, den wir letztes Jahr im Sommer kennenlernten: das von außen eher unscheinbare Hofberg Café, das nicht nur leckere Kuchen bietet, sondern auch ein besonders idyllisches Ambiente. Von der Terrasse blickt man auf eine Streuobstwiese und fühlt sich, als wäre man in einem „Sommer auf dem Land“-Traum gelandet.
Nepomuk, Ländgasse 121
Ein weiteres schönes Plätzchen in Landshut ist das Nepomuk, das direkt an der Isar liegt und seine Gäste mit einer schönen Auswahl an leckeren Kuchen und Drinks verwöhnt. Eine kleine, aber sehr feine Speisekarte gibt es ebenfalls. Darauf stehen zum Beispiel Flammkuchen und Tapas-Platten.
Portucalis Wein Café Bar, Kirchgasse 229
Portugiesische Leckereien, guter Wein und Live Musik: das Portucalis ist der perfekte Ort, um einen aktiven Tag in Landshut gemütlich ausklingen zu lassen.
Und falls ihr es diese Woche nicht mehr auf die Landshuter Hochzeit schaffen werdet: Keine Sorge, das nächste Datum steht bereits fest! Im Jahr 2027 ist es wieder soweit!
Aber: Wie gesagt, ein Landshut-Besuch lohnt sich immer, denn auch ohne den Hochzeitsschmuck ist die Stadt eine der schönsten, die der Süden Deutschlands zu bieten hat.