Lasst uns einmal gedanklich zwölf Jahre zurückreisen. Fast ganz genau ein Drittel meines Lebens und eine Zeit, in der „Online“ noch nicht annähernd den Stellenwert hatte, den es jetzt hat.
Ein paar Beispiele? Heute vor zwölf Jahren gab es Instagram noch nicht. Könnt ihr euch das noch vorstellen? Und könnt ihr euch noch an die Zeit erinnern, in der kaum eine Marke einen eigenen Online-Shop hatte? 2010 steckte Social Media noch in den Kinderschuhen, Blogger waren etwas total Exotisches und man musste Monat für Monat mit der Begrenzung seines Datenvolumens kämpfen. Wenn man überhaupt ein Smartphone mit Internet hatte. Apple launchte 2010 das allererste iPad, das damals brandneue iPhone 4 war so weit entfernt von dem, was ein heutiges iPhone kann. Es gab eine integrierte Kamera, aber die nutzte man kaum. 2010 nahm man noch Digitalkameras mit in den Urlaub. Und die Laptops waren drei Mal so schwer wie jetzt und hatten noch CD-Laufwerke.
Könnt ihr euch nach an Lookbook und Google Friend Connect erinnern? Facebook wurde auch in Deutschland nach und nach zu dem sozialen Netzwerk schlechthin, aber man nutzte auch nach wie vor Lokalisten, Wer-kennt-wen und StudiVZ. Lokalere Netzwerke. Die Welt war damals (Ja, zwölf Jahre sind in der heutigen Zeit durchaus ein „damals“) online noch nicht annähernd so connected, wie sie es heute ist. Im Oktober 2010 ging Instagram online und erst Jahre später wurde es zu dem großen Fisch, der Social Media auf ein völlig neues Level brachte. Die Instagram Stories gingen by the way erst 2016 online. Nachdem Snapchat kurzzeitig DAS Ding war.
Lena Meyer-Landrut gewann 2010 übrigens den Eurovision Song Contest mit „Satellite“. Produziert von Stefan Raab. Erinnert ihr euch noch? Wow, ist das lange her! Wie präsent damals Stefan Raab im deutschen Fernsehen war. Nicht wegzudenken. Mittlerweile ist seine allerletzte Sendung über sechs Jahre her.
Ja, und 2010, genauer gesagt heute vor exakt zwölf Jahren ging auch Josie loves online. Und zwar mit diesem Header, den wir damals so sehr liebten. Geschmäcker ändern sich bekanntlich, 2010 spiegelte dieses Bild perfekt den Look meiner Freundin und damaligen Mitgründerin Milli und mir wieder, den wir uns für Josie loves wünschten.
In gewisser Weise wurden Blogs zu dieser Zeit wie Social Media genutzt. Viel ging sehr spontan und ungefiltert raus. Meist nur ein paar Sätze und ein Bild statt eines aufwändig produzierten Artikels. Und damals waren Blog-Paraden unfassbar beliebt. Erinnert ihr euch zum Beispiel noch an “Mein Hut und ich” und an “Mein Haustier und ich”? Damals bekamen die Blogartikel zehn Mal so viele Kommentare wie heute – obwohl sie einen Bruchteil der heutigen Leser hatten. Heute wird per Instagram Direktnachricht oder Mail Kontakt aufgenommen. Damals waren es die Blog-Kommentare. Heute kann es sein, dass ein Artikel tausende Male gelesen wird und keinen einzigen Kommentar bekommt. Damals standen 15 Kommentare unter einem Artikel mit 100 Aufrufen.
Maike alias „Milli“ und ich 2010 / Bild: Anette Göttlicher
Das Schönste am Bloggen 2010 war aber zweifelsohne, dass wir Modeblogger uns (fast) alle kannten. Es waren so wenige Kollegen und Kolleginnen, dass man immer die gleichen Gesichter traf. Kein Mensch verdiente (nennenswertes) Geld mit seinem Blog und Konkurrenzdenken gab es nicht.
Wir waren damals wie eine große Familie, die sich in kunterbunten Outfits (2010 war die Blogger-Welt tatsächlich deutlich bunter) auf der Fashion Week traf. Oder auf Beauty-Events, auf denen es immer jede Menge Cupcakes gab …
Ich werde ab und an sentimental, wenn ich an die Anfänge des Bloggens zurückdenke. Aber ich muss auch ehrlich sagen, dass immer alles seine Vor- und Nachteile hat und ich nicht wieder „zurück“ will. In den vergangenen Jahren haben wir uns stets weiterentwickelt, Schwerpunkte verändert und uns selbst neu orientiert. Es war eine sehr bewusste Entscheidung, die „vom Blogger zum Influencer“-Entwicklung nur sehr bedingt mitzugehen und ich hielt hier immer an meinem eigenen Weg fest. Ich bin dankbar dafür, die Fashion Week Welt zu einem anderen Zeitpunkt kennengelernt zu haben. Damals, als noch die Mode auf dem Laufsteg im Vordergrund stand und es die Bezeichnung „Influencer“ noch lange nicht gab.
Zum jetzigen Zeitpunkt wollte ich keine Fashion Week mehr besuchen. Obwohl ich Mode nach wie vor sehr liebe. Aber das ist vollkommen okay für mich. Pure Dankbarkeit erfüllt mich, wenn ich auf die vergangenen zwölf Jahre zurückblicke und sehe, was wir alles sehen und erleben durften. Was daraus entstanden ist und wie wir uns beruflich und menschlich dadurch entwickeln konnten. Hätte man mir vor zwölf Jahren gesagt, dass ich hauptberuflich mit Chris (und Fiete) um die Welt reisen darf, um nicht nur für Josie loves, sondern auch für die schönsten Hotels und spannendsten Destinationen redaktionellen Content zu erstellen, dann hätte ich es nicht geglaubt.
Vor sechs Jahren bat ich viele geschätzte Blogger-Kolleginnen, noch einmal ins Jahr 2010 zurückzublicken und schon 2016 war der „damals und heute“-Unterschied gewaltig. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr hier den Artikel noch einmal nachlesen: „Bloggen 2010 versus Bloggen 2016“
2022 bedeutet auch, dass es Zeit ist, sich mit dem „Blick in die Blog-Kristallkugel“ zu beschäftigen, den ich kurz darauf mit einigen Kolleginnen hier auf Josie loves wagte. Unglaublich, wie richtig und falsch wir gleichermaßen mit unseren Prognosen lagen. Falls ihr Lust habt: Lest doch schon einmal in den Artikel rein, mein „Das ist 2022 wirklich der Status Quol“-Pendant wird in der kommenden Woche online gehen. Habt einen schönen Sonntag, ihr Lieben!
PS: Im letzten Jahr ging ein Beitrag mit Lieblingsbildern aus elf Jahren Josie loves online, den ich euch hier noch einmal verlinken möchte.
PPS: Das ist mein Lieblingsbild aus dem letzten Jahr. Und da liege ich mit meiner „Fiete am Strand“-Prognose aus dem März 2021 gar nicht sooo falsch, oder?
