Es ist mittlerweile fast sieben Jahre her, dass ich zusammen mit meiner Freundin Milli beschloss, einen Blog zu gründen. Die Intention dahinter: Auf einer eigenen Plattform frei Schnauze über Mode schreiben. Als freie Redakteurin schrieb ich bereits für verschiedene Online-Magazine und hatte Lust auf etwas Neues, Eigenes. Es ging mir darum, meine Passion für Mode zu teilen. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was einmal daraus werden könnte, als der Blog schließlich am 20. März 2010 mit diesem Post online ging. Wohin die Blog-Reise gehen würde? Keine Ahnung.
Ich hatte großen Spaß am Schreiben, an mehr dachte ich zu dem Zeitpunkt nicht. Viele Monate später kam das erste Angebot für ein Advertorial. Die Überlegungen meinerseits “Kann ich 50 Euro nehmen, oder ist das zu viel? Doch lieber 30?” Wie sehr man sich dann über die erste Zahlung freute. Das erste mit dem eigenen Blog verdiente Geld. 50 Euro für circa 100 Blog-Arbeitsstunden im Monat. Aber wie gesagt, der monetäre Part spielte anfangs überhaupt keine Rolle. Dank meiner Kontakte als freie Redakteurin wurde ich schon früh erstmals für Josie loves zu Press Days eingeladen und war damals des Öfteren der bunte Hund unter all den Print-Redakteuren. Ein Blog? Was genau ist das? Wie oft ich anfangs erklären musste, was ich da so mache. Und wie oft ich dafür belächelt wurde. Ich kann mich noch so gut daran erinnern, wie aufgeregt ich war, als ich im Oktober 2010 erstmals für ein Blogger Event nach Berlin fliegen durfte. Und wie ich vor Freude im Zimmer umhertanzte, als mich Dior im Frühjahr 2011 für mein erstes internationales Event nach Paris einlud.
Ich sage immer, dass ich unglaublich dankbar dafür bin, die Entwicklung der Modeblogs hautnah mitbekommen zu haben. Zwar gehöre ich nicht zu den Bloggern allererster Stunde (Les Mads wurde bereits Anfang 2007 gelauncht und war ein großes Vorbild für die deutsche Bloggerszene), aber ich kann dennoch auf die “unschuldigen” Anfänge zurückblicken. Es war ein sehr langer Prozess bis zum angesehenen Job Blogger. Bis zu dem Punkt, an dem Firmen bereit waren, Budgets speziell für Blogs einzuplanen. Und ich kann mein Glück teilweise immer noch nicht fassen, dass ich mittlerweile sogar zusammen mit meinem Mann in diesem Job arbeiten kann. Ich habe nach wie vor großen Spaß an diesem Job und bezeichne den Blog immer noch als mein größtes Hobby. Nichtsdestotrotz vermisse ich machmal die Leichtigkeit, die mit der Professionalisierung zum Teil verloren ging. Mittlerweile ist Bloggen vor allen Dingen eines: Business. Es gibt unzählige Blogger allein im deutschsprachigen Raum, der Konkurrenzkampf ist groß und allgegenwärtig. Und ja, auch die Allüren mancher Kollegen bringen mich nicht selten dazu, den Kopf zu schütteln. Ich finde es wichtig, sich immer wieder auf die Anfänge zu besinnen und darauf, dass keine der Möglichkeiten, die wir jetzt haben, selbstverständlich sind. Ich möchte nun gar nicht weiter ausholen, sondern stattdessen andere Blogger zu Wort kommen lassen. Ich habe ein paar sehr geschätzte Kolleginnen, die auch schon viele Jahre dabei sind bzw. zum Teil schon lange vor 2010 begonnen haben, nach ihrer Meinung zu diesem Thema befragt. Was war 2010 besser? Über welche Entwicklung freuen sie sich besonders? Ich bekam nicht nur viele spannende Geschichten, sondern auch 2010-2016-Fotovergleiche (By the way: Hier geht’s zu meinen Foto-Fails aus den Josie loves Anfangszeiten), die mich zum Schmunzeln brachten. Doch lest selbst.
Vicky Heiler von Bikinis and Passports:
“Meinen Blog habe ich 2010 als kleines Hobby neben dem Studium angefangen. Dinge wie Qualität oder Regelmäßigkeit der Beiträge hatten so gut wie keine Wichtigkeit. Keine Spiegelreflexkamera griffbereit?Kein Problem – Photo Booth vom Macbook reicht ja auch. Heute mal 3 Beiträge dann wieder 3 Tage gar kein Content – auch kein Problem. Ehrlich gesagt ist es schon fast schmerzhaft, die alten Beiträge und Looks durchzuklicken, aber andererseits macht es mich auch stolz die Entwicklung zu sehen. Immerhin muss jeder mal irgendwo anfangen!“
2010
„Bald feiere ich mein 10-jähriges Blogger-Bestehen und kann es selbst manchmal kaum glauben. An 2010 erinnere ich mich aber noch sehr gut, denn es war das Jahr, in dem wir den goldenen Lead Award gewonnen haben und damit ganz langsam und kriechend die Etablierung des Modeblogs begann. Zumindest war uns mehr Akzeptanz sicher nach diesem Gewinn – auch ausserhalb der Modewelt. Ausserdem haben wir einen Buchvertrag unterschrieben – rückblickend war alles furchtbar aufregend, denn wir waren viel auf Reisen, haben nonstop gearbeitet und mehr Herzblut denn je investiert. Die Monetarisierung der Website stand zu diesem Zeitpunkt durch unser Vermarkternetzwerk noch in Kinderschuhen, aber Advertorials waren gar nicht so üblich – vielmehr wurde sehr viel Bannerwerbung geschaltet. Da es noch kein Instagram gab, wurde viel mit Facebook gearbeitet und die internationalen Modeblogger kannten sich noch halbwegs untereinander, weil es schlichtweg nicht so viele von uns gab.
Die Inhalte wurden zu diesem Zeitpunkt zwar längst professioneller, aber stehen in keinem Vergleich mehr zu heute – Journelles ist inzwischen ein digitales subjektives Modemagazin mit ausgeweiteten Themenfeldern. Als ich vor vier Jahren die Website gründete, erweiterte ich um Interior- und Beauty-Themen. Auch das war „früher“ ganz anders, denn der Fokus lag fast ausschliesslich auf Outfits und Mode. Heute ist es ein ganzes Lifestyle-Paket, das durch die sozialen Medien wie Snapchat und Instagram vervollständigt wird. Ich glaube, dass die letzten beiden Jahre sehr spannend für die Entwicklung der Blogosphäre waren, denn man kann kaum mehr von einer sprechen. Vielmehr sind es heute „Social Media Stars“ und „Influencer“, die in der Branche mitmischen und die einstige Bezeichnung des „Bloggers“ aufweichen und verändern. Insofern ist es unsere Aufgabe, sich vernünftig zu positionieren und eine Markenwelt zu kreieren – um auch wirklich Blogger zu bleiben. Ich glaube nach wie vor an die Floskel „content is king“ und der wird bei uns genauso viel konsumiert wie vor sechs Jahren – nur sind die sozialen Medien und das leichte Bilder scrollen als Alternative hinzugekommen. Daher ist es durchaus aufwändiger geworden, den Leser bei Laune zu halten. Eine super Herausforderung, die 2010 mit einem ganz anderen Druck verbunden war.“
Katja Schweitzberger von Refinery29, ehemals Les Mads:
“Ich blogge jetzt bald seit einem Jahr nicht mehr, sondern arbeite mittlerweile als Mode- und Beautyredakteurin für Refinery29 Germany. Zuvor war ich jedoch sieben Jahre lang in der deutschsprachigen Blogosphäre unterwegs. 2010 lagen bereits zwei Jahre mit eigenem Blog hinter mir und in dieser Zeit hat sich schon wahnsinnig viel verändert. Als ich meinen Blog gestartet habe, waren Stativ und Selbstauslöser meine besten Freunde. Heute geht für viele ohne professionellen Fotografen eigentlich gar nichts mehr. Es hat eine beeindruckende Professionalisierung stattgefunden und viele Bilder stehen heute den Aufnahmen aus Modemagazinen in Nichts nach. Diese Qualitätssteigerung ist für die Leser und Follower natürlich großartig. Manchmal sehne ich mich aber auch nach der Spontanität und Authentizität vergangener Tage, als ein Bild auch mal ein wenig unperfekt sein durfte und nicht eine Stunde lang bearbeitet wurde. Das würde meiner Meinung nach eine angenehme Portion Abwechslung bringen!
Warum also nicht mal wieder mit Photo Booth knipsen, so wie 2010?”
2010
Ricarda Schernus von Cats & Dogs:
“Früher gab es viel weniger Blogs, deshalb viel mehr Kommentare (hier ein Post mit über 100 einzelnen Kommentaren aus 2010), aber natürlich war es für Marken und Agenturen lange nicht so interessant, mit Bloggern zusammen zu arbeiten. Man konnte Blogger schließlich überhaupt nicht richtig greifen. Was machen die eigentlich? Gibt es da einen Mehrwert für uns als Brand? Tja, das hat sich natürlich zu heute krass gedreht und viele von uns, die damals als Hobbyblogger angefangen haben, können heute davon leben – auch, wenn die Konkurrenz gewachsen ist, ist das doch toll! Auch die Fotoqualität hat sich in den Jahren so krass gewandelt. Heute laufen alle mit Profiequipment rum und ja, das ist toll, denn ich liebe wunderschöne Bilder, aber damals ging es irgendwie auch ohne ;D
2010
“Also vielleicht zeigt das auch, dass es nicht immer absolut perfekt sein muss!”
2016
Leonie Gerner von La Leonella und dem Conleys Online Magazine:
“Eine ganz besondere Geschichte werde ich nicht vergessen – damals startete ich gerade den Blog für Conleys, erst ein Jahr später folgte mein eigener La Leonella, damals war ich für den Online und Offline Bereich, also auch das Conleys Magazin als Chefredakteurin, zuständig. Ich hatte keinen blassen Schimmer vom Bloggen, nutzte (so wie viele von uns), Instagram als Bildbearbeitungsprogramm. Wir hätten uns ja nicht träumen lassen, dass Instagram irgendwann einmal mächtiger als Facebook werden könnte.
Aber zurück zum Thema. Ich war also gerade mal 2-3 Monate bei Conleys angestellt, wir produzierten das erste Magazin und ich bloggte jeden Tag fleißig auf dem Conleys Blog. Da bekam ich eines Morgens aus heiterem Himmel, einen Anruf von SAA (South African Tourism) die mich fragten, ob ich nicht Lust hätte mit meinem 5-köpfigen Team nach Kapstadt zu reisen, dort für den Blog und das Magazin zu produzieren und ganz nebenbei auch noch die angesagtesten Hotspots von Cape Town zu erleben … Ich war fassungslos. Das alles für ein paar Beiträge – ordentlich wohl versteht sich, schließlich bin ich Redakteurin – in unserem BLOG und einen Beitrag im Magazin? Das konnte nicht sein, fotografierten wir uns damals doch noch mit unseren iPhones 2 vorm Spiegel und die Selfies waren so schlecht wie von einer Unterwasserkamera (unter Wasser mit sehr viel Schlick vor der Linse). Und jetzt kommt plötzlich so ein Deal um die Ecke, weil die Kollegen von der SAA unseren Blog so toll fanden. Kann das sein?
Wir Moderedakteure und Blogger freuten uns wenn wir mal ne schöne Tagescreme, Parfum, ein kleines Armband oder ne Einladung zu einer angesagten Party bekamen – aber DAS war neu. Und prompt war klar – „das Bloggen ist doch ne ganz schön coole Sache“ … Heute ist das alltäglich, die großen Blogger sind fast schon mehr unterwegs als die gefragten Schauspieler oder Models. Es ist wirklich unglaublich zu beobachten wie sie auf Instagram und Co explodieren und Reichweiten generieren, zu der uns vor 5 Jahren noch jegliche Vorstellungskraft fehlte. Dennoch, ich muss sagen, ich bin glücklich von Anfang an dabei zu sein. Es ist spannend zu beobachten wie man plötzlich zu den alten Hasen gehört, wie Influencer den Markt erobern und man selbst aber genau weiß „Hey wir haben Euch irgendwann mal ein bisschen die Wege für Eure tollen Reisen und Taschen geebnet“ in diesem Sinne – immer schön dankbar sein für all den Luxus den man mit diesen Tools wie Instagram, Snapchat, Instagram Stories und natürlich auch den (fast schon ein bisschen eingestaubten) Blogs, erleben darf. Ist nämlich alles gar nicht so selbstverständlich. Im Übrigen hatte ich damals mit SAA natürlich die beste Zeit in Kapstadt … und es hat mir einen Weg in Südafrika geebnet der bis heute anhält.”
Alice M. Huynh von I heart Alice:
“Damals hat man einfach drauflos geschossen und es hat auch unglaublich viel Spaß gemacht! Ich erinnere mich daran, wie ich aus Kisten, Büchern und Verpackungen einen Tripod gebaut habe und dann auch einige Stunden daran saß mich zurechtzumachen und in meinem unordentlichen Zimmer Outfit Bilder zu machen – das hat mir sehr viel Spaß gemacht und natürlich ist das heute undenkbar! (haha) – Heute ist vieles viel professioneller, vor allem für die Blogger, die anfangen, damals hatte man nur eine Kamera, seine Freundin oder Schwester und heute eine 5D, einen Fotografen, Chanel Taschen und teure Designer Interior Teile bzw. die exotischen Locations. Alles hat seine Vor- und Nachteile, doch die Zeit damals will ich nicht missen!”
2010
2016
Antonia Wille, Milena Heißerer und Amelie Kahl von amazed:
„2010 standen wir mit Selbstauslöser im Zimmer, heute gibt es Locationscouting mit Fotograf. Aus Spiegelselfies werden Editorialstrecken, die auch in Hochglanzmagazinen abgedruckt werden können – aber wo bleibt die Nahbarkeit?
Die Inhalte sind heute komplett anders als früher: Wenn damals oft nur die persönlichen Interessen sprachen, ist heute jeder zweite Post gesponsert und dazwischen wird häufig nur noch gezeigt, was gut klickt. Die Einträge waren 2010 persönlicher, es gab Blogrolls, in denen sich die erste Generation der Blogger untereinander unterstützt und verlinkt hat. Man hat damals auch viel mehr kommentiert. Blogs wurden eher wie ein Forum genutzt. Es gab keine Samples oder Geschenke für Blogger, geschweige denn Geld. Es gab, wenn überhaupt Facebook-Seiten die den Blog beworben haben, aber eigentlich stand der Blog für sich selbst. Die meisten haben noch auf auf Blogspot gebloggt, SEO hat keine Sau interessiert.
Blogs sind heute professionelle Magazine. Die erste Generation der Blogger hatte keine Angst vor Authentizität – heute werden private Beiträge oft als unprofessionell geachtet. Früher hat man nicht verstanden, dass man sich selbst als Marke bewirbt und somit keine Hemmung davor gehabt, sich so zu geben, wie man eben will.“
Amelie 2010
Antonia 2010
Milena 2010
Franziska Albrecht von Zukkermädchen:
„Ich bin kein großer Fan von “früher war alles besser” Gedanken. Was mich aber in letzter Zeit immer wieder ins Grübeln bringt, dass weder die alten Hasen noch die neuen Hasen eine richtige Community aufbauen konnten. Es gibt bis heute keinen Punkt an dem wir uns treffen, austauschen oder unterstützen. Leider. Vielleicht braucht es noch eine Generation mehr? Ich finde es gerade toll, wie frei wir heute sind und wie anerkannt unser Beruf ist, aber mir fällt ein ganzer Zweig, ein Netzwerk dass sich auf Wissen und Unterstützung aufbaut. Vielleicht wären dann Beiträge a la: “Die anderen sind blöd … weil …” auch passe? Daher kann ich nicht genau sagen, was 2010 besser war. Ich kann nur sagen, es hat sich viel verändert und Veränderungen wirken zu Beginn immer unheimlich … aber am Ende ist es immer nur eine Frage an sich selbst: Wie gehe ich mit der Veränderung um.“
2010
2016
Vicky Klieber von The Golden Bun:
„2010. Irgendwie war damals alles noch so schön aufregend und neu. 2010 war noch Platz für wirklich alles auf dem Blog, ich postete Bilder ohne darüber nachzudenken. Meine liebste Location war meine Dachterrasse unserer alten Wohnung. Ich hatte zwar eine gute Kamerausrüstung, aber noch keinen Fernauslöser. Daher schloss ich die Kamera immer umständlich an meinen Computer an und verwendete die Mighty Mouse zum auslösen. Am liebsten trug ich den kompletten Kleiderschrank von meiner Mam und dachte, dass man mit Designer-Teilen mehr Leser anzieht (meistens geliehen von der Mutter eines Freundes). Rückblickend kann ich nur darüber lachen und mit 18 denkt man noch ganz anders.“
2010
Kathrin Gelinsky von Wunschfrei:
„Meinen Blog Wunschfrei.com habe ich 2008 gemeinsam mit meiner Freundin Linda Paletta gestartet. Wir arbeiteten damals gemeinsam als Grafikerinnen in einer Werbeagentur und unser Highlight des Tages war es, unsere Mittagspause in Umkleidekabinen zu verbringen. Die Fotos die hier entstanden waren echt, ohne Hashtags und ohne Buy-Links. Außerdem habe ich lustige Erinnerungen an unsere erste Fashion Week in Berlin. Um an die Einladungen zu den Shows zu kommen entwickelten wir ein Logo für uns und schrieben eine Art Bewerbung an die Designer. Wir hatten Erfolg!“
Karin Grüttner von Innen & Aussen:
„Bei mir fing bereits 2008 alles mit einer kleinen Digitalkamera und Blitz an. Wenn ich 2008 mit 2016 vergleiche, hat sich auch bei uns Beauty-Bloggern einiges getan.
Die Fotoqualität bzw. meine persönlichen Ansprüche daran haben sich komplett verändert. Habe ich zu Beginn auf einem weißen DIN A4 Blatt fotografiert bei Schreibtischlampenlicht, nutze ich heute eine 1m x 1m große Platte, dazu natürlich Stative, Wlan, Apps, 6 Tageslichtlampen und eine Spiegelreflex mit schwenkbarem Display und ein spezielles Makroobjektiv. Bei Beautyfotografie
braucht man zum Glück keine besonderen Locations. Mein Lippenstift oder Puderdöschen ist geduldig, das Wichtigste ist hier eigentlich nur Farbechtheit und gute Tragebilder. 2016 ist dies immer noch genauso gefragt wie 2008.
Bloggen ist ein Dauerlauf und kein Sprint. Die anfängliche Euphorie ist gewichen, viele alte Hasen haben sich vom Bloggen verabschiedet. Einerseits ist dies natürlich schade, andererseits lernt man so auch viele neue Menschen kennen, wenn man auf Events unterwegs ist.
Die Leichtigkeit ist verschwunden. Alles ist professioneller geworden, spezielle Blogger-Agenturen helfen bei der Vermarktung, kein Bild auf Instagram wird unüberlegt gepostet, die spontanen Momente, die das Bloggen so anders gemacht haben sind weniger geworden. Ich hänge aber noch daran und versuche die echten Momente des Lebens zumindest auf den Social Media Kanälen präsent zu halten.
Eines hat sich aber nicht verändert: Die Treue meiner Leser und dafür bin ich sehr dankbar!“
Susan Fengler von Sue loves NYC und Fab4Mag:
“Als ich mit dem Bloggen anfing, da hat man noch mit der Mini-Digitalkamera Fotos auf dem Balkon der Eltern für einen Outfitpost gemacht. Vor kurzem habe ich in einem Artikel darüber geschrieben, wie sich das Bloggen seither professionalisiert hat. Auf den ersten Blick sieht man das vor allem an den Fotos, finde ich. Was früher kurzes Knipsen war (oft von Mama oder Freund), ist heute ein professionelles Shooting mit Fotografen.”
2010
2016
Kathrin Wittich von Kathrynsky’s:
„Ich sage oft zu mir selbst (und wenn ich mit anderen älteren Bloggern darüber spreche): “Alles hat seine Berechtigung, jeder seine Zielgruppe und das Internet ist groß genug.”
Ich muß jedoch oft schmunzeln, wenn von jungen Frauen berichtet wird oder ich sehe, wie heute viele direkt von Beginn an auftreten. Wer hätte vor zehn Jahren daran gedacht, dass er nach der Visitenkarte zu seinem Blog gefragt wird? Ich nicht!
Ich hab auch nicht daran gedacht, dass ich neben dem Blog auch noch Instagram, Facebook, Snapchat, Pinterest, Stories und etc. alle mit ein wenig unterschiedlichen Geschichten, doch den selben Themen bespielen (muß).
Besser fand ich “damals” den Überblick der Bloggosspähre, andererseits mag ich auch die heutige Vielfalt. Es erfordert mehr Mühe heute gut arbeitende Blogs zu finden.
Auch “damals” haben wir schon gesagt, die Spreu wird sich vom Weizen trennen. Es gibt welche, die sind dabei geblieben und es gibt welche, die haben aufgehört und lesen heute “nur noch” mit. Ich denke, dass wird auch in Zukunft immer wieder passieren. Ständige Erneuerung.
Was ich heute etwas befremdlich finde, ist das Ausmaß der erhobenen Geldbeträge, die Blogger aufrufen. Das auch wirklich schöne und/oder kleine Sachen nicht genauer betrachtet werden, bevor nicht Betrag xyz dafür bezahlt wird. Wie sprechen diese Blogger von sich selbst? Benennen sie ihren Blog als authentisch, ungekünstelt, charakteristisch, natürlich, originell, glaubwürdig, kurz; sind sie echt? Oder, haben sie diese Grundlage des Blog einfach übersprungen? Der Blog als Jobziel, als Einnahmequelle, ich glaube dies unterscheidet die alten Hasen von heute. Ich finde es schrecklich in Gruppen zu unterteilen, doch ich kenne keine von “Uns”, die nicht aus Spaß am bloggen an sich angefangen hat. Im September 2010 (ich hab nachgeschaut) haben wir unter dem Thema “Milchmädchenrechnung” lang und breit darüber diskutiert, welche Marken man für Geld authentisch vertreten kann und wenn ja für wieviel. Damals wurde nämlich prinzipiell zu wenig genommen. Würde es sich heut überhaupt noch lohnen, diese Frage zu stellen?
2009 waren Anna Frost (von, heute, fafine) und ich gemeinsam in Hamburg und haben uns wie Schneekönige über die bezahlte Zugfahrt, die schöne Reise und das Hotel gefreut. Der Marketingchef sagte damals zu uns: “Blogger werden sich auf eine glamouröse Zeit in der Zukunft freuen können!”, und wir haben nur nicht so richtig gewusst, ob wir ihm glauben sollen, weil es damals schwer war, Marken überhaupt dazu überzeugen einem Informationen zur Verfügung zustellen. Die Entwicklung, dass es heute von Beginn an Budget gibt, was nur für Blogger da ist, find ich toll. Doch auch diese Töpfe sind eben irgendwann mal leer, Beziehungen sollten nicht einseitig sein und daran müssen beide Seiten denken.
Ein Punkt, der leider immer weniger wird, ist die Verlässlichkeit. Rückmeldungen, Deadlines, vieles wird nicht so wichtig genommen und geht unter (aus was für Gründen auch immer). Ich finde auch eine Absage höflich und würde mir wünschen, dass man es schafft sich dahingehend besser zu organisieren.
Was ich am tollsten am bloggen finde; ich lerne nach wie vor viele spannende Menschen auf der ganzen Welt kennen. Einige, die ich schon “damals” kennengelernt habe, kann ich heute (immernoch) zu meinen besten Freunden zählen <3″
2016 / Bild: A Song Is Ten Men On The Rope
“Bloggen 2010 war bei den meisten noch komplett als Hobby ausgerichtet. Erst in den letzten Jahren kam der monetäre Gedanke dazu. Heute bloggt in unserer (Lifestyle-) Branche kaum noch jemand ohne diesen Hintergedanken, was schade ist, weil uns dadurch viele, authentische Geschichten durch die Lappen gehen. Allerdings gehören wir alten Hasen jetzt zur ersten Generation, die den Beruf Blogger etabliert hat, was für mich auch eine Verantwortung mit sich bringt, Geschichten weiterhin zu erzählen, selbst wenn wir nicht dafür bezahlt werden. “
Anne Höweler, Inhaberin von COVER PR und Bloggerin der ersten Stunde:
„Ich erinnere mich noch an die ersten Fashion Weeks in Berlin. Da musste man sich als Blogger meist noch reinmogeln und versuchen, unter fadenscheinigen Gründen Zutritt zu den Schauen zu bekommen. Heute buhlen dieselben Brands und Designer um die Blogger und es ist schon erstaunlich, wie sich innerhalb von kurzer Zeit der Umgangston mit den Bloggern geändert hat.“
2011 auf der Fashion Week mit Susan, Anne und Anne.
„Ich blogge mittlerweile nicht mehr allzu regelmäßig, aber früher kannte man gefühlt alle Blogger in seiner Stadt persönlich, man traf sich zu Bloggertreffen, redete über vieles, überlegte gemeinsam neue Projekte und am Ende gabs ein Gruppenfoto, das jeder in einem Blogbeitrag veröffentlichte und alle Blogger verlinkte. Und es war nahezu ein No-Go jemanden nicht zu verlinken, da recherchierte man so lange, bis man den Blog des Neuzugangs in der Bloggerszene der Stadt gefunden hat. Man wollte ja nicht unhöflich sein.
Heute ist es einfach unmöglich geworden, alle Blogger zu kennen, zu organisierten Bloggertreffen kommen die wirklich Großen nicht mehr und so vermischt es sich nicht mehr so, wie früher. Es gibt zwar noch Events, wo man einander kennenlernen könnte, aber da bilden sich doch auch oft Grüppchen und über gemeinsame Projekte brüten dann oft nur Blogger mit ähnlichen Reichweiten. Der Support für kleine und neue Blogs ist somit nicht mehr so vorhanden, wie früher. Ganz zu schweigen von der Berichterstattung und Verlinkung. Das liegt vielleicht daran, dass das Bewusstsein für den Wert einer Vertaggung oder Verlinkung stark zugenommen hat und man damit sparsamer umgeht. Eventuell ist deshalb auch die Blogroll auf der Startseite gestorben. Nur noch wenige haben diese, sei es aus strategischen oder ästhetischen Gründen. Aber ich glaube nicht, dass diese Veränderung aus Ignoranz passiert, sondern weil die Szene einfach so unüberschaubar groß geworden ist und man selbst vielleicht auch nicht ständig Lust hat, sich mit neuen Bloggern auseinander zu setzen und so bleibt man bei jenen, die zu Freunden geworden sind.“
An dieser Stelle würde mich brennend interessieren: Wie empfindet ihr – die Leser – die Entwicklung? Was war „früher“ besser? Was heute?