Wenn ich gefragt werde, ob wir „auch mal ein Hotel vorgestellt haben, das wir eigentlich gar nicht gut fanden“, dann verneinen wir das scharf. Mir ist immer wichtig, authentisch zu sein, in jedem Bereich. Aber besonders wichtig ist es mir, wenn ich euch Tipps im Bezug auf das Reisen gebe. Tipps für das, was für die meisten von euch „privater Urlaub“ ist. Kaum etwas ist emotionaler und genau deshalb möchte ich euch niemals etwas empfehlen, wohinter ich nicht wirklich stehe. Klar, letztendlich sind verschiedene Destinationen, Hotels, Restaurants etc. immer Geschmacksache. Was mir gefällt, muss und wird nicht jedem gefallen.
Aber es bedeutet mir immer so, so viel, wenn ich emotionale Nachrichten von euch bekomme, dass ihr die von uns vorgeschlagenen Hotels gebucht oder die Roadtrips anhand unserer Routen umgesetzt habt – und dass es euch rundum gefallen hat. Diese Nachrichten sind meist emotional, denn solch ein Urlaub zusammen mit Menschen, die einem am Herzen liegen, ist nicht selten „die schönste Zeit des Jahres“. Und er ist oftmals mit viel Vorfreude verbunden. Wie emotional das Thema Reisen ist, das wurde mir selbst vor wenigen Tagen wieder sehr bewusst.
Ich habe eine Weile überlegt, ob ich hier diesem Thema eine Kolumne widme, aber nachdem ich auf Instagram viele, viele Nachrichten von ebenfalls „Betroffenen“ bekam, habe ich mich dafür entschieden. Ironischerweise entschied ich mich erst vor zwei Wochen dafür, im Montags-Update nicht mehr über Pläne für die jeweilige Woche zu schreiben, da sich aktuell so oft unglaublich schnell etwas ändert. Beruflich werden Pläne momentan teilweise einen Tag vorher komplett umgeschmissen und insbesondere im Bezug auf das Reisen passiert gerade viel Unvorhergesehenes.
Vor drei Monaten startete ich hier noch eine Umfrage „Sommerurlaub im Ausland – Ja oder Nein?„. Auch ich war mir sehr unsicher. Obwohl Chris und ich sicherlich nicht extrem ängstlich im Bezug auf das Reisen sind, so waren wir doch die ganze Zeit sehr bedacht. Haben Pro- und Contra-Argumente abgewogen und uns nach reiflicher Überlegung für einen Finca Urlaub auf Mallorca mit engen Freunden entschieden. Allerdings nicht „sofort, wenn es wieder geht“, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt Mitte bis Ende August. Irgendwie dachten wir, das wäre klug, damit sich vor Ort „mit den neuen Maßnahmen alles einpendelt“.
All die Impressionen von Freunden, Bekannten und Kollegen, die ich in den letzten Monaten von Mallorca auf Social Media sah, ließen die Vorfreude (immer mit einem kleinen „Hoffentlich kommt nichts mehr dazwischen!„) immer größer werden. Und die Entscheidung für eine Spanien-Reise fühlte sich absolut richtig an, wenn ich die völlig überfüllten Strände in Deutschland sah – und als wir es morgens unter der Woche schon nicht mehr an den Eibsee schafften, da gefühlt ganz Deutschland unterwegs war. Auch die Liegewiese am Walchensee – für den wir uns stattdessen entschieden – war nach wenigen Stunden total überfüllt. Social Distancing? Schwierig! Generell fühlte ich mich beim Anblick von fast leeren Stränden auf Mallorca und dem Gedanken an eine Finca, in der wir auch mal komplett für uns sein könnten absolut in unserer Reiseplanung bestätigt. Bis am Freitag die Reisewarnung für die Balearen kam – und wir natürlich so vernünftig sind, nicht allem zum Trotz dennoch nach Mallorca zu fliegen.
Insbesondere im Bezug auf die hoffnungslos überfüllten deutschen Touristen-Hotspots finde ich die gerne mal verwendete Aussage „in diesem Jahr einfach mal zuhause in Deutschland bleiben“ zu einfach gedacht. Denn so Schwarz-Weiß ist die Situation nicht. Wenn ich in München das Haus verlasse und am Abend durch unser geliebtes Glockenbachviertel laufe, dann sehe ich das genaue Gegenteil von „Social Distancing“. Große Gruppen von Menschen zusammen, eng an eng … In Bars wird zum Teil gefeiert, als hätte es Corona nie gegeben. Man sollte hier also nicht pauschalisieren, dass die „Daheimgebliebenen“ alles richtig machen.
Ja, ich muss ehrlich sagen, dass ich gerade so richtig traurig bin. Natürlich kann man sagen „ist doch nur ein Urlaub, es gibt Schlimmeres“. Absolut, es gibt immer Schlimmeres und man sollte Dinge auch immer in Relation setzen. Nichtsdestotrotz ist das Thema Reisen im Allgemeinen und eine private Auszeit mit Lieblingsmenschen am Meer nach ein paar sehr nervenaufreibenden Monaten im Besonderen ein sehr emotionales für mich. By the way: Hier muss ich an die Kolumne „Unbeschwertheit trifft auf Ungewissheit“ aus dem letzten Monat denken, die hier soooo gut passt. Aktuell überlegen wir übrigens, was wir alternativ machen können, was realistisch ist, was Sinn macht, was vernünftig ist. Und ich hoffe, dass wir so kurzfristig eine schöne Alternative finden werden.
So, und nun die Frage an diejenigen, die es nun auch so spontan „erwischt“ hat: Habt ihr euch für eine Alternative entschieden oder stattdessen das Thema „Sommerurlaub“ komplett gecancelt? Und an diejenigen, die in den vergangenen zwei Monaten auf den Balearen waren: Man liest aktuell viele unterschiedliche Meinungen. Wie habt ihr die Situation vor Ort empfunden?