Wie geht es euch aktuell? Wie ist euer Alltag? Komplett „normal“, oder habt ihr privat und beruflich immer noch deutliche Einschränkungen? Wie fühlt sich die Lage für euch einige Monate nach dem Lockdown, aber eben auch „immer noch mittendrin“ an? Wie es mir persönlich momentan geht und wie ich die aktuelle Situation empfinde, davon möchte ich euch heute berichten.
Der Sommer ist da, wir dürfen unsere Freunde wieder treffen, (fast) all unseren Hobbys nachgehen. Wir sitzen wieder selbstverständlich in Restaurants im Freien, lauschen der Musik der Straßenmusiker. Wir können an den Flughafen fahren und einfach so auf eine griechische Insel fliegen. Alles ist leicht und unbeschwert – und dennoch schwingt da etwas mit. Es ist nicht das „alte Normal“, es ist das „neue Normal“.
Dennoch genieße ich diesen Sommer vermutlich viel mehr als jemals zuvor. Unser wunderschönes München, die Zeit mit Freunden, die Möglichkeit, sich einfach ins Auto zu setzen und nach Österreich zu fahren. All die Dinge, die immer selbstverständlich waren und nach den Ereignissen der letzten Monate kostbarerer denn je sind. Dem entgegen steht, dass unsere berufliche Situation zwar wieder besser, aber immer noch angespannt ist. Und dass der Gedanke an das Spätjahr natürlich auch Sorgen mit sich bringt. Unbeschwertheit trifft auf Ungewissheit – und das ist irgendwie ein sehr komisches Gefühl.
Immer mehr ist möglich, eine Lockerung folgt auf die nächste. Aber irgendwie hat man dennoch Sorgen, dass all diese Schritte nach vorne plötzlich von einer Vollbremsung gestoppt werden, gefolgt von einem riesengroßen Schritt nach hinten.
Man denke nur an Gütersloh … oder an Melbourne. Die australische Metropole befindet sich bekanntlich aktuell wieder in einem sechswöchigen Lockdown. Unvorstellbar, dass dieser extreme Zustand wieder zu uns zurückkehrt … und dennoch eigentlich gar nicht so fern. Das klingt jetzt furchtbar negativ und pessimistisch. Und nein, so bin ich eigentlich gar nicht. Ich bin viel eher im Team „dankbar, dass wieder so viel möglich ist.“ Aber dennoch gibt es diese Momente, in denen ich viel über dieses Thema und die Eventualitäten, die in den nächsten Monaten auf uns zukommen, nachdenke. An die „normale Grippewelle“, die im Winter wieder starten und im Zusammenhang mit Corona vermutlich für viel Chaos sorgen wird.
Scrolle ich durch meinen Instagram Feed, sehe ich fast ausschließlich Bilder von Trips nach Italien, Griechenland und Spanien. Man sieht Videos von vollen Restaurants, Bootsausflügen mit vielen Personen, gut besuchten Stränden. Dabei vergisst man fast, „dass da eigentlich etwas ist“ und dann beginnt eine Stunde später das Formel 1 Rennen, bei dem die penibelsten Regeln eingehalten werden und alles darauf ausgerichtet ist, dass auf gar keinen Fall irgendwer irgendwen berührt. Obwohl man hier wohl davon ausgehen kann, dass alle Beteiligten sicherlich regelmäßig getestet werden und gesund sind.
Ähnlich, wenn man hier im Glockenbachviertel aus dem Haus geht. Die Restaurants und deren erweiterte Außenbereiche sind am Wochenende brechend voll. Und ehrlich gesagt unterscheiden sich die Bilder von großen Gruppen, die ohne Mundschutz nah beieinander stehen oftmals nicht so drastisch von den Bildern, die man vom Ballermann gesehen hat. Und die bekanntlich eine komplette Schließung der Restaurants und Bars an der Bierstraße nach sich zogen. Hier denke ich übrigens auch einerseits „Genau richtig so!“ und andererseits „Daran hängen so viele Existenzen!“. Irgendwie ist momentan alles ein krasser Kontrast. „Leichtigkeit“ trifft auf „Sorgen“, „den Sommer unbeschwert genießen“ trifft auf „Kummer vor dem, was noch kommen wird/kommen kann“.
Insbesondere, wenn man aktuell mit Eltern spricht, merkt man, dass das alles noch lange nicht überstanden ist. Da werden Kinder wegen einem leichten Schnupfen sofort für zwei Wochen aus der Schule nach Hause geschickt. Oder ein Kita-Kind, das zwei Mal hustet, muss von den Eltern abgeholt werden. Viele Eltern haben große Panik vor den Wintermonaten, wenn sie voraussichtlich Vollzeitjob und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen müssen – und nicht wissen, wie sie das bewältigen sollen.
By the way: Kennt ihr den Moment, in dem sich fremde Menschen in einer Serie in einer Vorstellungsrunde die Hand geben und man kurz denkt: „Moment mal, das macht man doch eigentlich gar nicht mehr!“. Oder sich die Szene, die in einem überfüllten Club stattfindet, extrem befremdlich anfühlt?
Und nun möchte ich mit der Frage, die ich euch ganz zu Beginn dieser Kolumne stellte, abschließen: Wie geht es euch aktuell? Überwiegt bei euch momentan das Gefühl der Unbeschwertheit oder eher die Sorgen vor dem, was noch kommen kann/wird? Oder befindet ihr euch genauso wie ich „irgendwo in der Mitte“ dieser Emotionen? Ich freue mich auf eure Kommentare!