Die erste Hälfte unseres einmonatigen New York Aufenthalts hatte ich euch bereits in Bildform gezeigt, heute folgt die zweite Hälfte. Diese war deutlich von der New York Fashion Week geprägt. Ein sehr aufregender Monat ist am Mittwoch zu Ende gegangen, in dem wir viel erleben durften. Wir haben New York City viel intensiver kennenlernen dürfen als jemals zuvor, denn wir hatten endlich Zeit für all die Dinge, die wir unternehmen wollten und konnten viel über das „wirkliche Leben in New York City“, fernab eines einwöchigen Urlaubs, lernen. Und an dieser Stelle muss ich ein für mich selbst etwas verwirrendes Fazit ziehen: Ich war nach all der Euphorie und vielen tollen Erlebnissen froh, als ich die Stadt am Mittwoch verlassen habe. Versteht mich nicht falsch, New York hat immer noch einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen und wir hatten auch dieses Mal wieder eine absolut grandiose Zeit, ich bin immer noch süchtig nach dem Blick auf die Skyline und dem Gefühl der unbegrenzten Möglichkeiten.
Aber die Zeit in New York war auch sehr stressig. Trotz doppelter Fensterverglasung konnten wir keine Nacht ruhig schlafen, da der Stadtlärm omnipräsent war. In New York fühlt man sich ständig gehetzt, die Stadt ist unfassbar dynamisch und laut. Und mit diesem schnellen Tempo möchte man natürlich mithalten. Das ist in einer Woche immer sehr faszinierend, auch in zwei, drei oder vier. In einem Alltag stelle ich mir das sehr anstrengend vor. Schon nach nur einem Monat war ich ehrlich gesagt ziemlich platt. An den besonders heißen Tagen waren die Gerüche teilweise zu intensiv, die Hitze in der Stadt sehr drückend. Ich hatte in den letzten Tagen das Gefühl „raus“ zu müssen, mehr Platz zu brauchen. Die Sehnsucht nach Ruhe, Entspannung, Natur. Wahrscheinlich werde ich den Trubel schon ganz bald wieder schmerzlich vermissen, aber momentan bin ich froh hier in Kalifornien das absolute Gegenteil zu haben. Obwohl der letzte Monat unglaublich toll war, so muss ich doch sagen, dass die Traumvorstellung von einem Leben in New York Risse bekommen hat. Hinter dem „Ich würde am liebsten in New York leben“ kam schon immer ein „für zwei, drei Jahre“, denn der Traum vom Leben in einem Strandhäuschen am Meer (Wir sprechen hier von Traumvorstellungen …) war nach wie vor an erster Stelle. Doch nun muss ich ehrlich sagen, dass ich mir aktuell nicht einmal mehr zwei, drei Jahre in New York vorstellen könnte. Klar, ein Urlaub in New York City ist immer einfach nur großartig, man erlebt jeden Tag die tollsten Dinge, erfüllt sich einen Wunsch nach dem anderen. Fernab des Alltags, fernab von Verpflichtungen. Und auch wenn wir im vergangenen Monat sehr viel gearbeitet haben, so gab es natürlich nicht den klassischen Büro-Job in unserem Alltag, sondern einen von vielen tollen Erlebnissen geprägten Tagesablauf. Im Urlaub genießt man nur die schönen Dinge des Lebens, die Shopping-Möglichkeiten, die kulinarischen und kulturellen Highlights. Schlaf? Braucht man nicht! Es gehört ja schließlich zum aufregenden „Ich bin in New York City“-Gefühl, dass die Feuerwehr mehrmals pro Nacht wild trötend durch die Straße fährt.
Aber im letzten Monat habe ich auch viel über die „Realität“ in New York erfahren, lange Gespräche mit Menschen geführt, die schon länger im Big Apple leben und auch selbst den ein oder anderen negativen Aspekt kennengelernt. Mir war schon vorher bewusst, dass New York City (ich spreche hier von einem Leben „mittendrin“, also in Manhattan) sehr, sehr teuer ist. Und dennoch bin ich bei unserem Monat in New York immer wieder aufs Neue erschrocken. Wir haben auf einiges verzichtet, so gut es geht gespart und dennoch fast das Dreifache von dem ausgegeben, was wir für einen Monat in München brauchten. Dafür war unsere Wohnung nicht einmal halb so groß wie in München und wir hatten zum Beispiel kein Auto (braucht man in New York natürlich auch nicht), das ja monatlich einen gewissen Betrag in Anspruch nimmt. Hätten wir unseren München-Standart (der sich im absolut „normalen“ Bereich befand) gelebt, wären wir locker beim Vierfachen gewesen. Und genau das ist der Punkt, an dem ich nachdenklich werde, an dem ich all die Euphorie, die mich bis zur letzten Stunde in der Stadt begleitete, einmal nüchtern zur Seite schiebe: Ist New York City wirklich wert, dass man auf sehr viel verzichtet und deutlich mehr arbeitet? Man sich aufopfert, nur um eben in dieser Stadt zu leben? Obwohl sie auch viele Nachteile, wie zum Beispiel schlechte Luft, viel Schmutz und wenig Platz mit sich bringt? Klar, für einen Monat waren 36 Quadratmeter überhaupt kein Thema (und ich habe mich daran sogar wirklich pudelwohl, irgendwie „zuhause“, gefühlt und musste ein Tränchen verdrücken, als wir die Türe am Mittwoch hinter uns geschlossen haben), ein paar Monate mehr wäre das auch kein Problem gewesen. Aber will man über Jahre hinweg in einer kleinen Wohnung leben, wenn man weiß, dass man in einer anderen, ebenfalls schönen Stadt den dreifachen Platz für ein Drittel des Preises bekommt? Abgesehen davon, dass selbst die 36-Quadratmeter-Wohnung beim besten Willen nicht Monat für Monat finanzierbar wäre. In New York City muss man in fast jedem Berufszweig deutlich mehr arbeiten als irgendwo sonst. Die Jobs in New York sind hart umkämpft. Jeder will nach New York, es gibt unglaublich viele hoch qualifizierte Leute, die bereit sind, sehr viel zu arbeiten. Das Privatleben? Steht hinten an! Ich könnte jetzt noch ewig weiter schreiben und komme vermutlich immer wieder zum gleichen Punkt: Ich freue mich sehr auf die nächste Reise nach New York, auch einen Monat im Jahr in der Stadt könnte ich mir sehr gut vorstellen, denn der letzte Monat war unter Nicht-Alltags-Bedingungen sehr bereichernd. Aber wirklich um jeden Preis in New York City leben? Nein, das möchte ich nicht. Nicht mehr … Stattdessen widme ich mich in den kommenden Wochen „der Sache mit dem Leben am Meer“ …
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