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Montags-Update #251: Über das
„richtig für mich“

Starten wir mit positiven News in die neue Woche: Noch ein paar Tage Kälteeinbruch, und dann ist Ende der Woche der Frühling da. So richtig.  Und auch wenn die Zeit aktuell für uns alle sehr speziell ist, so fällt doch Vieles deutlich leichter, wenn man morgens von der Sonne geweckt wird und die Vögel zwitschern. Die kleinen Dinge … ihr wisst schon. 

Ich musste gerade ein bisschen schmunzeln, als ich zur gewohnten Aufteilung meines Updates (die Gliederung in „Erlebt“ und „Pläne für die neue Woche“) ansetzte, denn das macht momentan eher wenig Sinn. Stattdessen habe ich mich dafür entschieden, ab sofort wie in den letzten Wochen auch im Update einfach das  niederzuschreiben, was mir aktuell durch den Kopf geht.

In der letzten Woche gab es einige Diskussionen auf Social Media, was denn nun in der aktuellen Situation „richtig“ sei. Es wurde von einem „Wettkampf, wer in dieser Zeit am produktivsten ist“ gesprochen. Davon, dass man von Online Magazinen, Bloggern und Influencern aber auch vielen Freunden ein schlechtes Gewissen gemacht bekomme, wenn man nicht möglichst viel Sinnvolles mit seiner Zeit anfangen kann.

Ich persönlich finde es unfassbar wichtig, aus all den Tipps und Empfehlungen, die aktuell auf einen einprasseln, das für sich selbst Sinnvolle herauszufiltern. Das gelingt nicht immer, da muss ich mir auch an die eigene Nase fassen. Beispielsweise wird aktuell ja oftmals geraten, dass „genau der richtige Zeitpunkt sei, eine neue Sprache zu lernen“. Mein erster Gedanke: „Oh ja, endlich kann ich die Sache mit dem Spanisch lernen angehen.“ Mittlerweile bin ich bei „Irgendwie bin ich momentan viel zu rastlos, um etwas vollkommen Neues zu lernen.“

Der eine fühlt sich von solch einer Idee angesprochen, der andere von etwas völlig anderem.  Aber es ist wie immer: Die Menschen sind unfassbar unterschiedlich – und deshalb sollte man auch die unterschiedlichen Umgangsweisen mit solch einer Extremsituation akzeptieren. Für manche bedeutet die aktuelle Situation „mehr Stress denn je mit Kindern + Arbeit zuhause“, andere wiederum müssen Zwangsurlaub nehmen oder haben als Freelancer plötzlich deutlich weniger Aufträge und freuen sich über jeden Tipp, wie sie die massenhaft vorhandene Zeit sinnvoll nutzen können. Insbesondere, um sich von Sorgen und Ängsten abzulenken. Wer mit bestimmten Themen auf Blogs, in Online Magazinen und auf Instagram  nichts anfangen kann, der muss sie auch nicht lesen – aber man sollte tolerieren, dass sie für andere wiederum sehr hilfreich sind.

Man sollte das lesen, das konsumieren, was einem persönlich hilft und gut tut. Ich vermeide übrigens, all die Tipps für das richtige Verhalten im Home Office zu lesen. Denn ganz ehrlich? Ich arbeite seit mittlerweile über elf Jahren im Home Office und dennoch weichen die meisten Home Office Tipps von Kollegen  massiv von dem ab, was Chris und ich für uns als richtig empfinden. Ja, es kann auch mal passieren, dass wir nach einem stressigen Tag mit vielen Terminen bis spät in die Nacht gar keinen Wecker für den nächsten Morgen stellen und den Tag darauf bis abends in Pulli + Jogginghose verbringen. Gerade die Möglichkeit, die Tage super flexibel zu gestalten, lieben wir so sehr an der Selbständigkeit. Für andere wiederum ist es wichtig, eine perfekte Routine zu haben, jeden Morgen zur gleichen Zeit den Wecker zu stellen und sich auch für den heimischen Schreibtisch ohne Auswärts-Termine in Schale zu schmeißen. Wichtig ist, dass jeder seinen (Arbeitsall)Tag so gestaltet, wie er sich für ihn selbst richtig anfühlt.

Und hier wären wir auch bei der jetzigen Situation: Ich glaube es war niemals wichtiger, dass jeder ganz genau das tut, was ihm – im Rahmen der vorgegebenen Regeln – gut tut. Es gibt kein pauschales „Richtig“. Nein, man muss ganz sicher keine neue Sprache lernen, wenn man mehr Zeit denn je zuhause hat. Aber wenn man genau jetzt so richtig motiviert ist, endlich „die Sache mit der neuen Sprache“ anzugehen … hey, dann ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt dafür.

Es ist ein verdammt schmaler Grat, zwischen „Endlich mal habe ich Zeit für die Dinge, die sonst liegen bleiben“ und „Ich befinde mich gerade in einer Ausnahmesituation, die so viele Ängste und Sorgen mit sich bringt“. Gar nicht so einfach. Denn „die Sache mit dem Entspannen“ funktioniert ja eigentlich nur mit einem freien Kopf. Finde den Fehler …

An dieser Stelle kann ich nur für mich sprechen: Ja, es gab in den vergangenen beiden Wochen auch schon den Tag, an dem ich einfach nur 24/7 Netflix schauen wollte. An dem ich es sogar zu „anstrengend“ fand, mit einem Lieblingsmenschen zu telefonieren und mich einfach nur mit ganz viel Schokolade auf der Couch verkriechen wollte. Aber: An den meisten Tagen merke ich gerade, dass es mir extrem gut tut, mich aufzuraffen und dann etwas zu schaffen, das ich sonst immer vor mir hergeschoben habe. Zum Beispiel den Schrank ausmisten. Oder das Sideboard neu einräumen. Und es ist definitiv ein befreiendes Gefühl, wenn man „sein Werk vollendet“ hat.

Außerdem habe ich in der letzten Woche einiges ausprobiert, wofür mir in unserem von zahlreichen Terminen, kurzen Trips und längeren Reisen geprägten Alltag meist die Zeit (ehrlich gesagt oftmals auch einfach die Motivation) fehlt. Zum Beispiel Yoga oder eine Meditation am Morgen. Und da wären wir auch beim Kochen und Backen: Zugegeben, von einer guten Köchin bin ich weit entfernt. Aber: Wir haben in der letzten Woche viel ausprobiert, das wir schon lange auf der Liste hatten. Meist muss das Mittagessen bei uns „schnell, schnell“ gehen (und da neigen wir normalerweise viel zu oft dazu, immer die gleichen, bewährten Gerichte zu kochen oder beim Lieblingsthai um die Ecke anzurufen), in der letzten Woche haben wir uns viel Zeit genommen, um lecker zu kochen. Mal sehr gesund, mal ungesund – ganz nach Lust und Laune und wie uns in dem Moment so war.

Was mich in der letzten Woche traurig gemacht hat: Ich führe mit meinen Eltern ja seit mittlerweile fast 14 Jahren eine „Fernbeziehung“ – aber noch nie habe ich sie so sehr vermisst wie in diesen Tagen. Erstes To Do, wann immer es wieder möglich ist: Nach Hause fahren und meine Eltern so fest wie noch nie umarmen. Geht vermutlich den meisten von euch ähnlich, nicht wahr?

Aber es gab auch Dinge, die mich glücklich machten:  Zu sehen, wie Chris mit genauso viel Begeisterung Vögel und Eichhörnchen von unserem Balkon fotografiert, als würde er wieder vor einem Natur-Highlight in Südamerika stehen. Oder aber die Entdeckung unseres schönen „Dachluken-Ausblicks“. Wir wohnen seit viereinhalb Jahren in diesem Haus, sind aber noch nie auf dem Speicher auf eine Leiter gestiegen, um aus der Dachluke zu schauen (Dinge, auf die man sonst im meist viel zu vollgepackten Alltag nicht kommt). Am Samstagabend stand ich mehrere Minuten auf der Leiter (vor der ich sonst ehrlich gesagt meist ziemlich Respekt habe), steckte den Kopf aus der Dachluke und lauschte dem Zwitschern der Vögel, während sich die Dämmerung über die sonst so ruhige Stadt legte.

Wie war euer Wochenende? Habt ihr „einfach mal gar nichts gemacht“ oder stattdessen ein lange aufgeschobenes Projekt in Angriff genommen? War euer Wochenende komplett anders als sonst – oder eigentlich so wie immer? Ich würde mich total freuen, wenn ihr eure Gedanken mit den Josie loves Lesern und mir in den Kommentaren teilt.

Die vergangene Woche auf Josie loves

1. Eine etwas andere Woche

2. Support your Locals!

3. Vorfreude auf Blumenmuster und tropische Prints

4. Gesundes Frühstück: Quinoa Porridge

 


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6 Kommentare

  • 30
    03
    2020
    20
    Sabine

    So ein schönes Update und so passend auf den Punkt getroffen! Danke dafür, liebe Sarah! :-) bleib gesund und alles Liebe! Bine

  • 30
    03
    2020
    20
    Regine

    Liebe Sarah, du hast es super auf den Punkt gebracht. Man hat momentan das Gefühl jeder müsste etwas besonders Orginelles oder Nützliches mit seiner Zeit anfangen. Ich bin momentan aber oft erschöpft von der ganzen Situation und nicht motiviert, da man das Gefühl hat es bringt gerade die Welt und deine Mitmenschen weiter. Aber du hast Recht, wenn man was geschafft hat fühlt man sich gleich etwas besser z.B. als wir am Wochenende endlich mal die Fenster geputzt haben und den Balkon vom Winterschmutz befreit haben. Da setzt man sich gleich viel lieber mit einer Tasse Kaffee in die Sonne. Bleib gesund und liebe Grüße
    Regine

  • 30
    03
    2020
    20
    Marla

    Absolute Zustimmung! Es wird ja gern das eine Boot zitiert, in dem wir alle sitzen, aber es ist nicht für jeden dasselbe. Die Bedürfnisse und Probleme einer Familie mit kleinen Kindern auf begrenztem Raum sind andere als die freiberuflicher Singles usw. usw. Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. Sicher ist: So unterschiedlich die Menschen, so unterschiedlich der Umgang mit der Situation. Ebenso sicher: Es gibt kein Patentrezept dafür. Herauszufinden, was jetzt gerade das „Richtige“ sein könnte, muss jeder für sich selbst. Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe, wie ich finde. Vor allem auch, weil viele diese Art der Auseinandersetzung mit und Rückbesinnung auf sich selbst nur noch so wenig gewöhnt sind. Aber, hallo da draußen: Ein wenig aufgemerkt. Dann kann man schon spüren, was einem selbst und anderen im Augenblick gut tut. Und auch negativ besetzte Gefühle wie Unlust, Rastlosigkeit, Traurigkeit, Ängstlichkeit einfach mal ohne Bewertung zulässt.
    Ich habe letztes Wochenende (den Schönwetterteil) bei weiten Spaziergängen durch heimisches Grün sehr genossen. Ok, die Biergärten sind geschlossen, aber das sind sie um diese Jahreszeit immer. Ok, die Restaurants sind auch geschlossen. Aber da wird abends eben was Leckeres gekocht, wofür alltags die Zeit fehlt. Ob meine Lieblingslokale die Krise überstehen? Ich kann es zurzeit nur hoffen. Nicht mehr. Nicht weniger.

  • 30
    03
    2020
    20
    Conny

    Ich finde es momentan total schwierig, meine eigenen Gefühle in dieser doch so völlig ungewohnten Situation zu äußern. Ständig habe ich Angst, jemandem, dem es schlechter geht, damit auf den Schlips zu treten. Oder man duckt sich schon gedanklich vor einem Shitstorm, wenn man nachgrübelt, was einem momentan so alles fehlt im Vergleich zum normalen Alltag. Zum Beispiel fehlt mir mein Sport, den ich weder allein und noch in den eigenen vier Wänden machen kann. Einen adäquaten Ersatz zu finden, gelingt mir nicht und das belastet mich sehr. Ich fühle mich einer Sache beraubt, die bis vor kurzem einen wichtigen Bestandteil meines Lebens ausgemacht hat. Und wie geht man um mit Dingen wie Kurzarbeit, Zwangsurlaub… So lösen sich alle Ausgleiche zum gerade jetzt noch stressigeren Job irgendwie alle in Luft auf. Natürlich gibt es viel viel schlimmere Dinge. Und gerade deshalb fühle ich mich mit solchen „Problemen“ unheimlich unverstanden. Ich finde sehr wohl, dass man sich so fühlen darf, und gleichzeitig der Meinung sein kann, dass Social Distancing das Richtige ist. Mehr als hoffen, dass wir nur noch wenige Wochen ausharren müssen, bleibt uns wohl nicht…

    1. 03
      04
      2020
      20

      Liebe Conny, das kann ich so gut nachvollziehen. Auch ich tue mich gerade oftmals schwer, meine eigenen Gefühle zu äußern, denn natürlich gibt es Andere, die es „viel schlimmer getroffen hat“. Sport ist solch ein wichtiger Bestandteil des Alltags für unzählige Menschen. Und ja, es ist definitiv ein Problem, wenn dieser so wichtige Ausgleich wegfällt. Ich bekomme es bei Chris mit, der schon sein Leben lang mehrmals die Woche Fußball spielt, wenn wir nicht gerade auf Reisen sind. Und natürlich gibt es auch für diesen Sport keinerlei adäquaten Ausgleich, den man zuhause machen kann. Die Hoffnung, dass dies alles nicht zu lange andauert, bleibt und ist in diesen Tagen so, sooo wichtig. Ich glaube, wir werden alle diese alltäglichen Dinge, die unseren Alltag ausmachen und verschönern mehr denn je zu schätzen wissen.

  • 31
    03
    2020
    20
    Anna

    Was für ein treffender Artikel, liebe Sarah!

    Nachdem ich in den letzten 2,5 Jahren fast jede Woche beruflich unterwegs war, bin ich gerade fast erleichtert, endlich mal nicht mein Köfferchen packen zu müssen und stattdessen Zeit zuhause (aka im Home Office) verbringen zu können – freue mich aber auch schon darauf, bald wieder liebe Freunde und Verwandte persönlich zu treffen oder an der Isar, im Café etc. sitzen zu dürfen. Gleichzeitig ist mir natürlich klar, dass die aktuelle Situation für viele – und letztendlich für alle – katastrophal ist.

    Deshalb kann ich nur zustimmen: Jeder sollte das Beste daraus machen – und für jeden ist etwas anderes „das Beste“.

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