Es ist genau fünf Jahre her, dass sich mein Leben veränderte. Und ehrlich gesagt hätte ich niemals gedacht, dass ich einmal darüber schreiben würde. Aber ja, ich habe mich dafür entschieden, meine Geschichte mit euch zu teilen. Wer Josie loves schon lange verfolgt, kann sich sicherlich an den gesundheitsbedingten Abbruch meines Outfitprojekts im Jahre 2011 erinnern. Ich habe damals nie geschrieben, was eigentlich passiert ist. Ich war hoffnungslos überarbeitet, habe trotz starker Erkältung Vollgas gegeben, bin mit Fieber durch die Gegend geflogen, habe an meinem Outfitprojekt festgehalten, anstatt mich ins Bett zu legen. Irgendwann hatte ich dann zwischen Bronchitis und Nebenhöhlenentzündung einen Hörsturz und habe diesen aufgrund all der anderen Symptome zuerst nicht wirklich erkannt. Eine Woche später folgte der gesundheitliche Total-Zusammenbruch. Der Hörsturz ging als eines von vielen Problemen unter, und als ich Wochen später diesbezüglich einen Facharzt aufsuchte, war ich mit der Therapie viel zu spät dran. Die Folge: Ich habe einen sehr stark ausgeprägten, chronischen Tinnitus. Das nervige Ohrensausen, das jeder von einem Konzertbesuch kennt, begleitet mich dauerhaft in einer sehr intensiven Form. 24/7 seit fünf Jahren. Und ich bereue so sehr, wie leichtsinnig – ja schlicht und einfach dumm – ich damals mit meiner Gesundheit umgegangen bin.
Ich habe in den letzten Jahren alle möglichen gängigen Therapien ausprobiert. Medikamente, Infusionen, Akupunktur, Musik. Geholfen hat nichts. Stattdessen wurde der Tinnitus intensiver. Meine große Hoffnung war unsere Weltreise. Ich war mir ganz sicher, ohne meinen ungeliebten Begleiter zurückzukehren. Leider ohne Erfolg.
Seit einem halben Jahr nun trage ich zwei kleine Apparate im Ohr, sogenannte Noiser. Sie sehen aus wie klassische Hörgeräte und spielen mir regelmäßig einen Ton ein, der meinen Kopf von den inneren Geräuschen ablenken soll.
Auf Blogfotos habe ich sie bis jetzt nicht getragen, und auch bei beruflichen Terminen lasse ich sie oft zuhause. Denn ja, es ist mir peinlich, mit 30 Jahren eine Art Hörgerät zu tragen. Gefühlt starrt mir jeder auf die Ohren, obwohl die feinen Schläuche im Ohr kaum sichtbar sind und ich die Geräte unter meinem Haar verstecken kann.
Es ist mir unangenehm, wenn ich mich in einer Gruppe unterhalte und Probleme damit habe, verschiedene Geräusche zu differenzieren. Das ist eine der Begleiterscheinungen. Es ist kein sichtbares Leiden, kein offensichtlicher Schmerz und dennoch etwas, das mich unglaublich beeinträchtigt und mein Leben bestimmt.
Ich kann die hoffnungsvollen und nur lieb gemeinten Fragen „Was machen deine Ohren? Geht es ihnen besser?“ von meinen Freunden und der Familie nicht mehr hören. Am liebsten würde ich antworten: „Glaubt mir, falls der Tinnitus irgendwann einmal verstummen sollte, werdet ihr davon erfahren. Dann lade ich euch zur Party meines Lebens ein!“
Es gibt gute Tage und es gibt weniger gute Tage. An manchen Tagen kann ich fast über die Geräusche hinweghören. Besonders wohl fühle ich mich, wenn ich Zeit am Meer verbringen darf. Das Wellenrauschen macht die Geräusche erträglicher. An anderen Tagen nimmt mich das Pfeifen und Rauschen im Kopf ein. Ich kann mich tagsüber nicht konzentrieren, will nicht schlafen gehen da ich weiß, dass ich wach liegen werde. Ich ertrage Stille nicht und Musik kann mir nicht laut genug sein.
Und genau an diesen Tagen verstehe ich die Frage nach Selbstmordgedanken, die mir im Rahmen einer Therapie gestellt wurde. Ich bin damals zutiefst erschrocken. Vorerst. Denn ganz ehrlich? Ich bin sehr dankbar dafür, ein sehr glückliches und erfülltes Leben zu führen. Ich habe einen wundervollen Partner gefunden, mit dem ich alt werden möchte, habe die besten Eltern, die man sich vorstellen kann, Freunde, die immer für mich da sind und einen Job, der mich erfüllt. Hätte ich dieses stabile Umfeld nicht? Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass man sich in die Krankheit hineinfallen lässt und das Schöne im Leben nicht mehr wahrnehmen kann.
Ich schreibe hier fast immer nur über die schönen Dinge und bekomme oft vorgeschwärmt, wie perfekt mein Leben doch sei. Nein, das ist es nicht. Kein Leben ist perfekt, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Ich möchte euch von ganzem Herzen raten: Hört auf euren Körper und lasst ihn zur Ruhe kommen. Lasst es nicht zu, dass der Stress euch auffrisst. Gönnt euch Ruhephasen, schaltet das Handy aus und besinnt euch so oft es geht auf das Wesentliche. Die Gesundheit ist das Wichtigste und höchste Gut, das ihr besitzt. Spielt nicht mit ihr! Und wenn euch irgendwann einmal das Gehör weg bricht: Bitte geht umgehend zum Arzt. Ein Hörsturz ist sehr gut therapierbar, wenn er gleich behandelt wird.