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Ist Perfektion wirklich erstrebenswert?

In Zeiten von Social Media wird uns tagtäglich vor Augen geführt, wie das Leben im Idealfall auszusehen hätte. Wenn es nach Instagram und Co geht, dürfen wir maximal Kleidergröße 36 haben, sollten jeden Tag Sport treiben, uns vegan ernähren und unseren Job, Kind und Privatleben perfekt unter einen Hut bekommen – natürlich stets top gestylt. Perfektionismus begegnet uns an jeder Ecke. 

Insbesondere wenn es um Ernährung geht. Ich persönlich fühle mich trotz recht gesunder Ernährung ab und an schlecht, wenn ich gerade einen großen Schokomuffin esse und dabei auf Instagram Stories sehe, wie perfekt strukturiert der Ernährungsplan mancher Kolleginnen ist. Doch es geht gar nicht nur um Ernährung und Sport, es geht noch weiter. Auch das Thema Schönheits-OP’s ist plötzlich völlig normal – passt etwas am eigenen Körper nicht in das perfekte Barbie-Bild, wird es eben angepasst.

Hier möchte ich gar nicht zu tief eintauchen, Vor einiger Zeit hatte ich in meinem Artikel „Body Positivity versus Social Media Perfektion“ nämlich bereits über dieses Thema geschrieben. Einerseits sollen wir uns so wohlfühlen, wie wir sind. Unseren Körper und die eigene Persönlichkeit feiern. Andererseits sollte man bestenfalls einfach alles an sich optimieren.

Das geht auch weit über die Optik hinaus. Selbstoptimierung soll – so geben es uns die Medien vor – bestenfalls in jedem Bereich stattfinden. Unser Zeitmanagement, der Kleiderschrank, die Wohnung und natürlich auch der Job. Doch mal ehrlich: Mich persönlich überfordert der Gedanke extrem, in jedem Bereich „nur das Richtige“ tun zu wollen. Denn mit „sich pudelwohl“ fühlen, hat Perfektionismus für mich nur selten etwas zu tun. Für euch etwa? Dennoch wird das Streben nach Perfektion oftmals als Muss suggeriert .

Meine Freundin Sue hatte vor kurzem in ihrer by the way sehr empfehlenswerten „Life at 30“ Kolumne über dieses Thema geschrieben und sich gefragt „Wann geht unsere Selbstoptimierung zu weit?“ 

Das größte Problem ist doch, dass uns in der heutigen Zeit an jeder Stelle gezeigt wird, wie etwas noch besser sein könnte. Eine noch tollere Wohnung, ein attraktiverer Job, schönere Haare, ein besserer Körper, eine vernünftigere Ernährung, und so weiter und so fort.

Ein gutes Beispiel ist das Thema Hochzeit. Ich habe schon des Öfteren im Bekannten- und Freundeskreis mitbekommen, dass die ganze vermeintliche Hochzeitsperfektion, die auf Instagram zelebriert wird, Bräute in spe extrem verunsichert. Wie soll man all dem gerecht werden?

Doch es ist gar nicht nur das Bild, das auf Social Media gezeigt wird, es ist bei diesem speziellen Thema auch das ganze Umfeld. Jeder meint wissen zu müssen, was „perfekt“ ist. Man MUSS das machen, und das und das … dabei ist doch gerade das Thema Hochzeit so individuell wie kein anderes. Das eine Paar möchte eine Feier mit 100 Gästen, das andere lieber nur zu zweit am Strand heiraten. Auch wir haben uns mit unserer Trauung im kleinsten Kreis in New York für eine sehr unkonventionelle Hochzeit entschieden – und bekamen dafür anfangs sogar von sehr nahestehenden Menschen großen Gegenwind. Aber wisst ihr was? Für uns war unsere Hochzeit einfach perfekt. Ja, PERFEKT. Und dass es das für andere nicht war, war uns in diesem Falle herzlich egal.

Das eigene Wohlbefinden sollte immer über dem „einer von der Gesellschaft geformten Norm“ stehen (Wenn man mit der Umsetzung der eigenen Wünsche anderen nicht schadet, selbstverständlich). Ihr fühlt euch besser, wenn ihr regelmäßig Sport macht? Dann solltet ihr das auch tun. Für EUCH SELBST. Und bitte lasst die Schokolade nicht weg, wenn sie euch gut tut. Eine Erkenntnis meines Zuckerfrei-Experiments: Ich habe keine Lust, ganz auf Schokolade und andere vermeintlich ungesunde Dinge zu verzichten. In Maßen tut sie mir gut. Dennoch ist es mir persönlich – für mein Wohlbefinden – wichtig, mich gesund zu ernähren. Für mich und meinen Körper. Zuckerfreie Tage? Unbedingt! Komplett zuckerfrei? Auf keinen Fall!

Letztendlich sollte doch immer das „glücklich sein“ an allererster Stelle stehen. Der Job sollte Spaß machen, das eigene Essverhalten auch. Und die Gestaltung des Lebens darf nicht von dem abhängig gemacht werden, was sich die Gesellschaft wünscht.

Meine Meinung: „Perfekt“ gibt es doch eigentlich gar nicht, denn „perfekt“ sieht für jeden anders aus. „Perfekt“ kann auch der rundum gelungene Tag mit Lieblingsmenschen sein, der uns ein extrabreites Strahlen ins Gesicht zaubert. Und muss nicht bedeuten, dass das ganze Leben immer kerzengerade läuft. Denn glaubt mir: Das ist bei niemandem der Fall!

#lifegoal = Happy sein. Mit Kleidergröße 34 oder Kleidergröße 44. Mit Hund, Mann, Haus und zwei Kindern – oder aber mit einem ganz anderen Lebensmodell. Wichtig ist, dass man seine eigenen Entscheidungen trifft und sich nicht zu sehr von außen beeinflussen lässt. Und wenn der ein oder andere Selbstoptimierungs-Tipp aus dem Lieblingsmagazin zu diesem Glück beiträgt – umso besser.

So, und jetzt Bühne frei für eure Gedanken: Ich freue mich wie immer sehr über eure Kommentare!


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7 Kommentare

  • 27
    05
    2018
    18
    Anna

    Sehr schöner Artikel, Sarah!

    Liebe Grüße
    Anna

  • 27
    05
    2018
    18
    Emi

    Yes, yes und yes! Ich merke, dass diese Perfektionswelle zwischen 30 und 40 wirklich absurde Züge annimmt: die perfekte Hochzeit, die perfekte Kinderplanung, das perfekte Haus usw. ich merke dabei, wie manche Freundschaften mangels Toleranz für andere Lebensformen nicht bestehen bleiben. Und das ist dann eben so. Mein Mann und ich haben uns dafür entschieden, alle 3-4 Jahre umzuziehen, weltweit. Unsere Jobs lassen das zu, aber manchen Freunden fehlt der “Common ground”, wenn wir eben nicht begeistert über Häuser mit debattieren wollen. Aber das ist auch okay, man merkt dann eben, welche Freundschaften bestehen bleiben und es gibt auch neue tolle Freundschaften. Mir ist meine eigene Flexibilität wichtiger, statt in festen Mustern zu leben. Aber jedem das seine! Manche Leute identifizieren sich eben über diese “perfekten” Erwartungen an ihr Leben.

  • 27
    05
    2018
    18

    Ich bin Deiner Meinung. Und ich bin froh, jetzt bereits 39 zu sein und ohne Instagram und andere Social Media aufgewachsen bin, denn der Druck ist heute sicherlich deutlich größer.

  • 27
    05
    2018
    18
  • 27
    05
    2018
    18
    Mari

    Interessanter Artikel! Wenn Social Media eine so große Rolle für den Berufsalltag spielen, stelle ich es mir wirklich sehr schwierig vor, sich vom Tun der Kollegen oder anderer Instagramer nicht unter Druck setzen zu lassen. Gerade wenn man die Personen mit den perfekten Ernährungsplänen, der perfekten Strandfigur etc. auch persönlich kennt und sie irgendwo zum persönlichen Umfeld gehören, ist es wahrscheinlich wirklich schwer, sich davon nicht anstecken zu lassen. Mich als Hobby-User stresst jetzt nicht wirklich, was ich bei Instagram sehe, weil ich mich natürlich viel stärker an meinem privaten bzw. „echten“ Umfeld orientiere, als an einer wildfremden Person, die ich eigentlich gar nicht kenne :) Und in meinem Freundes- und Familienkreis strebt Gott sei Dank niemand nach Perfektion. Eigentlich streben alle ein gesundes Mittelmaß zwischen Genuss und gesundem Essen, Leistung und Entspannung usw. an. Daran orientiere ich mich… und nicht an „Kunstfiguren“, die auf Instagram einen extremen Lebenswandel (in welche Richtung auch immer… ob nun vegane Ernährung, Fitness, Size zero etc.) propagieren. Teilweise habe ich sogar fast Mitleid, wenn ich extrem bearbeitete Fotos von Frauen in den seltsamsten und unnatürlichsten Posen sehe… da gehen meine Gedanken eher in die Richtung, dass man schon ein sehr minimales Selbstwertgefühl haben muss, wenn man es nötig hat, sich im Internet so darzustellen :-( Und ein Stück weit ist es – unabhängig von Social Media – mit Sicherheit auch einfach eine Typfrage, wie sehr man sich vom Umfeld negativ stressen lässt, gerade auch im Berufsleben. Dort halte ich es schon für extrem wichtig, dass man seine Belastbarkeitsgrenze kennt und eben auch mal auf die Bremse treten kann, wenn man an seine Grenze stößt. Ich hatte schon Kollegen, sie sich in der Hinsicht nicht abgrenzen konnten und irgendwann quasi zusammengebrochen sind, weil sie einfach immer besser sein wollten, als alle anderen. In der Hinsicht ist mir mein eigener Schutz allerdings wichtiger, als beim Vorgesetzten Bonuspunkte zu sammeln :-) Und wenn irgendwann gar nicht mehr geht, ist weder einem selbst noch dem Büro geholfen.

  • 28
    05
    2018
    18
    Constanze

    Toller Artikel, liebe Sarah!
    Ich teile deine Ansichten absolut.
    Ich denke, dass die heutige Jugend und die jungen Erwachsenen, die mit der social media Welt aufwachsen, einen ganz anderen ‘Realitätsbezug’ haben als die Generation Ü30.
    Das Streben nach Perfektion, sich darzustellen scheint zum guten Ton zu gehören und es wird regelrecht ‘gebattelt’…

    Guten Wochenstart!

  • 28
    05
    2018
    18
    Veronika

    Liebe Sarah,

    ein toller Artikel zu einem sehr aktuellen Thema, wie in finde. Gerade Plattformen wie Instagram etc. fördern das Streben nach Perfektion und dem perfekten Leben extrem. Und hier ist es meiner Meinung nach auch eine Altersfrage, wie man damit umgeht. Ich bin Mitte 30 und kann das alles relativ entspannt sehen, das Leben hat mir schon die ein oder andere Prüfung auferlegt, von daher meine ich zu wissen, was wirklich wichtig ist und hänge mich nicht an einer Kleidergröße auf. Im Gegenteil, ich kann eine ganze Tafel Schokolade aufessen und habe noch nicht mal ein schlechtes Gewissen dabei.

    Wenn ich die vielen Instagram-Posts zu perfektem Haus, perfektem Kind, perfekter Hochzeit, perfektem Urlaub etc. sehen, bin ich fast schon ein bisschen gelangweilt und ich denke mir, das muss ja auch ein ödes Leben sein, wenn alles perfekt ist :D

    Du hast ja auch das Thema Hochzeit aufgegriffen, hier möchte ich gerne auch noch was dazu sagen, da es ein Paradebeispiel für den zelebrierten Perfektionismuss ist. Meiner Meinung nach rückt durch diese ganze Insezierung „das Eigentliche“ total in den Hintergrund und bei mir entsteht der Eindruck, es wird nur wegen Kleid, Location, Feier etc. geheiratet. Es geht doch aber darum zu einem Menschen „Ja“ zu sagen und sich zu verpsrechen, den Rest des Lebens zu teilen. Dazu braucht man tatsächlich gar kein Istagram!

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