„15 years ago, the internet was an escape from the real world. Now, the real world is an escape from the internet.“ Noah Smith
Ein Zitat, das ich in der letzten Woche auf Facebook las, und das mich sehr zum Nachdenken brachte. Erinnert ihr euch noch an diese Zeit, in der es das Internet schlicht und einfach noch nicht gab? In der man ein Handy nur zum Telefonieren nutzte? Jahre später, als man sich immer laaange mit dem Modem einloggen musste, um mal ganz kurz für eine viertel Stunde ins Internet zu gehen bevor die Eltern „Schluss jetzt!“ riefen, damit sie telefonieren konnten?
Ich will ehrlich sein: Auch wenn ich beruflich im Internet zuhause bin, so macht es mir manchmal Angst, wie sehr es mich mittlerweile einnimmt. Genauer gesagt meine ganze Generation. Auch mein Privatleben ist so geprägt davon, ständig online zu sein. Mal eben schnell Instagram checken, die Nachrichten-Website und nachschauen, unter welchem süßen Hundevideo mich eine Freundin auf Facebook getaggt hat. Und schon ist wieder eine Stunde vergangen. Eine Stunde, in der ich früher ein Buch gelesen, Tennis gespielt oder mit einer Freundin telefoniert habe … Ich kann mich gar nicht mehr genau daran erinnern, was ich „damals“ alles mit meiner Zeit angefangen habe, aber ich weiß eines: Mein Tag muss entspannter gewesen sein. Alles ist unglaublich schnelllebig geworden. Nachrichten werden in Sekundenschnelle verbreitet und jedes noch so kleine Ereignis wird sofort im Moment des Geschehens in die Welt hinausgetragen. Das ist in vielen Punkten sehr, sehr positiv und hilfreich, aber kann auch so viel Negatives mit sich bringen. Cyber Mobbing, worüber ich vor kurzem ausführlich geschrieben habe. Fake News, die so viel Unruhe in unserer Gesellschaft stiften. Aber auch die Tatsache, dass so viel weniger echte Konversationen stattfinden. Was früher im real life oder am Telefon besprochen wurde, tippen wir heute schnell per What’s App. Ohne dabei die wahren Emotionen unseres Gegenübers mitzubekommen („Warum ich dich häufiger anrufen sollte“ – Ein Text, den meine liebe Sue kürzlich geschrieben hat). Statt der Umarmung von der besten Freundin gibt es ein Smiley-Küsschen, wenn wir unser Herz per What’s App ausschütten. Statt zum Telefon zu greifen, oder sich spontan zu treffen.
Es ist nicht selten, dass alle am Tisch auf dem Smartphone herum tippen, anstatt sich mit dem Hier und Jetzt zu beschäftigen. Das ist übrigens sogar schon einmal passiert, als wir mit meinen Eltern und Schwiegereltern im Urlaub waren, und wir stammen aus völlig unterschiedlichen Generationen.
Man verbringt tagtäglich stundenlang mit irgendwelchem Nonsens. Wir alle beklagen uns über zu viel Stress, und dabei könnten wir uns doch so einfach Zeit für die wirklich wichtigen Dinge nehmen. Es ist unglaublich einfach, und fühlt sich dennoch so schwer an. Ich lege so oft mein Smartphone zur Seite und nehme mir vor, es den Rest des Abends nicht mehr anzurühren. Und dann fällt mir fünf Minuten später ein, was ich unbedingt noch nachschauen wollte. Ja, man kann dies sicherlich als Sucht bezeichnen. Doch ist es in der heutigen Zeit überhaupt möglich, diese wieder loszuwerden? Denn ist „meine Generation“ nicht fast noch harmlos im Vergleich zu den jetzigen Teenagern, die damit aufgewachsen sind, alles sofort auf Social Media zu teilen und teilweise überhaupt keine private Grenze mehr ziehen?
Irgendwie geht es nicht, ohne dieses Internet. Das habe ich auch gemerkt, als ich während unserer Weltreise einmal einen Monat fast offline war. Digital Detox nennt man es, wenn man mal eine gewisse Zeit offline ist. Und dazu gibt es über sechs Millionen Google Treffer. Es ist etwas „Besonderes“, wenn man sich von Smartphone und Internetbrowser trennt …
Auch wenn ich beruflich online mein Glück gefunden habe und auch privat das „mal eben schnell googlen“ nicht missen möchte, so vermisse ich manchmal auch die Zeit „davor“. Als ich etwas im Duden (Dem Buch, nicht der Website!) nachgeschlagen habe, wir uns per Festnetz-Anruf verabredet haben und es nicht diese gigantischen Pranger namens Social Media gab …
Wie ich wohl in zehn Jahren über das Online-Verhalten von 2017 schreiben werde? Hat das „immer und überall online sein“ schon seinen Peak erreicht, oder wird alles noch viel, viel extremer?
Ich werde jetzt übrigens den Laptop zuklappen, mein Smartphone im Hotelzimmer lassen und die nächsten Stunden in der Sonne verbringen. Jawohl!