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2020 im Ausland – Teil 3: die aktuelle Situation in Andalusien und Luxemburg2020 im
Ausland - Teil 3

Rahmen

Und weiter geht es mit unserer „2020 im Ausland„-Serie! Heute mit zwei Leserinnen, die seit einiger Zeit in Luxemburg und Andalusien leben. Wie haben sie die letzten Monate erlebt? Und wie ist die aktuelle Situation vor Ort? Das haben sie mir beide sehr ausführlich erzählt. 

Die aktuelle Situation in Andalusien …

Alexandra kommt aus einem kleinen Dorf in Sachsen-Anhalt und wanderte vor 13 Jahren alleine nach Spanien aus. Dort lebt sie gemeinsam mit ihrem spanischen Freund in Benalmádena, einem kleinen Ort in der Nähe von Málaga – wenn sie nicht ihrer Leidenschaft – dem Reisen – nachgeht. Auf Instagram findet ihr Alexandra übrigens unter @lifeisjustapictureaway.

1. Du bist mit Anfang 20 ausgewandert. Wie kam es zu diesem großen Schritt?

Schon früh merkte ich, dass ich eine Liebe zu Sprachen habe und studierte daher in Deutschland Übersetzen. Als Teil meines Studiums ging es in meinem Auslandsjahr 2004/2005 nach Málaga, wo ich erstmals richtig in das spanische Leben eintauchte. Dass mich diese Zeit so prägen würde, hätte ich im Vorfeld nie gedacht.

Als ich wieder zurück in Deutschland war, wurde die Sehnsucht immer größer und nach Ende des Studiums stand 2007 für mich fest, dass ich zurückwill. Mit einem (doch recht überfüllten) Koffer, viel Vorfreude und ohne Job wanderte ich aus.

Glücklicherweise lief alles gut. Ich fand nicht nur gute Freundinnen und meinen jetzigen Partner, sondern auch schnell erste Jobs im Tourismusbereich, die mich letztendlich zu meiner aktuellen Stelle in einer Zielgebietsagentur als Key Account Managerin für den deutschsprachigen Markt führten.

2. Welche Auswirkungen hatte Corona in Andalusien auf deinen Alltag und wie hast du die letzten Monate empfunden?

Beruflich ist es aktuell recht schwer. Durch den Coronavirus liegt der internationale Tourismus komplett brach und damit auch meine Arbeit. Bereits seit März 2020 ist mein Vertrag vorerst stillgelegt und momentan erhalte ich noch staatliche Unterstützung. Wenn alles gut läuft, arbeite ich hoffentlich im Laufe von 2021 wieder. Hätte mir jemand Anfang des Jahres gesagt, wie dieses Jahr für mich verläuft, ich hätte dieser Person nicht geglaubt.

Neben den Sorgen um den Job kam Mitte März der recht strenge Lockdown in Spanien. Wir durften ab sofort das Haus lediglich für Einkäufe oder Arztbesuche verlassen. Kein Spaziergang, keine Treffen und rund um die Uhr zu Hause sein. Was anfangs für mich als introvertierte Person machbar (oder sogar ansprechend) klang, war am Ende ein Auf und Ab der Gefühle. Ich war froh, zumindest ein paar Sonnenstrahlen auf dem Balkon zu erhaschen und den typischen Lockdown-Aktivitäten wie Yoga, Lesen und Netflix nachzugehen.

Doch nach zwei Monaten war es soweit – wir durften raus! Zwar nur maximal eine Stunde, einen Kilometer von der Wohnung entfernt und in einem festgelegten Zeitfenster, aber zumindest etwas. Stück für Stück ging es fortan in die „neue Normalität“, sodass wir den Sommer fast wie immer verbringen konnten. Obligatorisch blieb aber die Atemmaske, die zu jeder Zeit getragen werden musste.

Es schien, als rückte der Coronavirus in diesen Monaten in den Hintergrund. Wir hatten zwar sehr viel weniger Tourist*innen und die Wirtschaft hatte stark zu kämpfen, aber langsam begann etwas Leben auf den Straßen einzukehren. Auch ich machte erste vorsichtige Schritte und traf mich mit einigen Freundinnen. Doch ich war sicher immer noch eine derjenigen in meinem Freundeskreis, die sehr „vorsichtig“ war, noch nicht ans Reisen dachte und nur selten außerhalb Essen ging.

3. Wie ist der aktuelle Stand bei euch?

Aktuell gibt es erste neue Einschränkungen, nachdem wir täglich über 20.000 neue Fälle bei insgesamt 47 Millionen Einwohnern in Spanien verzeichnet hatten. Doch im Vergleich zum Frühjahr sind diese Maßnahmen machbarer. In Andalusien dürfen wir uns zumindest innerhalb unseres Wohnortes und außerhalb der Sperrstunden (22 bis 07 Uhr) frei bewegen. Jedoch dürfen wir weder unseren Ort noch Andalusien ohne triftigen Grund verlassen.

Angesichts der aktuellen Covid-19 Fallzahlen rechne ich persönlich jedoch bald mit weiteren Einschränkungen. Wie es mir damit geht? Ehrlich gesagt, habe ich es ein wenig erwartet. Insgeheim hatte ich aber gehofft, dass die heißen Sommermonate den Virus schwächen würden oder es zum jetzigen Zeitpunkt bereits eine Impfung/Behandlung geben würde.

4. Wie würdest du den Umgang mit der aktuellen Situation in Deutschland und Spanien vergleichen?

Ich verfolge die Situation in Deutschland teilweise, vor allem auch da Familie und Freunde noch dort leben. Ich finde die Umsetzung und auch Kommunikation der Maßnahmen in Deutschland prinzipiell gut. Wie in Spanien ist es aber sehr verwirrend, dass je nach Bundesland bzw. Autonomer Gemeinschaft so unterschiedliche Regeln gelten.

Vor allem denke ich, dass es sinnvoll ist, dass Menschen weiterhin raus an die frische Luft und in die Natur dürfen, wenn auch nur im kleinen Kreis. Die komplette Schließung der Gastronomie sehe ich jedoch als problematisch an und hätte mir in Deutschland eine ähnliche Lösung wie in Andalusien (mit reduzierten Öffnungszeiten bis 18 Uhr) gewünscht. Allgemein finde ich übrigens, dass die Maskenpflicht erst recht spät sowohl in Deutschland als auch in Spanien eingeführt wurde.

Ich hoffe wirklich für uns alle, dass 2021 das Jahr wird, indem wir endlich wieder bedenkenlos Freunde und Familie umarmen, Konzerte erleben, die Welt erkunden und unbesorgt durch volle Innenstädte spazieren können.

Ein schönes Abschlusswort, liebe Alexandra. Das hoffe ich auch von Herzen!

2020 in Luxemburg …

Weiter geht es mit Caro, die mich von Luxemburg aus angeschrieben hat. Sie wohnt dort direkt an der Grenze zu Deutschland und hat nach ihrem Wirtschaftsstudium vor kurzem angefangen, in einer Marketingagentur zu arbeiten. Welche Rolle es sonst spielt, direkt an der deutschen Grenze zu leben und wie die letzten Monate für sie waren, das hat sie für euch aufgeschrieben.

1. Seit wann lebst du in Luxemburg?

Ich bin in Luxemburg aufgewachsen und wohne schon mein Leben lang hier. Da ich jedoch an der Grenze zu Deutschland wohne (in zwei Gehminuten bin ich über der Grenze), kann ich mich sehr gut damit identifizieren. Durch die gegebene Situation verbringe ich viel Zeit dort, da es z.B näher zum Einkaufen liegt, zum anderen habe ich in Trier studiert. Durch meinen Job in einer deutsch/luxemburgischen Agentur habe ich nochmals einen anderen Bezug zu Deutschland bekommen, da alle meine Kollegen dort wohnen.

2. Wie hast du die letzten Monate empfunden und wie ist der aktuelle Stand bei euch?

Im März hatten wir einen Lockdown – wie in den meisten Ländern. Ich empfand den Lockdown damals als sehr einschränkend. Es war wie in Deutschland alles geschlossen, nur notwendige Läden (Supermarkt, Apotheken..) und Ärzte (aber meist nur Allgemeinmediziner) hatten geöffnet. Dann wurde schrittweise das „normale“ Leben wieder eingeführt. Nach und nach wurden Schulen, Geschäfte, Dienstleistungen etc. geöffnet. Da ich kurz vor dem Lockdown zu Hause ausgezogen bin und alleine wohnte, konnte ich glücklicherweise bei meinem Freund und seinen Eltern unterkommen. Dort blieb ich bis alle Restriktionen größtenteils aufgehoben waren. Dann entschieden mein Freund und ich, zusammen zu ziehen – in meine Wohnung.

Wie in Deutschland hatten wir über den Sommer größtenteils ein normales Leben, auch wenn man doch ständig den Virus im Hinterkopf hatte. Im Sommer hatten wir sehr geringe Fallzahlen, vielleicht so 10-20 Fälle am Tag, im Vergleich zum März wo wir um die 100-150 Fälle täglich hatten. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch Studentin war, war ich eh sehr viel zuhause, um meine Bachelorarbeit zu schreiben. Das Einzige, das mich vor allem im Sommer sehr störte, war, dass Luxemburg als Risikogebiet für Deutschland galt und ich somit nicht dorthin durfte, um zum Beispiel meine Einkäufe zu erledigen. Dies hatte den Nachteil, dass ich 1. nicht alle gewünschten Produkte in Luxemburg fand und 2. weiter fahren musste. Für mich, als jemand der an der Grenze lebt, ist das schon eine sehr große Einschränkung in der freien Bewegung.

Vor kurzem habe ich dann angefangen zu arbeiten. Ich war für kurze Zeit im Büro, ehe ich ins Home Office wechselte. Generell macht dies jetzt keinen Unterschied für mich zum Büroalltag, da wir durch die Corona-Situation schon sehr digital unterwegs waren. Es wurden keine physischen Meetings abgehalten. Alles lief virtuell, selbst wenn jeder Teilnehmer im Büro war. Im Oktober fingen die Fallzahlen wieder an zu steigen, und so kamen hier leichtere Restriktionen hinzu. Zum Beispiel durften wir über den Sommer 10 Gäste empfangen, jetzt sind es nur 4. Zudem wurde jetzt auch eine nächtliche Sperrstunde eingeführt.

Trotz allem gehen die Zahlen nicht runter (um die 700-800 pro Tag) und jetzt überlegt die Regierung (falls die Zahlen nicht fallen) einen erneuten Teil-Lockdown einzuführen. Dieser würde wieder vorsehen, dass Freizeitmöglichkeiten, Sport, Gastronomie etc. schließen müssten und wir dürften uns nur noch mit einem Haushalt von 2 Personen treffen. Ich bin mal gespannt, wie sich die Situation entwickeln wird, aber ich denke, dass wieder kein Weg am Lockdown vorbeiführen wird. Auch wenn das wieder anstrengend sein wird (besonders mental, da man doch immer nur zu Hause ist und fast nichts anderes sieht).

3. Verfolgst du die Lage in Deutschland?  Wie würdest du das Vorgehen der beiden Länder vergleichen?

Ja sehr, da es mich sowohl privat als auch beruflich betrifft. Ich denke, dass beide Länder sehr ähnlich mit der Situation umgehen. Anfangs hatte Luxemburg sehr schnell reagiert und jetzt wollen sie einen Lockdown eigentlich vermeiden. Dadurch wartet die Regierung oft zu lange ab und will die Situation  1- bis 2-mal analysieren, ehe sie eine kleine Entscheidung treffen. Dadurch sind die Zahlen natürlich nicht gefallen, sondern haben sich eher auf hohem Niveau stabilisiert. Ob es jetzt die richtige Entscheidung war, oder ob es Deutschland mit dem Teil-Lockdown besser macht, das weiß ich nicht. Im Moment bin ich noch froh, dass wir noch recht viele Freiheiten haben. Luxemburg will die anderen Länder im Moment nicht zu sehr nachahmen mit deren Restriktionen, da wir versuchen durch einen etwas anderen Weg die Situation in den Griff zu bekommen.

Liebe Caro, vielen Dank für deine ausführlichen Antworten und alles, alles Liebe für die kommenden Monate!

Bilder: Josie loves / Alexandra Reinhardt / Caroline Schroeder


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