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2020 im Ausland – Teil 2: die aktuelle Situation in Moskau

Ich freue mich sehr, dass der erste Teil der neuen Artikel-Serie „2020 im Ausland“ gut bei euch ankam. Ab sofort wird es wöchentlich (mindestens) eine Fortsetzung geben.

Weiter geht es mit einem Land und genauer gesagt einer Stadt, in der ich noch nicht war, die ich aber unbedingt einmal besuchen möchte: Moskau. Die Fragen beantwortet heute Andrea, die nicht nur eine der Josie loves Leserinnen der allerersten Stunde, sondern auch eine langjährige Freundin von mir ist.  Andrea lernte ich vor mehr als zehn Jahren in München kennen, als Chris und ihr damaliger Freund gemeinsam Fußball spielten. Unsere gemeinsame Leidenschaft ist definitiv das Reisen, denn genauso wie ich liebt sie es, neue Länder, Kulturen und Menschen kennenzulernen. Dank ihres Jobs konnte sie in den letzten Jahren bereits für mehrere Jahre im Ausland arbeiten, unter anderem in Paris und Peking.

Seit Februar 2020 lebt Andrea nun in Moskau, und konnte bei der Planung nicht ahnen, dass ihr Jahr in Russland ganz anders verlaufen würde, als ursprünglich gedacht. Wie die letzten Monate für sie waren und wie die aktuelle Situation in Moskau ist, das hat sie mir für euch aufgeschrieben.

 1. Wie kam es dazu, dass du von Hamburg nach Moskau gezogen bist?

Mein Arbeitgeber ist dem Innenministerium unterstellt. Dadurch haben wir die Möglichkeit für einen bestimmten Zeitraum in verschiedenen Ländern  zu leben und zu arbeiten. Dieses Mal sollte es für mich nach Moskau gehen.

2. Wie hast du die letzten Monate erlebt?

Die letzten Monate waren, wie für alle von uns, nicht einfach und stellten uns vor neue Herausforderungen. Zu Beginn der Coronakrise gab es auch in Moskau einen Lockdown. Der Lockdown dauerte von ca. Mitte/Ende April bis Ende Juni. Er war etwas strikter als der erste Lockdown in Deutschland. Alles wurde geschlossen – von Restaurants über den Einzelhandel, Bars/Clubs und Kosmetiksalons/Massage-Fitnessstudios. Selbst Parks und öffentliche Anlagen durften nicht besucht werden. Supermärkte und Apotheken waren noch geöffnet. Das Betreten war nur mit Maske und Handschuhen möglich.

Das Verlassen der Wohnung war nur zum Lebensmitteleinkauf und den Arbeitsweg (wenn es sich um eine systemrelevante Arbeit handelte) gestattet. Für diese Wege musste man über das Internet einen QR-Code bei einer öffentlichen Stelle beantragen. Personen, die älter als 65 Jahre sind, wurden angehalten, ihr Zuhause nicht mehr zu verlassen.

Die Durchsetzung dieser Maßnahme war strikt. Nach Ablauf des Lockdowns wurde alles – relativ schnell und zeitgleich – wieder geöffnet. Großveranstaltungen gab es weiterhin nicht. Einzige Außnahme war die Nachholung der Militärparade anlässlich dem „Tag des Sieges“ und dessen 75-jährigen Jubiläums. Wir hatten einen sehr schönen und relativ normalen Sommer.

Maske und Handschuhe in Shoppingmalls, Supermärkten und der Metro gehörten weiterhin zum Stadtbild. Die Vorschrift über Maske/Handschuhe wurde mal mehr und mal weniger beachtet. Clubs, Bars und Restaurants waren wieder wie gewohnt geöffnet. Listeneintragungen oder Maskenpflicht gab es dort nicht, Desinfektionsmittel wurden an den Eingängen aufgestellt. Somit konnte man mit wenigen Einschränkungen den Sommer genießen. Man konnte auch im Land selbst frei reisen.

Zum Problem wurde es nur, wenn man das Land verlassen wollte. Es gab nur noch sehr wenige, internationale Flugverbindungen. Familie und Freunde in Deutschland besuchen war mit sehr viel Geduld, Zeit und Geld verbunden. Die direkten Flugverbindungen nach Deutschland wurden fast vollständig eingestellt, die wenigen Sonderflüge waren unverhältnismäßig teuer. Auch wurde für beide Wege ein negativer Covid-19 Test in Englisch verlangt.

3. Wie ist der aktuelle Stand in Moskau?

Seit einigen Wochen steigen die Infektionszahlen konstant an. Fast täglich wird ein neuer Rekordwert bei Neuinfektionen erreicht. Seit 13. November (bis vorerst 15. Januar 2021) sind Bars, Clubs, Restaurants von 23 Uhr bis 6 Uhr geschlossen. In der Metro, in den Shoppingmalls und Supermärkten wird strikt auf die Masken- und Handschuhpflicht geachtet. Auch bei Veranstaltungen (z.B. Sportereignisse wie Basketball oder Eishockey) wird auf Abstand bei der Sitzplatzvergabe geachtet und die Maskenpflicht durchgesetzt.

Man kann sich aber sonst frei bewegen. Sport im Freien, Spaziergänge, einkaufen oder auch Treffen mit Freunden in Cafes / Restaurants sind möglich. Auch sind Kosmetikstudios, Massage- sowie Fitnessstudios aktuell noch geöffnet. Hygiene wird in solchen Einrichtungen generell sehr hoch geschrieben und penibel beachtet. Wir verfolgen natürlich täglich die neuesten Entwicklungen sowie Nachrichten und sind gespannt, wie es sich entwickelt und welche Maßnahmen vielleicht noch getroffen werden.

4. Welche Vor- und Nachteile zu Deutschland siehst du im Umgang mit der Pandemie?

Die Lage in Deutschland verfolge ich täglich in den Nachrichten und ist mittlerweile auch fester Bestandteil von Social Media Berichten. Auch durch den regelmäßigen Kontakt mit Familie und Freunden, die in Deutschland leben, ist das Thema Covid-19 sowie die aktuelle Lage und die Maßnahmen mittlerweile ein „Alltags – Thema“. Maßnahmen sind leider notwendig, um die Infektionszahlen, die Todesopfer zu verringern und auch die Gesundheitssysteme der einzelnen Länder zu schützen.

Welche Maßnahmen nun wirklich effektiv sind und zugleich auch im Verhältnis zu den Lebensbedingungen/-umständen der Menschen und der Wirtschaftskraft eines Landes stehen, ist aktuell eine der spannendsten Fragen – vermutlich auch die Frage, welche aktuell die Menschen mit ihren unterschiedlichen Meinungen und Ansichten spaltet und hitzige Diskussionen aufleben lässt.

Wenn ich Moskau mit Deutschland vergleiche, hatte man nach meinem persönlichen Empfinden in Moskau die letzten Monate über ein paar wenige Freiheiten mehr. Die aktuelle Situation bei Betrachtung der Lebensumstände empfinde ich in Moskau etwas angenehmer. Restaurants und Cafes sind nicht komplett geschlossen, Hygienevorschriften werden immer mehr und diese werden meist strikt eingehalten. Die steigenden Zahlen und das mir nicht bekannte Gesundheitssystem hinterlassen ein mulmiges Gefühl.

Ich wünsche uns allen noch etwas Durchhaltevermögen, ganz viel positive Energie und trotz allem schöne Momente mit den Liebsten. Die Weihnachtstage können hoffentlich im Kreise der Liebsten stattfinden. Die allgemeine, weltweite Situation wird hoffentlich ganz, ganz bald für uns alle wieder besser!

Danke, liebe Andrea, dir auch noch ganz viel Durchhaltevermögen für die kommenden Monate!

Bilder: Andrea Hoffmann


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2 Kommentare

  • 20
    11
    2020
    20
    Gina

    Es ist so interessant zu lesen, wie es den Menschen in den Ländern geht, über die man hier in der Presse nicht wirklich was liest. Die Artikel-Serie ist eine richtig gut Idee.

  • 21
    11
    2020
    20
    Tanja

    Eine sehr interessante Serie. Ich freue mich auf weitere Folgen.

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