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Und plötzlich ist man doch „so richtig erwachsen“

Ich werde nächstes Jahr 40. VIERZIG. Wow – diese Zahl zu schreiben ist noch einmal eine ganz andere Hausnummer, als sich irgendwo im Hinterkopf bewusst zu sein, dass der Jahrgang 1986 bedeutet, dass man im Jahr 2026 tatsächlich schon 40 wird – und damit bereits vier Jahrzehnte auf dieser Welt verbracht hat.

40 – eine Zahl, die in meiner Kindheit der Inbegriff für „alt“ war und auch heute ein eindeutiges Indiz für „richtig erwachsen“ ist. Erst in den letzten Tagen war das wieder Thema in einem Gespräch mit Freundinnen: Wie es sich anfühlt, älter zu werden. So richtig erwachsen zu sein. Dieses „Wir fühlen uns noch jung – aber wir sind es irgendwie nicht mehr.“ Oder zumindest nicht mehr richtig jung. Mir fiel dabei auch auf, dass in meinem engen Umfeld mittlerweile mehr Menschen über als unter 40 sind. Nehme ich sie als „alt“ wahr? In keinster Weise.

Und auch wenn wir uns alle noch irgendwie jung fühlen (mal abgesehen von regelmäßigen Rückenschmerzen und Co., die vor zehn, zwanzig Jahren eindeutig noch nicht da waren), lässt sich natürlich nicht von der Hand weisen, dass wir mittlerweile ganz klar „so richtig erwachsen“ sind. Die Übergangsphase der Zwanziger mit all ihren Selbstfindungsmomenten ist definitiv schon lange vorbei.

Ein paar Beispiele? Man zieht in vielen Alltagsbereichen das Praktische den schönen Dingen vor, weiß die Wichtigkeit von Schlaf zu schätzen und muss darüber schmunzeln, über welche Banalitäten man sich vor 20 Jahren den Kopf zerbrochen hat. Man weiß, was man will – und was nicht. Meistens.

Außerdem amüsiere ich mich über mein 16-jähriges Ich, das dachte, meine Eltern seien viel zu streng gewesen, weil es eine Uhrzeit gab, zu der ich zu Hause sein musste. Ganz ehrlich? Ich selbst wäre vermutlich viel strenger mit meinem Kind. Sehe ich heute eine Gruppe Teenies, die samstagabends über die Schule schimpfend mit ihren selbst abgefüllten Alkoholmischungen durch die Straßen ziehen, muss ich schmunzeln. Denn ich sehe mich selbst vor über 20 Jahren – und weiß: Die Erwachsenen wussten es damals wirklich besser. Nur dachten wir im Teenie-Alter, wir würden die Komplexität der Welt schon bestens verstehen und greifen können.

Wobei mir immer wieder bewusst wird, dass ich die Schwelle vom „jugendlich sein“ zum Erwachsensein schon sehr lange überschritten habe – vor allem bei Filmen und Serien. Früher war ich ganz klar auf Seiten der Teenies (Gossip Girl!); heute identifiziere ich mich mit den Eltern. Manchmal sind die Eltern – wie bei meiner aktuellen Lieblingsserie Parenthood – sogar jünger als ich. Und ich fühle sooo sehr mit ihnen mit, wenn sie ihren Teenie-Kindern Grenzen setzen.

Was ich an diesem Erwachsensein so schön finde: dass man sich ganz bewusst selbst Grenzen setzen kann – im Umgang mit sich selbst, aber auch mit anderen. Und dass man sich selbst irgendwann so gut kennt, dass man aufhört, sich ständig neu erfinden zu müssen. Dass man nicht mehr jedem Trend hinterherrennen muss. Dass man weiß, worauf es einem ankommt – bei Menschen, bei Entscheidungen, bei Lebenswegen. Und dass man einfache, praktische Dinge wirklich zu schätzen weiß.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich damals vor meinem 30. Geburtstag eine Kolumne schrieb und sie „Die große 3“ nannte. Mittlerweile weiß ich: Erwachsenwerden – ja, erwachsen sein – ist ein Prozess. Kein Gefühl, das sich pünktlich um Mitternacht zum Geburtstag einstellt.

Heute, fast zehn Jahre später, kann ich sagen: Ich bin erwachsen geworden. Nicht auf einen Schlag, sondern in kleinen Etappen. In Momenten von Verantwortung, aber auch in Momenten der Ruhe. In Krisen und in Routinen, in Alltagsmomenten und Ausnahmesituationen.

Ich bin gerne 38 – und dankbar für all die schönen Erfahrungen, aber auch die Lektionen, die ich bis jetzt erleben durfte. Ja, ich werde im nächsten Jahr 40. So what?

Und würde mein 16-jähriges Ich mich heute sehen – wie ich mir beim Abendessen einen Tee statt Alkohol bestelle, einen Spieleabend jeder Party vorziehe, auf einem Nackenstützkissen schlafe und mir Gedanken über Energiesparen im Alltag mache – es hätte mich vermutlich für ziemlich spießig gehalten.

Aber ganz ehrlich: Ich würde ihr lächelnd zunicken und sagen: „Wart es nur ab. Alles hat seine Zeit – und das ist genau richtig so.“

Lese-Tipp: Über Carrie Bradshaw, Altersdiskriminierung und die Grenzen von Body Positivity


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3 Kommentare

  • 12
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    Lena

    Bei mir steht die große 4 in diesem Jahr an und ich kann dir nur zustimmen. :-)

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    Anna

    Das klingt sehr reflektiert. Danke für den Artikel!

    Ich kann total mit dem Punkt „wir fühlen uns jung, sind es aber eigentlich nicht mehr wirklich“ relaten :)

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    Antonia

    Ich werde auch nächstes Jahr 40 und schlafe auch auf einem Nackenstützkissen :)

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