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Über gesunden Egoismus

Egoismus. Ein Wort, das bei mir schon immer negativ behaftet war. Und Egoismus im Sinne von Egozentrik ist das mit Sicherheit auch. Das Wort „Egoist“ wird gerne mal als Beleidigung verwendet und hinterlässt einen unschönen Beigeschmack.

Und stets auf den eigenen Vorteil aus zu sein, ganz ohne Rücksicht auf die Konsequenzen für seine Mitmenschen, das ist auch durchaus eine negative Eigenschaft.

Aber es gibt da etwas, wovon wir alle eine große Portion gebrauchen können: gesunder Egoismus. Was ich in den letzten Jahren und ganz besonders in den letzten Monaten lernen musste: Es gibt die Situationen, in denen man das eigene Wohl an die allererste Stelle stellen sollte. Ohne Rücksicht auf die Wünsche von anderen Menschen. Es geht nicht darum, anderen Personen den eigenen Willen aufzuzwingen, sondern auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Die Fähigkeit, Grenzen zu setzen. Egoismus im richtigen Maß.

Gesunder Egoismus ist ganz eng mit „Nein sagen“ verbunden. Und wow, das ist manchmal so unglaublich schwierig. Denn es bedeutet auch, ab und an andere Menschen zu enttäuschen. Wusstet ihr, dass es statistisch gesehen uns Frauen deutlich schwerer fällt, Nein zu sagen? Ich möchte jetzt nicht mit dem Patriarchat ankommen (dieses Thema benötigt seine eigene Kolumne). Aber es ist schon etwas dran, dass man bereits als kleines Mädchen von der Gesellschaft eingetrichtert bekommt, man solle sich anpassen. Es sei besonders erstrebenswert, gemocht zu werden.

Ich würde sagen, dass ich definitiv eine große Prise „People Pleaser“ in mir trage. Das letzte Stück Kuchen IMMER der anderen Person übergeben würde, die Bitte um einen Gefallen nur schwer ausschlagen kann. Bei banalen Dingen wie dem Kuchenbeispiel ist das auch volllkommen okay, wenn es von der anderen Person geschätzt wird. Aber es gibt da die Gefallen, die man nur einer anderen Person zuliebe macht und bereits im Moment des Ja-Sagens merkt, dass es einem selbst nicht gut tun wird.

In der Vergangenenheit habe ich schon oftmals den Kürzeren gezogen, damit eine andere Person nicht benachteiligt wird. Das ist bei ganz besonderen Herzensmenschen auch sicherlich mal in Ordnung. Wenn man der besten Freundin eine große Freude macht, indem man ihr den Vorteil überlässt. Den Eltern, den Kindern, dem Partner.

Aber man sollte darüber hinaus niemals zu etwas Ja sagen, einfach nur, um anderen zu gefallen. Sich nicht ausnutzen lassen. Im privaten wie im beruflichen Umfeld. Aus einer Drucksituation zu etwas Ja sagen, was man gar nicht möchte. Das ist durch und durch falsch.

Gesunder Egoismus bedeutet nicht, NUR an sich zu denken. Aber eben AUCH an sich. In den richtigen Situationen MEHR an sich als an andere Menschen. An das eigene Seelenwohl. Es bedeutet, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und für sich einzustehen.

Das eigene Seelenwohl an die erste Stelle zu stellen, ohne dabei andere Menschen zu verletzen.

Ein Balanceakt – wie so vieles im Leben. Es geht um die richtige Dosis Egoismus. Die goldene Mitte von purem Egoismus und Altruismus. Gesunden Egoismus. Und ganz ehrlich? Im richtigen Moment Nein sagen tut nicht weh. Man ist ganz gewiss kein schlechter Mensch, wenn man sich für das eigene Seelenwohl gegen etwas entscheidet. Nicht auf die Party geht. Die Bitte um den zeitintensiven Gefallen ausschlägt. Und die richtigen Menschen in unserem Leben werden diese Entscheidungen auch immer akzeptieren. Ein kostbares Learning der letzten Jahre.

PS: Guten Input zum Thema „Nein sagen lernen“ findet ihr übrigens bei Sue.

Wo zieht ihr für euch die Grenze? Fällt es euch leicht, Nein zu sagen? Ich freue mich auf eure Kommentare!


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4 Kommentare

  • 27
    09
    2023
    23
    Gina

    Mit zunehmenden Alter fällt es einem leichter, nein zu sagen!

  • 28
    09
    2023
    23
    Anna

    Hach, es macht so viel Sinn, an einigen Stellen „nein“ zu sagen, aber es fällt mir schwer. Vielleicht nicht mehr ganz so schwer wie noch vor ein paar Jahren, aber trotzdem – schwer 😬

  • 29
    09
    2023
    23

    Diesen Post fühle ich total ❤! Mir fiel (und fällt) es auch oft schwer Grenzen zu setzen und mich auch öfter mal an erste Stelle zu setzen. Vor allem im beruflichen Kontext will ich es immer allen rechtmachen, helfen und vergesse dabei oft mich selbst und meine Bedürfnisse. Dabei ist ein klares „Nein“ oft ein grosses „Ja“ zu einem Selbst und dem eigenen Wohlergehen.

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