Ich sehe meinen Papa schon schmunzeln, wenn er diesen Beitrag liest. Denn mit 40, 50, 60 oder sogar 70 hört es sich sehr amüsant an, wenn „ein junger Hüpfer“ über sein Alter klagt. Ich möchte es auch gar nicht klagen nennen, aber „Oh mein Gott, ich werde in nur zwei Monaten 30!“. Die Zwanziger, die wohl prägendste Zeit meines bisherigen Lebens, neigen sich dem Ende zu.
30 war für mich früher immer so unfassbar alt. Diese Zahl mit der großen 3 war sooooo weit weg und der Inbegriff für „richtig erwachsen“. Fühle ich mich jetzt „so richtig erwachsen“? Nö! Ob das in zwei Monaten und einem Tag anders sein wird? Ich glaube nicht. Dennoch ist die 30 für mich ein großes Ding, ein Meilenstein, den ich passieren werde. Ich ertappe mich übrigens dabei, wie ich es als Kompliment sehe, wenn ich im Supermarkt beim Alkoholkauf meinen Ausweis zeigen muss. Wie entrüstet ich doch war, als ich mit Anfang 20 danach gefragt wurde …
Mit 30 ist man plötzlich nicht mehr „richtig jung“. Zum Beispiel im Modebereich wird ja gerne einmal vorgegeben, dass man gewisse Dinge mit 30 nicht mehr tragen darf. Aber ehrlich gesagt habe ich beim besten Willen keine Lust darauf, in zwei Monaten plötzlich auf Miniröcke und Co zu verzichten. Muss ich auch nicht …. Oder? Ganz besonders schräg finde ich übrigens, dass es „Ü 30“-Parties gibt. Ist man mit 30 etwa zu alt, um mit dem jungen Gemüse zu feiern? Ich denke jedoch nicht über diese mehr oder weniger ernst zu nehmenden, von der Gesellschaft vorgegebenen Regeln nach, sondern vielmehr darüber, wie unfassbar schnell dieses letzte Jahrzehnt, bzw. die letzten 12 Jahre vergangen sind. Ich bin doch gerade erst 18 geworden und habe mich mit meinem gepimpten Peugeot 206 so unfassbar erwachsen gefühlt. 30? Das war für mich STEINALT!
Überall findet man Bucket Lists „Diese Dinge sollte man tun, bevor man 30 ist“. Reisen, feiern, verrückte Dinge tun, das Leben in vollen Zügen genießen …Und eigentlich kann ich von mir behaupten, dass ich ziemlich viel von dem gemacht und erlebt habe, was ich mir von meinem Leben vorstelle. Ich bin seit mehreren Jahren (Hui, das klingt tatsächlich ganz schön alt!) verheiratet, stehe seit langem fest im Berufsleben und kann sogar schon hinter den Lebenstraum Weltreise (ganz sicher nicht die letzte!) einen Haken setzen. Hinter das „erwachsen fühlen“ noch nicht. Aber vielleicht kommt das ja am 23. August? Lustigerweise wurde mir übrigens auch mehrfach prophezeit, dass dann auch von einem Tag auf den anderen der Kinderwunsch käme …
Doch auch wenn ich ein klein wenig Bammel vor der großen 3 habe, so bin ich doch sehr gespannt auf das, was noch kommen wird. Denn „nicht mehr richtig jung“ hat auch viele Vorteile. Man steht fest im Leben, wird ernster genommen, und hat ganz andere Möglichkeiten.
Und irgendwie beruhigt es ein wenig, dass mein Dad sagt, dass die beste Zeit erst mit 30 beginnt und meine Mum mit knapp 60 immer noch von „einem Abend mit ihren Mädels“ spricht.
Hände hoch: Wer hat die große 3 in diesem Jahr auch vor (oder schon hinter) sich?