Eigentlich war für heute ein ganz anderer Artikel geplant. Aber ehrlich gesagt verbrachte ich gestern mehr oder weniger den ganzen Tag damit, die aktuellen News zu verfolgen. Sprachlos.
Der News-Ticker stand gestern nicht still, ein Paukenschlag nach dem anderen. Darunter weitreichende Maßnahmen für uns alle, aber auch das ein oder andere kleinere oder größere Drama im Freundes- und Bekanntenkreis. Und ja, ich finde, es gibt absolut kein anderes Thema als das Coronavirus und dessen Konsequenzen, über das wir heute sprechen sollten. Wir befinden uns in einer Krise, und die nimmt gerade Ausmaße an, die wir uns alle niemals hätten ausmalen können.
Es ist gerade einmal knapp eine Woche her, dass ich von Chile aus über die aktuelle Situation schrieb. Ich will ehrlich sein: Nicht annähernd hätte ich (und damit bin ich zumindest in meinem persönlichen Umfeld absolut nicht alleine) gedacht, dass sich die Lage innerhalb weniger Tage so sehr dramatisieren würde. Oder genauer gesagt: Vor einer Woche war alles für uns noch unfassbar schwer zu greifen, niemand hat so wirklich verstanden, wieso die Panik denn so groß sei. Events mit 25 Personen wurden plötzlich mit der Corona-Begründung abgesagt, während Massenveranstaltungen mit 80.000 Personen nach wie vor stattfanden. Offizielle Statements gab es kaum, viele Experten sprachen noch von einer Übertreibung und die unbegründet erscheinende Panik vieler Mitmenschen (alias “Klopapier-Hamsterkäufe”) wurde medial fast ausschließlich ins Lächerliche gezogen. In meiner Kolumne habe ich primär über meine Beobachtungen aus der Ferne geschrieben, aber auch ich habe einen Artikel geteilt, der letztendlich “alles gar nicht soooo schlimm” (diese Verlinkung habe ich mittlerweile gelöscht) resümierte – Denn das war vor einer Woche noch die Meinung der Mehrheit. Es gab zu wenig Wissen, und sogar viele Experten sprachen darüber, dass die Grippe doch eigentlich viel schlimmer sei. Mittlerweile sind sich alle einig: Das Coronovirus ist gefährlich. Sehr gefährlich.
Meinen Artikel habe ich mittlerweile aktualisiert, möchte aber auch an dieser Stelle noch einmal den Link teilen, den ich noch nachträglich hinzugefügt habe. In der Süddeutschen Zeitung ging Mitte der Woche ein Artikel online, der gestern vielfach geteilt wurde, und den auch ich hier noch einmal an euch weitergeben möchte. Denn der Artikel “Die Wucht der großen Zahl” erklärt Vieles und macht sehr deutlich, wieso das Virus so gefährlich ist. Und lässt uns die Situation besser greifen und verstehen.
“Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass wir über Maßnahmen reden, die wir vor wenigen Tagen noch nicht für angemessen gehalten haben. “Angemessen” ändert sich jeden Tag” und “Wir brauchen keine Panik, aber wir brauchen entschlossenes Handeln”, so zwei Zitate von Markus Söder, die gestern fielen und die unsere aktuelle Situation sehr gut zusammenfassen. Auch an oberster Stelle wurde die Situation anfangs unterschätzt. Aber wie soll man auch etwas richtig einschätzen, wenn es doch nie zuvor da gewesen ist? Und ja, aktuell (ich verweise noch einmal auf den im letzten Absatz verlinkten Artikel) machen die radikalen Maßnahmen, die nun beispielsweise im Sport ergriffen werden, durchaus Sinn.
“Was ist verzichtbar in der aktuellen Situation?”
Eine Frage, die man sich laut Angela Merkel in diesen Tagen klar stellen sollte. Und auch wenn wohl jeder von uns mit einem weinenden Auge auf das ein oder andere Freizeitvergnügen (sei es eine Sportveranstaltung oder ein Konzert) verzichten muss, so ist dies ein Schritt, den wir alle gehen müssen.
Einen Punkt, den ich persönlich wirklich schlimm finde, möchte ich nun unbedingt noch ansprechen. Selbstverständlich steht die Gesundheit an allererster Stelle. Natürlich müssen wir uns nun primär um das Allgemeinwohl und die Eindämmung der Virus-Verbreitung kümmern, das hat oberste Priorität. Aber: Das heißt nicht, dass wir nicht auch die Konsequenzen, die das für unser ganz persönliches Leben hat, bedauern dürfen. Und es ist einfach nur falsch, die “Stell dich nicht so an, es gibt gerade Wichtigeres”-Keule zu schwingen, wenn jemand traurig ist, weil eine lang geplante und sehnsüchtig erwartete Reise gecancelt werden muss. Kaum ein Thema ist emotionaler als der private Urlaub. Freie Quality Time mit Lieblingsmenschen an einem besonders schönen Ort, auf die man nicht selten monatelang in einer stressigen Phase im Job hin fiebert. Wie emotional das Thema Reisen ist, das bekomme ich tagtäglich durch meinen Job mit. Auch in meinem Bekanntenkreis wurden gestern Tränen vergossen. Zum Beispiel die USA verhängten ein Einreiseverbot für Deutsche – natürlich hat das große Konsequenzen auf unzählige Reisepläne. Und meine Eltern und Schwiegereltern tun mir von Herzen Leid, da sie ihre mit großer Vorfreude geplante Prag-Reise nicht antreten können. Auch in Tschechien gilt nun ein Einreiseverbot für Deutsche. Der Grund, warum nicht zur Debatte stand, dass wir sie bei dieser Reise Ende März begleiten? Bei Chris beginnt am Wochenende die Fußballsaison und das bedeutet, dass nahezu jeden Sonntag ein Spiel stattfindet. Normalerweise, denn voraussichtlich werden vorerst alle Spiele im Amateurfußball ausfallen. Klar, dass das auch meinen Mann trifft, wenn er seiner großen Leidenschaft nicht nachgehen kann. Auch wenn es selbstverständlich “Wichtigeres” gibt.
Mal abgesehen davon, dass dies eine der größten beruflichen Herausforderungen seit Beginn unserer Selbständigkeit ist. Nicht nur dass Pressereisen voraussichtlich für Monate nicht stattfinden, vielmehr werden auch konkret bereits fest zugesagte Jobs abgesagt, die beispielsweise im Zusammenhang mit einem Event stehen. Andere Firmen wiederum legen Marketing-Maßnahmen vorerst komplett auf Eis. Natürlich weiß ich, dass das aktuell eine Extremsituation ist und man als Selbständiger immer damit rechnen muss, dass man mal eine Durststrecke haben kann. Umso wichtiger ist es, Ersparnisse zu haben, die einen auch mal sorgenfrei durch den ein oder anderen Monat bringen können. Dafür sind die Ersparnisse auch da. Aber ganz ehrlich? Natürlich hofft man beim Sparen immer, dass man das Geld irgendwann in die Erfüllung eines persönlichen Traums stecken kann und nicht für einen unerwarteten “Notfall” einsetzen muss.
All meine Freunde, die selbständig in künstlerischen Berufen arbeiten, erleben gerade einen extremen Auftragseinbruch. Und es geht natürlich noch schlimmer. Meine Gedanken sind bei denjenigen, die aktuell um ihre Existenz kämpfen müssen. Man muss nur an all die kleinen Hoteliers in Italien denken, die aktuell für Monate ihre Betriebe schließen müssen, aber weiterhin hohe Fixkosten haben. Natürlich sind abgesagte Kurzurlaube nicht gleichzusetzen mit dem Existenzkampf, den viele kleine Unternehmen aktuell antreten müssen – dennoch sollte der ganz persönliche Kummer eines jeden nicht kleingeredet werden. Das Wichtigste: Wir sitzen alle in einem Boot. Und deshalb sollte man sich auch gegenseitig unterstützen. Jeder muss gerade klare Abstriche machen, auf große und kleine private Vergnügen verzichten, oder finanzielle Verluste verbüßen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir alle zusammen helfen, dass die Situation sich schnellstmöglich entschärft. Die Regeln beachten, die aktuell aufgestellt werden, Großveranstaltungen meiden und das eigene Vergnügen klar hinten anstellen. Und den Risikopatienten im eigenen Umfeld helfen, wo immer es geht! Ich sende euch allen eine virtuelle Umarmung und hoffe von Herzen, dass wir diese Krise ganz bald überstanden haben und sie die Gesellschaft vielleicht sogar wieder stärker zusammenrückt.
Ich würde mich übrigens sehr freuen, in den Kommentaren ein Gespräch mit euch zu starten. Wie sind eure Gedanken zu dem Thema? Wie gestaltet ihr aktuell euren Alltag? Das Wochenende steht an: Wie sind eure Pläne in dieser Extremsituation? Gibt es überhaupt Pläne oder werdet ihr konsequent zuhause bleiben? Es gibt Artikel, die ihr zu diesem Thema empfehlen könnt? Ich freue mich, wenn ihr die Links in den Kommentaren teilt! Ein paar sehr treffende Worte zur aktuellen Situation hat übrigens Susan in ihrem Blogpost “Was bei dieser großen Unsicherheit wirklich hilft” gefunden.