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2020 im Ausland – Teil 5: eine Weltreise in Corona-Zeiten

Vor einigen Wochen erreichte mich nach meinem „2020 im Ausland“ Aufruf hier auf dem Blog auch eine Mail von den Kanarischen Inseln. Die Absender: Martina und Marc, zwei Lehrer*innen aus Hamburg, die aktuell ein Sabbatjahr machen, in dem sie den Traum von einer Weltreise in die Realität umsetzten. Eine Weltreise im Coronajahr 2020? „Wow, wie mutig!“ war mein erster Gedanke.

Ich finde es so, so toll, dass die beiden trotz aller Hürden an ihrer seit vier Jahren geplanten Weltreise festhielten und nicht den Kopf in den Sand gesteckt haben. Und nun möchte ich gar nicht so viel vorab verraten, sondern direkt das Wort an Martina und Marc übergeben, die mir im Interview Rede und Antwort standen, von ihrer bisherigen Reise und weiteren Plänen erzählten. Viel Spaß beim Lesen!

Martina und Marc

1. Ihr habt ein Sabbatjahr mit Weltreise geplant. Dann kam Corona dazwischen. Ich weiß, wie langfristig man solch eine Auszeit planen muss, wenn man im Lehramt arbeitet. Wie seid ihr mit der Situation umgegangen? Habt ihr versucht, das Jahr zu verschieben oder war direkt klar, dass ihr – wenn irgendwie möglich – die Reise dennoch realisieren wollt?

Wir haben uns tatsächlich schon lange auf das Sabbatjahr eingestellt. Marc hatte den Sabbatjahrantrag Anfang 2016 abgegeben, mit dem Ziel im Sommer 2019 zu gehen. Als wir zusammengekommen sind, war für uns ziemlich schnell klar, dass Martina auch eins beantragen würde, wir allerdings selbstverständlich versuchen würden, beides auf Sommer 2020 zu legen bzw. zu verschieben. Marcs erster Antrag wurde allerdings abgelehnt, wodurch wir für ein paar Monate das Horror-Szenario vor Augen hatten: Marc 2019-2020, Martina 2020-2021. Am Ende wurde aber alles bewilligt, sodass dem Start im Sommer 2020 eigentlich nichts mehr im Wege stand.

Dann kam Corona!

Wir müssen sagen, dass wir überraschenderweise tatsächlich sehr entspannt mit der neuen Situation umgegangen sind. Uns wurde früh klar, dass aus unserer sehr gut geplanten Reiseroute nichts würde. Das Hotel, das wir für unsere ersten Nächte in Kuala Lumpur gebucht hatten, hatte uns nämlich schon ziemlich am Anfang der Pandemie gecancelt.

Dadurch, dass niemand richtig wusste, wie sich die Situation weltweit entwickeln würde, machten auch wir uns keinen Stress. Ganz im Gegenteil, wir wurden innerlich sogar ruhiger und entspannter. Das, was wir uns immer vorgenommen hatten, „flexibel zu sein“, konnten/mussten wir jetzt wirklich umsetzen.

Unsere Reiseroute war mehr oder weniger in zwei Teile aufgeteilt: „Weit weg“ und „Europa“. Ganz pragmatisch sagten wir, dass wir den Europateil, mit dem wir eigentlich erst ab April beginnen wollten, einfach vorziehen und ein wenig ausdehnen würden.

Das Motto des Sabbatjahres war sowieso immer gewesen: „Wenn es uns irgendwo richtig gut gefällt, kann es auch sein, dass wir das ganze Jahr dort bleiben…“

Weil wir, den Umständen entsprechend, zufrieden mit diesem Plan waren, haben wir auch gar nicht darüber nachgedacht, das Sabbatjahr zu verschieben. Die Möglichkeit wurde von Seiten der Schulbehörde sowieso lange blockiert und erst ein paar Wochen vor unserer Abreise eröffnet. Das war unserer Meinung nach dann aber zu spät. Wir waren schon gegen alle möglichen Krankheiten geimpft, hatten die Wohnung untervermietet und unser Auto verkauft.

2. Wie war euer „eigentlicher Reiseplan“ und wo seid ihr im August stattdessen gestartet?

Wie gesagt war unsere Reise in zwei Teile aufgeteilt. Wir wollten Anfang August in Malaysia starten, wo Marc als Austauschschüler ein Jahr gelebt hatte und dort seine Gastfamilie besuchen und das Land rund 20 Jahre später (wieder-) entdecken. Danach wären wir nach Bali (Martina hat Indonesien in ihrem Praktikum ein halbes Jahr kennen und lieben gelernt), die Fidschi-Inseln und auf die Philippinen geflogen, bevor wir uns Mitte Dezember mit Marcs Eltern in Bogotá, Kolumbien getroffen hätten, um dort mit ihnen und engen Freunden Weihnachten zu feiern.

Von dort aus wäre es im Januar in die Karibik gegangen, wobei wir uns da offen halten wollten, welche der vielen schönen Orte wir besuchen.

Für die Zeit ab April stand dann Portugal auf der Liste, dann Frankreich und Italien…

Coronabedingt zogen wir den letzten Teil einfach vor und sind im August nach Lissabon geflogen. Portugal war ja relativ gut durch die „erste Welle“ gekommen und die medizinische Versorgung wäre im Fall der Fälle gewährleistet gewesen. Nach zwei Wochen in Lissabon, sind wir runter an die Algarve gefahren, was wir beide bis dahin nur als Massentourismusziel kannten. (Spoiler: Es gibt dort noch so viele andere schöne Ecken. ☺️)

Kurz nach unserer Abreise aus Lissabon hatte sich die Coronasituation dort und in den nördlichen Regionen verschärft, sodass wir die nächsten 8 Wochen an der Algarve verbrachten und dort fast jeden Winkel kennenlernen durften. Wir haben es geliebt!

Ende Oktober wurde aber auch dort das Wetter schlechter und wir machten uns auf den Weg nach Fuerteventura. Auch Fuerteventura war gut durch die Coronazeit gekommen und es gab selbst in der Zeit, in der die Kanaren Risikogebiet waren, kaum Fälle.

3. Wie waren die vergangenen drei Monate für euch? Welche Vor- und Nachteile hat die Situation mit sich gebracht?

Die letzten Monate waren toll! Insgesamt war es natürlich ein wenig anders als in den Jahren davor „geplant“, aber dennoch war es eine sehr schöne Zeit. Wir haben viel Sonne tanken können und ein paar sehr nette Bekanntschaften gemacht. Allerdings ist es aber natürlich auch so, dass man leider viel weniger Kontakt zu anderen hat, Einheimischen und anderen Touristen.

Vorteilhaft war sicherlich, dass die Strände und touristischen Ausflugsziele nicht so voll waren wie sonst. Wir haben die Orte, die wir besucht haben, anders wahrnehmen können, als es sonst möglich gewesen wäre. Außerdem haben wir das Wandern für uns entdeckt.

Da (vor allem) die Einheimischen in Portugal sowie auf Fuerteventura verlässlich die Maske trugen, haben wir diese „Angewohnheit“ auch mit nach Deutschland genommen.

4. Seit einigen Tagen seid ihr zurück in Deutschland. Wie kam es zu der Entscheidung?

Genau, seit einer knappen Woche sind wir wieder zurück in Deutschland. Zurückzukommen war keine rationale Entscheidung, sondern vielmehr eine emotionale: Wenn wir schon in Europa sind, wollten wir Weihnachten mit unseren Familien verbringen.

Auch wenn die Kanaren kein Risikogebiet sind, haben wir uns hier erst mal in Selbstquarantäne begeben, um die Weihnachtstage entspannt mit unseren Eltern verbringen zu können. Wir beide trennen uns dann für zwei Wochen und sehen uns erst nach Weihnachten wieder.

5. Das Sabbatjahr ist noch lange nicht vorbei: Wisst ihr schon, wie es 2021 für euch weitergehen wird?

Unsere Hoffnung im Sommer war, 2021 in Malaysia oder Indonesien starten zu können. Die Grenzen sind allerdings weiterhin geschlossen und wir möchten auch nicht „unter falschen Vorgaben“ (Businessvisum) einreisen. Also hieß es mal wieder flexibel sein und umorientieren.

Wir sind die Suche nach einem Ziel für 2021 ähnlich angegangen wie im Sommer. Wir haben geguckt, wohin wir überhaupt noch (sicher) reisen können. Costa Rica, Mexiko und Südafrika kannten wir beide bereits und so haben wir uns für die ABC-Inseln entschieden. Der Abflug ist für Mitte Januar geplant, kurz nach dem zweiten „harten“ Lockdown, der vielleicht dieses Wochenende beschlossen wird…

Im Großen und Ganzen sind wir froh, überhaupt reisen zu können. Auch wenn wir unsere „großen“ Ziele nicht mehr so bereisen können, wie wir es uns vorgestellt hatten, lernen wir aber so tatsächlich die kleinen Dinge/Ziele wieder mehr zu schätzen. So waren wir z. B. nicht das letzte Mal im großartigen Portugal!

Liebe Martina, lieber Marc, danke, dass ihr euch die Zeit für die ausführlichen Antworten genommen habt. Wir drücken euch beiden ganz fest die Daumen, dass ihr im neuen Jahr wie geplant weiterreisen könnt und noch viele großartige Abenteuer erleben werdet!

Mehr von Martina und Marc findet ihr auf why2travel.de, die Reise verfolgen könnt ihr bald wieder auch auf Instagram unter @why2travel.

Bilder: Marc-William Becks / why2travel


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1 Kommentar

  • 19
    12
    2020
    20
    Carola

    Liebe Sarah,
    Vielen Dank für das Interview! Da mein Mann und ich selber vor drei Jahren auf Weltreise waren, haben wir in diesem Jahr schon oft darüber gesprochen, wie wir wohl unter den aktuellen Bedingungen gehandelt hätten. Wir hatten unsere Wohnung untervermietet und ich meine Arbeitsstelle gekündigt. Insofern freue ich mich umso mehr über diesen Bericht.
    Klasse, dass die beiden an der Idee festgehalten und ihre Pläne angepasst haben. Das Beste draus machen – es ist so oder so eine unvergessliche Zeit!
    Viele Grüße und eine schöne Weihnachtszeit
    Carola

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