Heute möchte ich einmal ein Thema anreißen, über das wir in den letzten Wochen oftmals im Freundeskreis sprachen. Ich weiß gar nicht genau warum, aber in den unterschiedlichsten Zusammenhängen landeten wir immer wieder bei der Frage, was eigentlich Erfolg bedeutet. Wie wir „erfolgreich sein“ definieren und ob Erfolg nicht oftmals primär in dem Zusammenhang mit dem Job steht. Zu unrecht?!?
Erfolgsdruck in unserer Gesellschaft
Aktuell schauen wir die Serie „Billions“, die in der sehr erfolgsgetriebenen Finanzwelt spielt. „Höher, schneller, besser“ – mehr Geld, mehr Erfolg. Wenig Zeit für die Familie, ein enormer Leistungsdruck, und keine Zeit, ein Erfolgserlebnis wirklich sacken zu lassen, da sofort ein noch viel höheres Ziel gesteckt wird. Jede Menge Druck.
Ich muss gestehen, dass ich noch nie zu denjenigen zählte, die nach „der ganz großen Karriere“ strebten. Das heißt selbstverständlich nicht, dass ich nicht bereit bin, sehr hart für meine Ziele zu arbeiten. Das mache ich jeden Tag. Nur war „die ganz große Karriere“ nie DAS Ziel. Mir war immer wichtig, etwas zu machen, das mir Spaß macht, das mich erfüllt. Das stand an allererster Stelle. Damit erfolgreich sein? Umso besser! Ich habe mich nie in einer Führungsposition gesehen, nie die Karriereleiter in einer Firma immer höher steigen. Was ich aber als riesengroßen, persönlichen Erfolg ansehe, ist die Tatsache, dass ich meinen Traumjob seit so vielen Jahren ausüben darf und wir mittlerweile sogar schon seit langer Zeit zu zweit von Josie loves leben können. Dass wir um die Welt reisen können und uns verwirklichen können. Das bedeutet für mich vor allen Dingen persönliches Glück. Und ja, das würde ich auch als „Erfolg“ bezeichnen.
Erfolg = viel Geld?
Klar, auch wenn „möglichst viel Geld verdienen“ nie meiner persönliche Definition von Erfolg entsprach, so spielt Geld auch bei mir und unserem Lebensmodell eine Rolle. Dank unseres Einkommens und viel harter Arbeit können wir uns viele Träume verwirklichen. Geld ist wichtig. Aber nicht alles. Denn was würde es mir bringen, so richtig, richtig viel Geld zu verdienen, aber dafür 80 Stunden die Woche in einem Job zu arbeiten, der mir nur ein prall gefülltes Konto, aber kaum Freizeit gewährt? Na klar träume ich auch ab und an von großen Dingen, die man nur mit viel Geld erreichen kann. Aber mein Lebensglück hängt ganz sicher nicht davon ab, ob ich mir ebendiese monetären Dinge tatsächlich einmal leisten kann.
Vor über einem Jahr schreib ich einmal in meinem Montags-Update über den Erfolgsdruck in unserer Gesellschaft und die damit verbundene Definition von Glück.
Hier sind wir bei einem sehr beängstigenden Aspekt von Erfolg. Denn ja, Erfolg ist oftmals sehr negativ behaftet. Erfolg ist so oft mit Druck verbunden. Mit Zielen, die viel zu hoch gesteckt sind. Das Glück bleibt hier oftmals auf der Strecke – denn für „glücklich sein“ bleibt keine Zeit. Immerhin muss sofort das nächste Ziel erreicht werden. Keine Zeit zum innehalten.
Und das ist etwas, das ich an unserer auf beruflichen Erfolg fixierten Gesellschaft extrem kritisiere. Burn-out, Depressionen und weitere psychische Krankheiten sind in den letzten Jahren viel, viel häufiger geworden. Warum? Weil der Druck im Job, der stets eingeforderte Perfektionismus und die Angst, von anderen überholt zu werden oder noch schlimmer – zu versagen – stets im Nacken sitzt.
Und was bedeutet denn nun „erfolgreich sein“ für mich?
Ich habe lange über diese Frage nachgedacht. Für mich ist Erfolg gar nicht unbedingt immer das „große Ganze“. Manchmal ist Erfolg das gute Gefühl, wenn man es tatsächlich fünf Mal die Woche ins Fitnessstudio geschafft hat und sich nach dem Workout am Sonntag so richtig gut fühlt. Befreit, glücklich. Oder aber man tatsächlich die komplette To Do Liste bis zum Wochenende abgearbeitet hat. Ein herrliches Gefühl! Aktuell stehen übrigens nur noch zwei To Do’s auf meiner April-Liste. Yeeees!
Wenn ich genauer darüber nachdenke, verbinde ich persönlichen Erfolg fast immer auch mit Glück. Klar ist es ein Erfolg, einen richtig großen Deal im Job abzusahnen. Und da darf man auch mal stolz auf sich sein. Aber solch ein Erfolg ist selten mit langfristigem Glück (über dieses Thema hat meine liebe Sue gerade erst eine Kolumne geschrieben) verbunden. Und ist nicht genau dieses langfristige Glück alles, wonach wir wirklich streben? Realistische Ziele, in denen wir uns nicht verlieren, deren Erfüllung uns glücklich macht? Zufrieden sein, im Einklang mit sich selbst? Oh ja, daran arbeite auch ich – denn das „zufrieden und im Einklang mit sich selbst sein“ ist nicht immer einfach. Und das „bedingungslos glücklich“-Gefühl, wenn sich einfach alles rundum gut anfühlt, ist für mich der allergrößte Erfolg – danach strebe ich.
Ich würde sagen, wahre Erfolgsziele sind diejenigen, die wir uns selbst gesteckt haben. Bei denen das Ziel wirklich etwas mit persönlichem Glück und Zufriedenheit zu tun hat. Die Gründung einer Familie, die Finanzierung eines Eigenheims, ein Job, von dem wir schon als Teeanger geträumt haben, die Realisierung einer Weltreise. Und nicht die Ziele, die wir nur anstreben, weil sie von der Gesellschaft so vorgegeben sind. Oder die uns im Job vom ersten Moment an auch Bauchweh bereiten, da sie eigentlich nur im Zusammenhang mit schlaflosen Nächten, Überarbeitung und viel zu großen Opfern zu erreichen sind.
Wie immer möchte ich an dieser Stelle das Wort an euch übergeben: Was bedeutet für euch „erfolgreich sein, wie definiert ihr das Wort „Erfolg“? Und wie geht ihr mit dem omnipräsenten Erfolgsdruck um?