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Über das Erwachsenwerden …

Am Wochenende bin ich auf eine Kolumne gestoßen, die ich vor ganz genau zwei Jahren geschrieben habe: Die große 3. Erinnert ihr euch? Ich musste schmunzeln, als ich meine Zeilen las, die ich im Juni 2016 tippte. Das war kurz vor meinem 30.ten Geburtstag, vor dem ich irgendwie ganz schön Bammel hatte.

Warum? Weil ich die große 3 in den Jahren zuvor immer als eine Art magische Grenze zum Erwachsen sein wahrgenommen hatte. 30 – das war doch immer so unfassbar weit weg – und das wirklich allerletzte Ende der Jugend. Und irgendwie fühlte ich mich vor zwei Jahren so ganz und gar nicht erwachsen ….

Doch was genau ist eigentlich „Erwachsen sein“? Ich würde sagen, es ist ein schleichender Prozess. Und ganz sicher gibt es nicht diesen einen Tag, an dem man aufsteht und sich plötzlich reif und erwachsen fühlt.

„Erwachsen“ – so ein großes Wort. Das irgendwie viel größer wirkt, wenn man noch ein Kind ist. Wenn es noch so weit entfernt ist, man sich in einer Findungsphase befindet, nicht so richtig weiß, was man einmal mit seinem Leben anstellen möchte und man noch nicht wirklich bereit ist, für etwas anderes als das Meerschweinchen Verantwortung zu übernehmen.

„Verantwortung“, dieses Schlagwort trifft das große Ganze ziemlich gut. Wie übertrieben wir es als Kinder doch oft fanden, wenn die Erwachsenen von der großen Verantwortung und all der Arbeit sprachen, die wir einmal haben würden, wenn wir richtig im Leben stehen. Wenn sie sagten „Genieße die Schulzeit! So viel Freizeit hast du nie wieder“. Oh ja, die sechs Wochen Sommerferien waren wirklich der Knüller.

Verantwortung kann man manchmal ganz schön belastend sein, aber eben auch Freiheit und positive Entscheidungskraft bedeuten.

Generell nehme ich wahr, dass ich in den letzten paar Jahren eine ganz andere Sichtweise auf viele Dinge bekommen habe. Fand ich früher jugendlich rebellisch vieles „totaaal doof“, was meine Eltern sagten, so kann ich mittlerweile so gut nachvollziehen, mit welchen Gedanken und Werten sie mich damals erzogen haben. Verstehe die Ängste und Sorgen, die man als Erwachsener hat – und die Sache mit der Lebensweisheit, über die man mit 15 ständig mit den Augen rollt. „Erwachsen sein“ bedeutet, überlegt zu handeln und sich nicht nur von Impulsen leiten zu lassen. Wie oft uns früher „trotzig sein“ im Wege stand. Insbesondere wenn es um unsere Eltern ging.

„Vernünftige Entscheidungen treffen“ – das ist für mich erwachsen.  Nicht, dass ich mittlerweile immer und überall vernünftig handle (Manchmal bin ich auch jetzt noch die trotzige 14-Jährige), aber ich gestalte mein Leben im Großen und Ganzen vernünftig, handle rational und denke nach, bevor ich große Entscheidungen treffe. Und eigentlich ist es ziemlich großartig, dass man mit 31 so viel mehr Entscheidungen treffen kann als im Teenager-Alter, nicht wahr?

Erwachsensein ist kein Gefühl, es ist ein Prozess. Die Entwicklung des eigenen Lebens. Die Verantwortung, die man für viele Dinge übernehmen muss, die wachsenden Aufgaben. Und manchmal leider auch die schwindende Unbeschwertheit.

Und wisst ihr was? So schlimm war das 30-werden gar nicht. Genauer gesagt fühlt es sich aktuell sogar ziemlich gut an. Ich will beim besten Willen keine 20 mehr sein. Denn irgendwie ist es ziemlich toll, auf berufliche Erfahrung blicken zu können, mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen und ganz anders entscheiden zu können, als es noch vor ein paar Jahren der Fall war. Finanziell völlig unabhängig zu sein – und das schon seit vielen Jahren. Das machen zu können, was ich mag. Mich selbst gefunden zu haben. Zufrieden zu sein. Und wenn DAS „erwachsen“ ist, dann fühlt sich das ziemlich gut an.


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3 Kommentare

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    Ich sehe das ähnlich: Die 40 steht bei mir vor der Tür, ich habe zwei kleine Kinder, aber so 100 % erwachsen fühle ich mich immer noch nicht. Aber dafür unglaublich wohl in meinem Leben und mit meinen Verantwortungen. Vermutlich ist das eben das Erwachsensein.

    Anne|Linda, Libra, Loca

  • 22
    06
    2018
    18
    Constanze

    Schön geschrieben und inhaltlich sehe ich das genau so.

  • 04
    07
    2018
    18

    Das hast du sehr gut geschrieben und weißt du was?! Das gleiche „Schicksal“ ereilt dir in 10 Jahren. Mit der 4 davor wirst du dir ähnliche Gedanken machen :-); denn ich möchte keine 30 mehr sein! Aber genau DAS ist das schöne… wenn man sich in jedem Jahrzehnt, indem man sich befindet so wohl fühlt, dass man nicht mehr zurück möchte. Ich wünsche dir viel Freude beim weiteren Erwachsen werden und auf dass du immer auf ein erfülltes Leben zurück blicken kannst.

    Liebe Grüße
    Fanni

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