Momentan träume ich davon, mal ein paar Tage „wirklich offline“ zu sein. Schon ganz bald, im Rahmen einer privaten Reise. Das stellt mich natürlich vor ein paar Herausforderungen. Immerhin ist mein Job ja ganz eng mit dem „online sein“ verbunden. Und ein paar Tage offline bedürfen umfangreicher Vorbereitung. Alles, ja wirklich alles dreht sich rund um das Internet. Und ihr wisst ja, ich bin ganz sicher niemand, der 24/7 sein Privatleben online stellt. Dennoch verbringe ich tagtäglich viele, viele Stunden mit dem Word Wide Web.
Ich recherchiere, schreibe Mails und Blogposts, beantworte Fragen von Lesern, poste Bilder auf Instagram und verbringe Zeit auf Pinterest. All das betrifft nur meinen beruflichen Umgang mit dem Internet. Dazu kommen zahlreiche Nachrichten, die ich mit Freunden über WhatsApp schreibe und so weiter und so fort. Auch wenn ich tagsüber primär am Computer arbeite, so ist mein Smartphone natürlich im Arbeitsalltag non stop an meiner Seite, spielt eine unglaublich wichtige Rolle.
Am Abend versuche ich oft, das Smartphone einige Stunden zu ignorieren. Wirklich nur Quality Time mit Chris, einem guten Buch, mit Freunden oder beim Sport zu verbringen. Manchmal klappen die „handyfreien“ Abende, manchmal nicht. Zum Beispiel dann, wenn mir spontan einfällt, dass ich unbedingt noch etwas meiner Freundin schreiben muss. Und schon habe ich wieder das Smartphone in der Hand. Schreibe nicht nur meiner Freundin, sondern schaue mal eben schnell in Instagram, sehe, dass ich dort drei neue Nachrichten von Lesern habe, checke kurz nochmal die Mails, schaue nach dem Wetter am nächsten Tag … und schon ist wieder (mindestens) eine halbe Stunde vergangen.
Ich bin absolut dafür, dieses oftmals „sinnlose und zeitfressende Berieseln von Instagram und Co“ so oft wie möglich abzustellen, aber das Handy mal für eine gewisse Zeit komplett wegzulegen? Das ist gar nicht so einfach.
Das beste Beispiel ist wohl WhatsApp. Wie um Himmels Willen sollte man darauf verzichten? In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es niemanden, der WhatsApp nicht nutzt. Und mit meinen Lieblingsmenschen bin ich so sehr regelmäßig im Kontakt. Natürlich telefoniere ich auch oftmals mit meinen Eltern, aber im Alltag tauschen wir uns meist „mal eben schnell“ per WhatsApp aus.
Und ich finde es sehr angenehm, dass man solch eine Sprachnachricht „ganz genau in dem Moment“ sprechen kann, in dem es nunmal passt. Man sich im stressigen Alltag nicht erst für ein langes Telefonat verabreden muss.
Das Internet alias “ all die Möglichkeiten, jede Info SOFORT in genau diesem Moment zu bekommen“ ist unser stetiger Begleiter.
Chris und ich haben uns immer viel zu erzählen, wenn wir zum Beispiel während einer Reise abends im Restaurant zusammensitzen. Und auch wenn das Smartphone eigentlich in der Tasche steckt, wird es ganz bald herausgeholt, weil einer von uns beiden im Gespräch irgendetwas nachschauen muss. Wir sehen uns gemeinsam noch einmal die Stühle an, die wir für unseren neuen Esszimmertisch kaufen wollen. Schauen für unsere Planung nach dem Wetter für den nächsten Tag. Gehen per Google Maps die Route für die Road Trip Strecke am Tag darauf durch. Und wie hieß gleich nochmal das Restaurant, in dem wir übermorgen essen wollen? Google weiß natürlich Bescheid!
Generell ist Google Maps ein wichtiger Begleiter auf unseren Reisen. Wir checken damit die Umgebung, suchen unsere Routen heraus, schauen uns die Lage eines Hotels an, und so weiter und so fort. Ein Tool, das wir nicht missen wollen.
Was haben wir nur früher gemacht? Wie lief das „so ganz ohne Internet“. Klar, wir Kinder der Achtziger und Neunziger können uns alle noch an die Zeit erinnern, als unsere Mama die große Landkarte im Auto aufschlug, und wie wir im Alltag eine Info im Lexikon nachschlugen. Oder den besten Freund des Vaters anriefen, da „er so viel weiß“, wenn wir eine bestimmte Frage hatten.
Aber das Internet hat vieles schon deutlich einfacher gemacht. Es ist toll, dass man alles sofort nachschlagen kann, wir uns jederzeit Wissen aneignen können, alles 24/7 zur Verfügung steht und das Internet uns grenzenlose Möglichkeiten bietet.
Aber das heißt eben auch, dass wir jederzeit erreichbar sind, alles immer hektischer und schnelllebiger wird … und wir oftmals eine innere Unruhe spüren. Diese Dauerbeschallung an Informationen kann auch sehr anstrengend sein. Es ist ein schmaler Grat zwischen „zu viel online“ sein und „das Internet bewusst konsumieren“, der mir – und das muss ich an dieser Stelle offen und ehrlich gestehen – nur selten gelingt. Hier möchte ich auch noch einmal auf meine Kolumne „Die Welt, in der wir leben“ verweisen.
Und genau deshalb träume ich davon, den Laptop und das Smartphone mal für ein paar Tage nicht nur wegzulegen, sondern komplett auszuschalten. Ob mir das gelingen wird?
Habt ihr schon einmal „so richtig“ Digital Detox ausprobiert? Wie lange habt ihr es ausgehalten? Und wie schwer ist es euch gefallen?
PS: Noch ein weiterer Lese-Tipp zu diesem Thema –> „Wie Social Media unsere Erlebnisse veränderte“.
PPS: Die sehr aufmerksamen Leser unter euch wissen natürlich, dass diese Kolumne eigentlich schon ein paar Monate alt ist und ich sie erstmals bereits im Mai online stellte. Aber sie ging damals aufgrund eines Feiertags etwas unter und da dieses Thema gerade soooo präsent ist, möchte ich den Text heute noch einmal mit euch teilen.