Heute möchte ich über ein Thema schreiben, über das ich in letzter Zeit häufig mit Freunden spreche: die Zukunft. Gar nicht unbedingt die persönliche Zukunft – auch wenn das selbstverständlich auch immer wieder Thema ist – sondern vielmehr die Zukunft unserer Gesellschaft, die technische Weiterentwicklung, das Miteinander, die Kommunikation, Mobilität und so weiter und so fort.
Blickt man zehn Jahre in die Vergangenheit, hat sich unfassbar viel geändert. Ich meine: Vor zehn Jahren hatte noch nicht jeder von uns ein Smartphone. Unsere Laptops waren gefühlte 5 kg schwer, im Auto hörten wir noch CD’s, Blogs waren absolutes Neuland, es gab kein Instagram und man kommunizierte noch per SMS.
So viele Dinge, die in den letzten Jahren unfassbar an Bedeutung gewonnen haben, spielten vor zehn Jahren keinerlei Rolle oder existierten noch nicht einmal. Noch extremer, wenn wir zwanzig Jahre in die Vergangenheit blicken. Kassetten, Disketten, Festnetztelefonate, halbstündige Internetbesuche bei denen man den AOL Chat ausprobierte und irgendwann von der Mutter unterbrochen wurde, da sie telefonieren musste.
Weshalb ich mir aktuell besonders viele Gedanken zu diesem Thema mache: Ich lese momentan den Wissenschaftsthriller „Zero. Sie wissen, was du tust“ von Marc Elsberg. Kein neues Buch, der Roman ist bereits 2014 erschienen. Ein Blick in die nahe Zukunft – faszinierend und schockierend zugleich. Rund um gläserne Menschen, große Konzerne, die nahezu alles über uns wissen, Datenbrillen, die das Mitdenken für uns übernehmen und all die negativen Auswirkungen, die all diese Dinge auf unser Leben nehmen.
Im Fokus des Buches steht eine neue Plattform, die angeblich das Leben der Menschen verbessern möchte, indem sie alle Daten sammelt, analysiert und anschließend mit Hilfe von maßgeschneiderten Apps Ratschläge gibt – und somit auch das Handeln der jeweiligen Personen manipulieren kann.
Außerdem gibt es Menschen-Rating-Agenturen, die alle Menschen anhand der gesammelten Daten kategorisieren und ihnen einen Wert zuordnen. Und alle sind natürlich äußerst motiviert, ihren Wert stets zu verbessern. Eine ähnliche Fiktion konnte man bereits in der Serie Black Mirror auf Netflix sehen – hier werden Mitmenschen nach jeder Begegnung umgehend innerhalb eines 1 – 5 Systems bewertet. Rutscht man unter einen bestimmten Wert, hat es fatale Folgen. Es entsteht ein Kastensystem. Wer ein gutes Rating hat, wird in der Gesellschaft als „wertvoller“ angesehen, hat bessere Chancen auf dem Jobmarkt etc., wer unter einen bestimmten Wert fällt, hat es sehr schwer. Ob das bald Realität wird? Hoffentlich nicht!
Zurück zu meiner aktuellen Lektüre. Irgendwie ist das alles sehr fern, und dennoch so nah. Die Grenzen zwischen Realität und Science-Fiction verschwimmen. Denn es ist kein Geheimnis, dass Facebook und Co weitaus mehr über uns wissen als wer mit wem befreundet ist. Und es kein Zufall ist, wenn wir genau die Hose, die wir mit dem Smartphone im Online-Shop in den Warenkorb legten und dann doch nicht kauften, Tage später als Anzeige in unserer Facebook Timeline präsentiert bekommen – auf dem Laptop.
Firmen nennen das übrigens den „Creepiness Faktor“. Und damit wir uns nicht zu unwohl damit fühlen, dass uns ständig extrem personalisierte Anzeigen aufgrund unserer persönlichen Vorlieben anzeigt wird, spielt der Algorithmus zwischendurch auch unpassende Werbung aus – um uns zu beruhigen. Obwohl es absolut möglich ist, den Nutzer nur mit perfekt abgestimmten Anzeigen zu berieseln. Irgendwie wirklich gruselig, nicht wahr? Völlig unbewusst werden wir ständig beeinflusst. Man denke nur an die US Wahlen und Cambridge Analytica.
Obwohl das Internet und unsere moderne, digitale Welt mich nicht nur als Privatperson betrifft, sondern vielmehr der Mittelpunkt meines beruflichen Lebens ist, ertappe ich mich manchmal bei dem Gedanken, dass ich nicht will, dass es in diesem rasend schnellen Tempo weitergeht. Dass die Online-Welt einfach einmal eine Weile stehen bleibt. Denn mal ehrlich: Gibt es wirklich etwas, das es noch nicht gibt? Diese eine App, auf die wir alle gewartet haben? Manchmal macht es mir Sorgen an die Zukunft zu denken (das große Thema Umwelt einmal außen vor – heute dreht es sich um unsere mobile Zukunft), daran, was uns in 5, in 10, in 20 Jahren erwarten wird. Werden wir in 30 Jahren überhaupt noch Individuen sein? Oder mehr denn je ein minikleines Teilchen in einer durchsichtigen Einheitsbrei-Gesellschaft?
Blicken wir zehn Jahre zurück, ist so unfassbar viel passiert, und die Entwicklung wird bekanntlich immer schneller. Was um Himmels Willen soll in weiteren zehn Jahren noch kommen? Mein Papa ist by the way noch in einer Zeit aufgewachsen, in der es etwas Besonderes war, wenn alle paar Stunden mal ein Auto durch die Straße fuhr. Werden wir in 20 Jahren überhaupt noch Auto fahren? Oder uns auch als Privatperson im Luftraum bewegen?
An dieser Stelle würde ich super gerne das Wort an euch weitergeben und in den Kommentaren weiterschreiben: Was habt ihr im Kopf, wenn ihr an die Zukunft unserer Gesellschaft, unserer digitalen Welt denkt? Was wird uns in zehn, zwanzig, dreißig Jahren erwarten? Würdet ihr manchmal gerne auf einen Stopp-Knopf drücken, oder seid ihr gespannt auf das, was noch kommen wird? Welche Rolle spielen Social Media und Co in eurem privaten und beruflichen Leben?
Einen Lese-Tipp habe ich auch noch, eine Kolumne aus dem Jahr 2017: Die Welt, in der wir leben …