Zugegeben, hier auf Josie loves ist meistens alles „Friede, Freude, Eierkuchen“. Das heißt nicht, dass ich alles gut finde, ich nie etwas zu meckern hätte, und in meinem Leben immer alles perfekt läuft (Oh nein, das ist ganz und gar nicht der Fall!). Aber ich habe für mich entschieden, hier auf dem Blog nur über die schönen Dinge des Lebens zu schreiben, euch ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und euren Alltag ein wenig zu versüßen. Doch manchmal gibt es Dinge, die nerven nicht nur, sondern machen richtig wütend. Und deshalb möchte ich heute einmal ein wenig Dampf ablassen. Dafür müssen wir aber erst einmal 13 Jahre zurückreisen. Sarah, 14 Jahre alt, hatte einen großen Traum. Sie wollte Sängerin werden. Mit einer selbst aufgenommenen Kassette und einigen Bildern bewarb sie sich beim größten nationalen Talentwettbewerb, landete völlig unerwartet im Finale.
Mit der Gesangskarriere wurde es erst einmal nichts, dafür war sie plötzlich in der Kartei einer der größten, deutschen Modelagenturen. „Das süße Mädchen von Nebenan“, das war wohl mein (Zurück in die ich-Form) Markenzeichen, weshalb ich gut bei den Magazinen wie Bravo Girl und Mädchen ankam, die vom süßen Mädchen von Nebenan gelesen wurden. Friede, Freude, Eierkuchen. Doch dann gab es das Gespräch mit meiner Agentin. „Wenn du wirklich RICHTIG modeln möchtest, dann müssen da schon noch einige Kilos runter!“ sagte sie zu mir.
Ich, damals mit einer Größe 34/36 gesegnet, hatte mir zuvor niemals Gedanken über meine Figur gemacht. Immerhin gab es mit (mittlerweile) 15 doch weitaus wichtigere Themen. Zum Beispiel, was die Jungs von einem denken und welche Sneakers momentan besonders angesagt sind. Kein Wunder, dass mich diese Aussage damals ziemlich mitgenommen hat. Ich war zu jung, um diese Worte an mir abprallen zu lassen und war schnell im Strudel des „Okay, dann esse ich eben gar nichts mehr!“ gefangen. Zum Glück ging diese Phase vorbei und mir wurde bewusst: Das mit dem Modeln ist nichts für mich. Aber ein anderer Wunsch war geboren: Ich wollte Moderedakteurin werden, hinter den Kulissen arbeiten, über Mode schreiben, statt sie nur stumm vorzuführen.
Einige Jahre später machte ich diesen Wunsch wahr, zog gleich nach meinem Abitur nach München und lebte meinen Traum. Dieser bestand übrigens auch ganz sicher nicht nur aus Friede, Freude, Eierkuchen, sondern beinhaltete vor allen Dingen sehr viel, sehr, sehr harte Arbeit, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Einige Jahre später erfüllte ich mir einen weiteren Traum: Ich launchte meinen eigenen Blog, eine Spielwiese, auf der ich frei Schnauze über all das schreiben konnte, was mir gefiel. Ehrlich gesagt wollte ich ursprünglich zusammen mit meiner Freundin Milli einen rein journalistischen Blog schreiben, nur ab und an ein Outfit zeigen. Lange Rede, kurzer Sinn: Schnell wurde klar, dass Outfits, und somit sehr persönliche Posts, mit Abstand am besten bei den Lesern ankamen. Wer einen Modeblog schreibt, der muss sich auch regelmäßig zeigen. Das ist nicht immer so (Ausnahmen wie Modepilot bestätigen die Regel), aber wenn man sich die ganz, ganz großen Modeblogs anschaut, dann sieht man meist die Bloggerinnen selbst, die sich in jedem ihrer Posts präsentieren. Und da wären wir auch schon beim eigentlichen Thema. Wenn ich auf einem (internationalen) Bloggerevent bin, dann bin ich umgeben von Models. Schaut man sich die international erfolgreichen Bloggerinnen an, entdeckt man keine normalgewichtigen Mädels. Nein, man sieht (mindestens!) 1.75 Meter große Gazellen mit Größe 34.
Ganz ehrlich? Ich komme mir auf solchen Events oftmals vor wie ein kleiner Elefant. Objektiv gesehen bin ich mit 1.71 und Kleidergröße 38 „normal“. Dieses „normal“ wird in der Modebranche allerdings teilweise fast schon als Schimpfwort verwendet. Auf Bloggerevents bekommt man Kleidung meist in Sample Size präsentiert, bei Shootings (Ja, es gibt auch hier selten Ausnahmen) bekommt man sowieso nur Kleidung in Größe S. Sample Size ist die Größe, in die auch Models passen, die diese Kleidung bei Magazin-Shootings tragen. Ja, ich passe ab und zu auch in diese Kleidungsstücke, aber eben nicht immer. Eine größere Größe? Die gibt es oftmals nicht. Als Blogger hat man schließlich in diese Kleidungsstücke zu passen.
Über meine Größe 38 wurde auch schon einmal die Nase gerümpft. Der Moment, in dem ich mich wieder mehr als zehn Jahre zurückversetzt fühlte. Und was lernen wir daraus: Bloggerinnen müssen Models sein. Ernsthaft? Für mich eine wirklich sehr, sehr traurige Entwicklung. Denn ist es nicht gerade das, was die Blogs schaffen können, was wir Blogger ändern können? Die Mode den „normalen“ Frauen näher bringen, Fashion ins echte Leben transferieren, fernab von den Runways in Paris und New York? Das war doch ursprünglich der Gedanke hinter Fashionblogs: Mode im „echten“ Leben. Doch wird aus diesem schönen Gedanken wirklich irgendwann einmal „Realität“?
Letztendlich sind die Bloggerinnen, die international gut arbeiten und zu den Stars der Branche avanciert sind, nicht mehr von den Models zu unterscheiden, die vor ihnen ( –> Front Row) auf dem Runway laufen. Als Chiara, Rumi, Jules und Jessica letzte Woche Backstage von der Victoria Secret Show twitterten, dachte ich nur „Na, die vier Mädels könnten da ja locker auch mitlaufen!“. Doch ist das wirklich das, was Blogs ausmachen sollte? Blogger, die man nicht mehr von Topmodels unterscheiden kann? Muss man sich als Blogger wirklich schlecht fühlen, weil man eine „normale“ Figur hat, Hüfte und Hintern nun einmal in keine Jeans in Größe 27 (das ist übrigens die Größe, die man in der Regel von Modefirmen zugeschickt bekommt) passen? Ein Thema, das mich schon seit langem beschäftigt, und das ich nun endlich einmal zur Diskussion stellen möchte.