Wenn man Chris und mich gefragt hat, worauf wir uns bei unserer großen Weltreise am meisten freuen, dann mussten wir nie lange überlegen. Unser Monat in New York sollte etwas ganz besonderes werden. Wir wollten einmal das Gefühl haben, im Big Apple nicht nur zu urlauben, sondern wirklich dort zu leben. Und zwar nicht irgendwo, sondern mitten in Manhattan.
Obwohl wir uns eigentlich fast immer überall Wohnungen über airbnb mieten (Und egal ob in Berlin, auf Mallorca oder auf Bali immer tolle Erfahrungen gemacht haben), waren wir bis jetzt in New York immer in einem Hotel. Das musste sich dringend ändern! Wir wussten natürlich, dass Wohnungen in Manhattan unfassbar teuer sind und man sich solch ein Heim als Normalsterblicher nie Monat für Monat leisten kann, aber einen Monat lang wollten wir diesen Traum leben. Allerdings in der XXS-Variante. Einen Monat lang lässt es sich mit dem Liebsten auf 25 Quadratmetern schließlich auch einmal aushalten, solange man eine Küchenzeile, ein eigenes Bad, ein sauberes Bett und ein Internetverbindung hat. Optimistisch begannen wir im Bereich „2000 Euro“ für eine schuhschachtelgroße Wohnung zu suchen. Schnell war klar: Das wird nichts! Also setzten wir uns ein (für deutsche Verhältnisse völlig verrücktes) Limit von 3000 Euro. Für eine Mini-Wohnung. Selbst im teuren München würde man dafür 80 Quadratmeter mit jeglichem Schnickschnack in Bestlage bekommen. Tatsächlich fanden wir einige – ich würde jetzt nicht immer von „schön“ sprechen – ordentliche Wohnungen, tippten uns die Finger wund und schrieben mit zahlreichen Vermietern. Bei airbnb kann man vor der Buchung immer alle möglichen Fragen an den Vermieter stellen, sodass bei der finalen Buchung auch wirklich alles klar ist. Viele Wohnungen waren bereits vermietet, andere konnten sie nicht für solch einen langen Zeitraum vermieten, anderen antworteten nicht und so weiter und so fort. Nach zwei Wochen hatten wir endlich unsere Wohnung gefunden und freuten uns unendlich auf unsere eigenen vier Wände im East Village. Die Wohnung war winzig, sah aber gepflegt aus und war gut bewertet. Am Freitagnachmittag war es endlich soweit und wir landeten mit dem Flieger auf dem Flughafen LaGuardia.
Mit dem Taxi und einer großen Portion Vorfreude im Gepäck fuhren wir ins East Village. Kurz vor der Übergabe sagte die Vermieterin persönlich ab und bat uns, den Schlüssel in der Bar next door abzuholen. Im Nachhinein weiß ich, warum. Das Häuschen sah von außen sehr süß aus. Ein typisches New York Haus, mit Backsteinen und einer Feuerleiter, in einem sehr lebendigen Viertel gelegen. Als wir es betraten klopfte mein Herz ganz wild vor Aufregung, denn auch der Gang ließ Schönes erhoffen. Weiter ging es in den Hinterhof zum Rückgebäude. Auch darüber freute ich mich noch, denn das hieß, dass die Wohnung ruhig liegt. Wir steckten den Schlüssel ins Türschloss und mussten die Türe danach fast aufbrechen, um in das Zimmer zu kommen, so schwerfällig war sie. Und da standen wir nun, in einem Miniminimini-Zimmerchen, das furchtbar stank. In einem 3000-Euro-Miniminimini-Zimmerchen. „Wir müssen lüften, dann wird das schon!“, war mein erster Gedanke. Bis ich die gegenüberliegende Wand sah, die zur Hälfte von Schimmel überzogen war. Ich möchte gar nicht alles genau ausführen, aber stellt euch von Spinnweben, über Staub, über fremde Haare en masse, gebrauchtem Laken, modrigen Handtüchern über eine schwerfällige Klospülung all das vor, was irgendwie negativ zum Eindruck von einer Wohnung beitragen könnte. Erwähnte ich bereits die durch und durch verschimmelte Wand?
Das war sie also, unsere Bleibe für die nächsten 30 Tage. Amüsant wurde mein Telefongespräch mit der Vermieterin, in dem sie mir erklärte, dass am Tag eine Putzfrau drei Stunden die Wohnung gesäubert hatte und dass es vielleicht verschiedene Vorstellungen von dem Wort „sauber“ gibt, der Standard in Deutschland vielleicht anders wäre. Auch gut fand ich, dass sie ganze Haarbüschel im Bett und an den (frischen!!!) Handtüchern auf die Wäscherei schob. Sie kicherte „Das passiert da öfters!“. Aber sie wollte natürlich unbedingt, dass wir happy sind und bot an, die tüchtige Putzfrau am nächsten Tag noch einmal für zwei Stunden vorbei zu schicken. Wir schliefen (oder eher grübelten) eine Nacht in der Wohnung und beschlossen: Das tun wir uns keinen Monat an. Über viel kann man wegsehen, man kann putzen, lüften, sich Blumen aufstellen, aber eine Schimmelwand geht einfach gar nicht. Zum Glück erklärte sich unsere Vermieterin nach ziemlichem HickHack bereit, uns nur eine Nacht zu berechnen. Das war gar nicht unbedingt meine Sorge, da wir ja über airbnb abgesichert waren. Meine Sorge war (und ist es leider immer noch) diese: Wir sind nun in New York. In der Hauptsaison, inklusive der Sommer-Fashion-Week. Und wir haben keine Wohnung. Wir haben uns nun wieder die Finger wundgetippt, sind erst einmal für zwei Nächte in ein Hotel gezogen (In dem unsere zwei Stunden vorher getätigte Reservierung angeblich nicht angekommen war. Passend zum Pech unseres New York Starts. Ein paar Stunden später bekamen wir dann doch ein Zimmerchen im ausgebuchten Hotel) , hatten heute bereits die erste Besichtigung und werden uns auch morgen noch eine Wohnung ansehen. Keine Ahnung, wie die nächsten Tage aussehen werden. To be continued ….