Zuallererst möchte ich betonen, dass es sich hier nicht um einen weiteren Post zu Essena O’Neill und ihrer Erkenntnis „Social Media Is Not Real Life“ handelt. Für mich war schon immer klar, dass Social Media viel mit Illusion zu tun hat und Gott sei Dank fühle ich mich nicht nur bestätigt, wenn ein Selfie besonders viele Likes bekommt.
Und um doch meine fünf Cent zu dem Thema abzugeben: Ich finde es gut und wichtig, dass eines der jungen, erfolgreichen „Instagram Girls“ dieses Thema aufgreift und reflektiert betrachtet. Aber das war’s auch schon, denn darum geht es heute gar nicht. Sondern um mein eigenes Instagram-Verhalten, das sich im Laufe der Zeit sehr geändert hat.
Vor mittlerweile einem halben Jahr bin ich nach Deutschland zurückgekommen. Vor meiner Weltreise habe ich einfach immer „irgendwas“ bei Instagram gepostet. Alles, was mir gefiel. Mal mit einem starken Filter, mal ohne. Je nachdem, was zum Bild passte. Zugegeben, mein Feed im Ganzen sah nicht wirklich schön aus, aber es waren ja auch Schnappschüsse.
Mein Instagram Feed wenige Tage vor der Weltreise:
Und dass 12 Schnappschüsse farblich zufällig zusammenpassen, passiert vermutlich nie. Während der Weltreise hatte ich sehr viel Freude an Instagram, denn so konnte ich euch, die Josie loves Leser, mit auf die große Reise nehmen. Außerdem war die Reise für eine Foto-App natürlich sehr dankbar, denn es gab täglich wunderschöne Motive en masse.
Dann kam ich zurück, besuchte erste Termine, sprach mit vielen Kollegen. Und immer kam das Thema „Instagram und Instagram-Follower“ auf. Plötzlich fiel mir auf, dass ich im Bezug auf Instagram ganz schön hinterherhinkte. Sowohl, was Followerzahlen betrifft als auch die Kreation eines Konzepts. Ich hatte kein Farb-/Themenkonzept. Und ja, 2015 braucht man so etwas. „Einfach etwas posten“ gibt es nicht mehr. Außerdem braucht man mindestens zwei Foto-Apps, mit denen man seine Bilder ausgiebig bearbeitet. Wurde mir gesagt.
Viele Kollegen hatten deutlich mehr Instagram-Follower als ich, manche sogar sechsstellige Zahlen. Außerdem gab es plötzlich jede Menge „Instagram-Girls“, die hunderttausende Follower, oftmals aber nicht einmal einen Blog hatten. Wäre mir persönlich eigentlich ziemlich egal, wäre da nicht die Tatsache, dass Instagram für Firmen mittlerweile immens wichtig ist. Die Frage „Wie viele Follower hast du?“ dreht sich meist nicht mehr um die eigentlich wichtigste Wertung der monatlichen Blogleser, sondern fast immer um Instagram. In Mediakits (der Visitenkarte eines Bloggers mit allen Daten) werden mittlerweile nicht mehr nur die Klicks auf den Blog, sondern auch die Likes pro Instagrambild angegeben. Wie viele Visits Ciara Ferragni monatlich auf The Blonde Salad hat? Keine Ahnung! Aber jeder weiß, dass sie bald die 5 Millionen Instagram-Follower-Marke knacken wird.
Für mich war und ist immer der Blog das Nonplusultra. Instagram war mir lange Zeit schlicht und einfach nicht wirklich wichtig. Texte finden auf dem Blog statt, Shootings und Ideen werden für den Blog produziert, auf Instagram gibt es lediglich Schnappschüsse nebenbei. Was also tun, wenn Instagram so plötzlich solch eine große Bedeutung hat? Follower kaufen, um oben mit schwimmen zu können? Kam für mich niemals in Frage. Also fing ich vor ein paar Monaten an, Bilder zu posten, die der allseits beliebten Norm entsprechen. Zumindest halbwegs. Denn „bis ins letzte Detail inszenieren“ war mir oftmals einfach zu anstrengend.
Liest man Instagram-Tipps, wird immer von „viel Weiß“ und einem „cleanen Feed“ gesprochen. Warum eigentlich? Die Welt ist doch so schön bunt! Auf keinen Fall darf das Licht warm sein. „Gelbstichig“ ist out. Alles soll möglichst kalt sein.
Manchmal lade ich auf Instagram ein Bild vom Blog hoch, zum Beispiel um ein Outfit anzuteasern. Damit das Bild in den Feed passt, muss das Licht völlig abgeändert werden. Vollkommen absurd, zumal das ursprüngliche Bild für sich oftmals doch viel besser aussah.
Ein Beispiel: Das Bild auf Josie loves
Die Instagram-Variante
Früher habe ich bei Instagram genauso wie bei meinen Blogbildern gerne die Farben betont (Nicht, um sie zu verfälschen, sondern um die Schönheit von etwas hervorzuheben. Auf Bildern kommen Farben selten genauso intensiv rüber wie „in echt“), heute entnehme ich dem Bild die Farbe, damit es auch ja gut in den hellen Feed passt.
Eigentlich völlig absurd: Geschmäcker sind so verschieden, aber auf Instagram haben wir plötzlich alle denselben? Lieben alle nur „clean“ und weiß“? Ich stimme der Aussage: „Instagram ist eine Foto-App, hier möchte man nur Schönes sehen!“ absolut zu, aber „Schönes“ ist doch eigentlich so vielfältig. Meine Welt ist doch so bunt, warum mein Instagram-Feed nicht auch? Fragen, die ich mir aktuell stelle …
Ich habe überlegt, Instagram schlicht und einfach nur noch als Zuschauer zu konsumieren und gar nicht mehr selbst zu posten. Aber das geht leider nicht. Nicht in meinem Job. Instagram ist zu wichtig geworden.
Und eigentlich würde ich doch gerne wieder Schnappschüsse teilen. Der Ursprungsgedanke, die Leser eines Blogs hinter die Kulissen mitzunehmen. Und nicht möglichst viele Follower zu sammeln, die sich vermutlich noch nicht ein einziges Mal den Blog angeschaut haben.
Ich bin keines dieser Instagram-Girls. Ich hasse es, Selfies von mir zu knipsen und vergesse auch ab und an, eine Woche lang ein Bild zu posten, auf dem auch ich zu sehen bin. Abgesehen davon bin ich nicht skinny und möchte das auch nicht sein. Pech, wenn es um Instagram geht. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.
Fun Fact am Rande: Das einzige Mal, dass ich von der größten Instagram-Outfitseite gefeatured wurde, war der Look am Tag vor meiner Hochzeit, für die ich einige Kilos abgenommen hatte. Das dünnste Outfit meiner Blogzeit, sozusagen. Hier seht ihr den Blogpost.
Vor einigen Monaten amüsierte ich mich noch über diese perfekte Welt in meinem Instagram-Gedanken-Post, mittlerweile inszeniere ich selbst. Nicht mich als Person, aber die Dinge, die ich schön finde. Und ich schüttle über mich selbst den Kopf.
Denn wisst ihr was? Meinetwegen passt mein Feed jetzt farblich wunderschön zusammen, aber ganz ehrlich: Er langweilt mich. Und er könnte im Prinzip der Feed jeder anderen x-beliebigen Person sein. Individualität? Fehlanzeige.
Wenn sich vor zwei Jahren liebe Bloggerkolleginnen getroffen haben, knipsten wir gemeinsam Bilder und stellten diese an Ort und Stelle sofort online. Wenn man sich heute trifft, wird kein gemeinsames Bild mehr gemacht, nur die Süßigkeiten am Rande der Präsentation fotografiert und Tage später nach ausführlicher Bearbeitung online gestellt. Kein Mensch mehr postet spontan. Es gibt keine Momentaufnahmen mehr. Bilder auf einer Abendveranstaltung? Lieber nicht, das dunkle Bild zerstört doch den Feed!
Wie eigenartig das alles ist, fiel mir vor kurzem auf, als mich meine liebste Sue besuchte und wir (die eigentlich immer kritisch der Social Media Perfektion entgegenstanden) plötzlich im Café saßen und uns vor dem ersten Schluck fünf Minuten mit der Inszenierung unserer Getränke beschäftigten und danach das Bild möglichst hell zeichneten. Wir kamen uns zwar komisch dabei vor, akzeptierten aber die verwunderten Blicke der anderen Gäste als Teil unseres Jobs.
Ich habe für Instagram schon immer gerne mein Frühstück oder diversen Süßkram fotografiert. Ich liebe den visuellen Effekt von Essen und freue mich riesig, wenn ich kunstvoll arrangierte Pancakes serviert bekomme. Das Fotografieren von Essen an sich? Finde ich ehrlich gesagt ziemlich bekloppt, aber es gehört für mich dazu, da diese Bilder gut ankommen und ich das Motiv ja wie gesagt selbst sehr schön finde. Und da werden die Einzelteile auch gerne mal näher zusammengerückt, damit es schöner wirkt. Das finde ich noch harmlos, solange es nicht zu besagter mehrminütiger Inszenierung ausartet.
Was mich besonders stört: Wie oft habe ich in letzter Zeit schöne oder einfach nur super interessante Motive nicht mit euch geteilt, weil sie eben „nicht in den Feed passen“.
Doch worum geht es mir eigentlich? Nicht darum, ab sofort nur noch „die Realität“, alltägliche und somit auch jede Menge „hässliche“ Momente und Situationen zu zeigen. Auch wenn ich das einwöchige Projekt #truthfullydariadaria meiner Kollegin Madeleine wirklich gut und sehr erfrischend als Zeichen gegen die Social Media Perfektion fand, möchte ich jetzt ab sofort nicht „die ungeschminkte Wahrheit“ zeigen, sondern lediglich schöne Motive, die mich inspirieren und erfreuen. Klar werde ich noch Filter verwenden, aber eben nur, wenn ich finde, dass sie ein Bild an sich verschönern, und nicht „damit das Motiv in den Feed passt“. Und wenn das Bild unbearbeitet am besten aussieht, dann finde ich das ganz wunderbar. #nofilter #backtotheroots
By the way: Ich freue mich schon sehr darauf, euch Marrakesch in den nächsten Tagen in all seinen wundervollen Farben zu zeigen.