So, los geht’s mit meinen chronologischen Berichten unserer Kanada-Rundreise. Nachdem wir uns am Flughafen in Toronto einen süßen kleinen Fiat 500 ausgewählt hatten (Wir durften in unserer Kategorie zwischen verschieden Fahrzeugen wählen und entschieden uns für die praktische Stadt-Variante. So ein kleiner Flitzer ist total ungewöhnlich auf Kanada Straßen), fuhren wir zu unserem ersten Rundreise-Stopp: Niagara Falls, einem kleinen Städtchen unmittelbar an den berühmten Niagarafällen.
Ich hatte euch ja bereits erzählt, dass wir schon im Vorfeld unser Motel gebucht hatten. Obwohl wir uns für ein Motel am Rand (sehr beliebt sind die großen Hotel-Tower mit Blick auf die Fälle) entschieden hatten, merkten wir deutlich die Wochenend- + Ferienpreise, und so mussten wir 220 Euro für zwei Nächte zahlen. Das zu anderen Zeiten weitaus günstigere Rex Motel kann ich übrigens wärmstens empfehlen, da es sehr liebevoll von Familienhand geführt wird. Nachdem wir am ersten Abend viel zu müde für irgendwelche Unternehmungen waren, standen wir morgens in aller Herrgottsfrühe (Jetlag ahoi!) in den Startlöchern, um uns zu den Niagarafällen aufzumachen. Bevor ich mich näher über die Niagarafälle informiert hatte, dachte ich immer, sie wären „mitten in der Natur“. Wahrscheinlich war das auch irgendwann einmal so, aber das ist sehr, sehr lange vorbei. Ich bin ein wenig erschrocken, als ich sah, wie extrem sie zur Touristenattraktion ausgebaut sind. Das angrenzende Städtchen erinnert an eine einzige, große Kirmes, mit einem Frankenstein-Haus, Kunststoff-Dinosauriern, Spielhallen, lauter Musik und Sükram en masse. Die Touristen wollen ja bespaßt werden. Viele vergessen in diesem Moment wahrscheinlich fast, weshalb sie eigentlich an die Niagarafälle gekommen sind. Wir nicht, und so marschierten wir schnurstracks an all den bunten Lichtern vorbei, um kurz darauf vor dem eigentlichen Highlight zu stehen: Dem Niagara Fluss mit seinen beiden gigantischen Wasserfällen, den US-amerikanischen America Falls und den kanadischen Horseshoe-Falls.
Was für ein atemberaubendes Schauspiel! Ich war wirklich geflasht, als ich die tosenden Wassermassen in die Tiefe stürzen sah. Der Fluss trennt übrigens die kanadische Provinz Ontario von dem US-amerikanischen Bundesstaat New York. Auf der anderen Seite des Flusses kann man die USA sehen, und hunderte Menschen in blauen Regencapes. Von der kanadischen Seite aus fahren die Touris mit roten Regencapes und dem Schiff „Maid of the Mist“ wenige Meter vor die Fälle). Wir entschieden uns übrigens gegen die beliebte Schiffsfahrt, da wir an einem Ferien-Samstag mit gefühlten 1.736.228 anderen Touristen vor Ort waren und keine Lust hatten, stundenlang bei über 30°C auf eine viertelstündige Fahrt zu warten. Sehr beeindruckend fand ich es, unmittelbar über den Horseshoe Falls zu stehen und den Absturz der Wassermassen zu sehen (Hier hatte ich ein Video gepostet).
Am Abend spazierten wir noch ein zweites Mal zu den Niagarafällen, um die berühmte Lichtershow anzusehen. Einerseits furchtbar kitschig, wenn die Fälle in allen Farben des Regenbogen leuchten, andererseits auch sehr beeindruckend.
Alles in allem waren die Niagarafälle bis jetzt mein absolutes Kanada-Highlight, da ich so etwas zuvor noch nie gesehen habe. Ich würde einen Besuch entweder von den USA oder Kanada aus bei einer Rundreise auf jeden Fall wärmstens empfehlen. Bei einem längeren Toronto-Aufenthalt kann man zum Beispiel auch wunderbar für einen einzigen Tag hinfahren.
Am nächsten Morgen ging es auch schon weiter, und zwar genau 333 Kilometer nach Huntsville, einem kleinen Städtchen in der Nähe vom Algonquin Provincial Park. Unser Motel buchten wir uns am Abend zuvor spontan online. Grundsätzlich braucht man eigentlich nie etwas im Voraus buchen, denn man kann jederzeit auch spontan in ein Motel hineinspazieren und ein Zimmer buchen. Meist steht der aktuelle Zimmerpreis auf großen Tafeln an der Straße. Die Preise variieren fast täglich, sind am Wochenende und in der Ferienzeit meist teurer. Wir haben uns die teure Hauptreise-Saison ausgesucht, dürfen uns dafür aber auch über besonders schönes Wetter freuen. Ein paar generelle Worte zu Motels: Man darf nicht wirklich viel von den immer an einer größeren Straße gelegenen Motels (übrigens ein Wortspiel aus Motor und Hotel) erwarten. Die Zimmer sind fast immer sehr, sehr einfach und teilweise auch ziemlich verlebt. Was Staub betrifft sollte man auch nicht pingelig sein. Aber mir persönlich reicht auf solch einer Rundreise ein sauberes Bett + W-Lan. Kostenloses W-Lan ist übrigens Standard. Nach all den schlechten Internetverbindungen in Asien freue ich mich zurzeit riesig über die guten Verbindungen in Nordamerika. In jedem Motel-Zimmer gibt es einen Kühlschrank und eine Mikrowelle, viele bieten auch einen öffentlichen Grill an. Wir haben uns gleich am zweiten Tag Grillschalen (Direkt auf den Grillrost würde ich mein Fleisch nicht unbedingt legen) gekauft und schon des Öfteren abends selbst gegrillt. Spart Geld, ist lecker und macht Spaß. Einkaufen dafür im Land der XXXL-Packungen ist übrigens auch ein Erlebnis für sich. Diesem Thema widme ich mich aber im nächsten Teil meiner Kolumne. Bis morgen, ihr Lieben!