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Über die Schattenseiten des digitalen Lebens – Teil Zwei

Rahmen

Im ersten Teil dieser Kolumne hatte ich bereits angeteasert, worum sich unser Gespräch am „Instagram, Facebook und WhatsApp sind down“-Montagabend drehte. Heute möchte ich ein bisschen näher darauf eingehen.

Die Digitalisierung. Eine der größten Veränderungen unserer Zeit. Und aktuell eines der wichtigsten politischen Themen. Deutschland hinkt in der Digitalisierung hinterher. Da geht noch deutlich mehr. Und das, obwohl gefühlt schon unser halbes Leben online stattfindet. Aber ja, dass wir immer noch für jede bürokratische Kleinigkeit „aufs Amt“ rennen müssen, nach wie vor Faxgeräte verwendet und Formulare handschriftlich ausgefüllt werden, das wirkt tatsächlich oftmals so, als wäre im Bezug auf die Digitalisierung nicht nur ein bisschen geschlafen worden. Ich bin by the way sehr gespannt, was sich hier mit der neuen Regierung ändern wird.

Auch ich zähle zu denjenigen, die einen großen Fortschritt in der Digitalisierung begrüßen würden. Dennoch komme ich nicht umhin, mir auch ein bisschen Sorgen zu machen, wenn ich daran denke, dass sich unser analoges Leben nach und nach digitalisieren wird. Schaut man sich Prognosen an, ist klar, dass das Bargeld nicht mehr lange existieren wird. Dass wird unseren Ausweis nicht mehr in die Geldbörse stecken, sondern digital auf dem Smartphone haben werden. Oh ja, ich begrüße aktuell sehr, dass ich meinen Corona Impfausweis ganz easy auf dem Handy zeigen kann und nicht immer meinen seit unserer Weltreise ziemlich zerfledderten Impfausweis mit mit herumtragen muss. Aber will ich wirklich ALLES nur auf meinem Smartphone haben?

Muss das komplette Leben wirklich digital werden? Wird man dadurch nicht automatisch noch angreifbarer? Wie sehr wird unser Alltag zukünftig von der Technik abhängig sein?

Beim Totalausfall des Facebook-Konzerns musste ich zuerst an einen Cyberangriff denken. Denn ja, Hackerangriffe sind momentan etwas Alltägliches. Und mal ehrlich: Gibt es aktuell ein attraktiveres Ziel als diese Plattformen, die Daten von Milliarden Menschen bündeln? Der Cyberangriff wurde dementiert und dennoch sprachen Chris und ich an diesem Abend noch lange über die Schattenseiten unseres digitalen Lebens. Die hier schon so oft besprochenen Schattenseiten einer Social Media Sucht, Fake News, Cyber Mobbing falschen Schönheitsidealen etc. jetzt mal ganz außen vor gelassen. Hierzu empfehle ich euch zum Beispiel die Kolumne „die Welt, in der wer leben …

Es geht mir heute um die Abhängigkeit und die damit verbundene Angreifbarkeit. Abhängigkeit im Sinne von „die Facebook Mitarbeiter hatten am Montag keinen Zugang mehr zu ihren Büros, da dieser vom Internet abhängig ist“. Das lässt sich ja auf unzählige Bereiche übertragen. Funktioniert das System nicht, hat man keine Chance auf einen Zutritt. Jeder digitale Prozess kann durch eine Störung komplett aus den Fugen geraten. Da ist im übertragenen Sinne der einfache Schlüssel manchmal die bessere Lösung.

Je mehr Prozesse digital stattfinden, desto größer wird natürlich auch die Möglichkeit einer Cyberattacke. Im Kleinen oder im ganz Großen. Cyberkriminalität – ein neuer Zweig, vor dem wir uns sicherlich mehr fürchten müssen als vor dem Taschendieb, der in der Innenstadt sein Unwesen treibt. Unsere Daten, unsere Identität.

Hier nur kurz zwei persönliche Beispiele, die wir in den vergangenen Jahren erlebten:

Ich weiß gar nicht, ob ich das hier schon einmal erwähnt hatte, aber vor ein paar Jahren wurde Josie loves gehackt. Mir läuft immer noch ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke. Es ging dem Hacker (wer auch immer das war) gar nicht darum, persönliche Daten von mir oder den Usern zu bekommen, sondern darum, den gebündelten Josie loves Traffic auf eine andere Website umzuleiten. Gab man josieloves.de und unsere anderen Domains ein, wurde man automatisch auf eine ausländische Website umgeleitet. Glücklicherweise konnten wir das Problem recht schnell fixen und haben die Website seitdem doppelt gesichert. Ein mulmiges Gefühl ließ es dennoch zurück.

Ich hatte außerdem hier schon einmal angerissen, dass Chris im letzten Jahr Opfer eines Identitätsdiebstahls wurde. Kurz und knapp zusammengefasst: Jemand gelangte an seine Daten und missbrauchte diese. Wir wissen nicht wie derjenige an die Daten kam, aber es liegt nahe, dass eine Website gehackt wurde, bei der er Basis-Daten zu seiner Person hinterlegt hatte.

Wir alle können wohl gar nicht aufzählen, in wie vielen Online-Shops, Social Media Kanälen etc. wir irgendwelche Daten hinterlegt haben. Und wie häufig man in den Medien doch hört „Hacker gelangten an Daten von Millionen Usern“. Wir alle bekommen mittlerweile wöchentlich gefälschte Bankmails, mit dem Wunsch, sich per Klick im Online-Banking anzumelden. Die Layouts dieser Mails werden immer professioneller, die Täuschung besser. Kein Wunder, dass ältere Personen häufig auf so etwas reinfallen.

Dass digital die Daten gestohlen worden waren, wurde für Chris im echten Leben zu einem großen Problem. Denn unter seinem Namen wurde munter eingekauft und nicht bezahlt. Mahnungen und Co gingen an die fiktive Adresse, die derjenige hinterlegt hatte. In einer Stadt, in der Chris noch nie war. Eigentlich so klar, dass dies mit dem „echten Christoph Eichhorn“ nichts zu tun hatte. Dennoch musste er erst einmal nachweisen, dass er nichts damit zu tun hatte und nach einem langen und sehr nervenaufreibenden Hin und Her wurde glücklicherweise alles aufgeklärt.

Wisst ihr, was in dem Zusammenhang einer meiner ersten Gedanken war? Mich wundert, dass uns so etwas im Jahr 2020 das erste Mal passierte. Hinterlegt man doch ständig überall seine Daten.

Offen gesprochen habe ich großen Respekt davor, dass diese Dinge bald Alltag werden, bald ständig bei uns oder in unserem Umfeld passieren. Und ich hoffe, dass mit all den Neuerungen und Möglichkeiten auch noch mehr digitale Sicherheit kommen wird. Ja, die Digitalisierung ist toll, bringt Fortschritt und neue Möglichkeiten mit sich. Aber sie birgt auch Risiken. Ich möchte hier auf keinen Fall schwarzmalen, aber sensibilisieren. Wir sind alle nicht davor gefeit, aber ein sensibler Umgang mit dem Internet und unseren Daten, eine genauere Prüfung und die ein oder andere Zusatz-Sicherung (zum Beispiel die zweistufige Authentifizierung bei Instagram) mindert die Gefahr von Cyberangriffen zumindest deutlich.

Wie immer möchte ich nun das Wort an euch übergeben! Steht ihr der Digitalisierung ausschließlich positiv oder auch sehr kritisch gegenüber? Seid ihr sogar schon einmal Opfer von Cyberkriminalität geworden?


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2 Kommentare

  • 08
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    21
    Laura

    Liebe Sarah, toller Artikel! Ahhhh you got me started… Ich teile viele deiner Ansichten und auch Sorgen. Grundsätzlich finde ich, ist es mit „der Digitalisierung“ so wie es mit vielen Dingen ist – oft wird ein Messer als Beispiel benutzt… man kann damit Positives gestalten, also z.B. Gemüse schneiden und ein schönes Abendessen für Freunde vorbereiten… oder es wird zu Negativem missbraucht und kann verletzen. Wirklich schützen können wir uns davor nur wenn wir kein „Messer“ haben. Also Digitalisierung komplett außen vor lassen… was für viele Menschen inkl. mir keine Option ist. Der persönliche bewusste Umgang mit Daten und Passwörtern ist aus meiner Sicht ein guter Start… und sich mit neuen Technologien & Gebrauchs- & Missbrauchsmöglichkeiten beschäftigen, Datenschutzthemen etc. Ich glaube hier kann und muss insbesondere die Politik noch seeehr viel aufholen und stärker in die öffentliche Debatte einbringen da außerhalb der „Techbubble“ vielen gar nicht bewusst ist was alles möglich ist bzw. schon gemacht wird (und auf der anderen Seite gibts noch nicht Mal stabiles Internet an vielen Orten…) – Stichwort Einsetzen von Gesichtserkennungssoftware wie das z.B. an einem Berliner Bahnhof getestet wird…
    Wahrscheinlich müssen wir nur nach China schauen um in unsere technologische Zukunft zu blicken… da ist Vieles ja bereits selbstverständlicher Alltag. Stichwörter Gesichts-Launen-Erkennung um „Straftäter“ früh zu identifizieren, Drohnenshows als Werbeanzeigen im Nachthimmel wo es kürzlich zu Unfällen kam… und zum Thema Beeinflussung/Alltagsintegration sozialer Medien die etwas amerikanisiert gefilmte aber wichtige Netflixdoku the social dilemma haben wohl viele gesehen und waren geschockt.

    Auch wenn ich nicht alles von Ferdinand von Schirach gut finde – seine Forderung der Ergänzung/nach sechs neuen EU Grundrechten mit aktuellen zeitgemäßen Themen wie zu digitaler Selbstbestimmung, künstlicher Intelligenz (oder übrigens auch das „Recht“ in einer gesunden und geschützten Umwelt zu leben) finde ich gut und lenkt die Debatte in diese aus meiner Sicht auch notwendige Richtung.
    Auf jeden Fall finde ichs super, dass du auch immer wieder über solche Themen auf deinem Blog schreibst, wir alle sind ja Teil der Zukunft … * Techgeschwafel von mir Ende * ;)
    Liebe Grüße, Laura

    1. 08
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      2021
      21

      Danke für deinen tollen und ausführlichen Kommentar!. Hier lesen so, so viele tolle Frauen mit und die meisten melden sich nur in persönlichen Mails / Instagram Nachrichten bei mir, statt hier zu kommentieren. Das finde ich manchmal echt schade, da gute Kommentare doch stets viel Mehrwert bringen. :-) Deshalb freue ich mich immer sehr, wenn Leser und Leserinnen sich die Zeit nehmen, auch hier ihre Gedanken mit allen zu teilen. :-)

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