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Reisterrassen Bali Januar 2018

Über Dankbarkeit und positives Denken

Vor vier Jahren führten wir auf Bali ein Gespräch, das mir sehr nachhaltig im Kopf geblieben ist. Wir saßen beim Dinner mit dem stellvertretenden Hoteldirektor eines Luxusresorts. Einem Balinesen, und das ist auf Bali leider bei solch hohen Führungspositionen nach wie vor sehr selten. Er erzählte uns von seinem Alltag, von seinem Leben. Tagsüber umgibt ihn größter Luxus – am Abend ist es ihm unglaublich wichtig, in sein kleines, traditionelles Dorf zurückzukehren, in dem er aufgewachsen ist. Dort lebt er noch immer im Kreise der Menschen, mit denen er sein ganzes Leben verbracht hat – ohne großen Schnicknack. Und genau das erfüllt ihn mit Glück.

Die Denkweise der Balinesen ist völlig anders als unsere. Es wird nicht immer nach dem größtmöglichen Erfolg gestrebt – beruflich wie finanziell.

Stattdessen spielen Karma, Zufriedenheit und innere Ruhe eine große Rolle – danach streben die Balinesen, die nach einer ganz eigenen Form des Hinduismus leben. Es beeindruckt mich immer wieder, wie glücklich die Balinesen sind, welch tiefe Zufriedenheit sie ausstrahlen. Auch wenn sie teilweise in sehr, sehr einfachen Verhältnissen leben.

In Deutschland ist es so gängig, sich über Dinge zu beschweren, die man nicht hat. Es wird oftmals auf sehr hohem Niveau geklagt. Über das schlechte Wetter, die schon lange ausstehende und immer noch nicht umgesetzte Beförderung, die sechs statt acht Stunden Schlaf (bei letzterem muss ich mir selbst sehr an die Nase fassen). Dabei vergessen wir oftmals, wie gut es uns eigentlich geht. In unserem langen Gespräch erfuhr ich, dass Balinesen sich niemals über das beschweren, was sie nicht haben. Sondern dass sie sich jeden Morgen bei den Göttern für die Dinge bedanken, die ihnen das Leben geschenkt hat. Gesundheit, ihre Familie, ein Dach über dem Kopf. Die einfachen Dinge, die doch mit Abstand das Wichtigste in unserem Leben sind. Wie sehr ich mir diese durch und durch positive Denkweise auch in Deutschland wünschen würde.

Auch ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich mit irgendetwas unzufrieden bin. Obwohl ich im Großen und Ganzen aktuell sehr, sehr glücklich und zufrieden mit dem bin, was ich in meinem Leben habe. Aber irgendetwas gibt es fast immer, das mir bzw. uns allen in genau diesem Moment nicht passt. Die nervige berufliche Mail, die uns direkt am Montagmorgen geärgert hat, das Projekt, auf das wir aktuell keine Lust haben, eine unglückliche Äußerung einer Freundin, die „schlecht geschlafen“-Nackenschmerzen, das Wetter und so weiter und so fort. Wir Deutschen lieben es, uns zu beklagen – meist über Nichtigkeiten. Und wir streben immer nach Größerem, Schönerem, nach immer mehr Erfolg.

Doch ist es nicht ein viel positiverer Ansatz, mit Dankbarkeit in den Tag zu starten? Sich bewusst zu machen, wie schön das Leben eigentlich ist? Mit dem Hier und Jetzt auch mal zufrieden zu sein statt immerzu nach „mehr“ zu streben? Ist „zufrieden sein“ nicht die allergrößte Lebensqualität?

Das Leben ist ein einziges Auf und Ab und jeder von uns geht nicht nur einmal durch ein Tief. Und in solch einem Tief darf man auch völlig zurecht traurig sein und sich von ganzem Herzen selbst bedauern. Aber all diesen kleinen, nervigen Dingen im Alltag, die uns ab und an völlig übertrieben auf die Palme bringen, sollten wir vielleicht einfach einmal weniger Bedeutung beimessen.

Und wenn man diesen Tag hat, an dem „alles doof“ ist – und diesen Tag hatte ich in der letzten Woche sogar zwei Mal – dann hilft es sehr, sich einmal auf die schönen Dinge zu besinnen. Sich bewusst zu machen, was man in seinem Leben hat, Dankbarkeit zu zeigen.

Was mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert? Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass meine Lieben und ich gesund sind, dass ich aus der Café-Pleite und einem persönlichen Tief im vergangenen Jahr noch stärker hervorgegangen bin und dass ich einen facettenreichen Beruf ausüben darf, der mir sehr viel ermöglicht.

Und am heutigen Tag? Da bin ich dankbar dafür, dass der Sommer uns mit einem weiteren sonnigen Sonntag verwöhnt, ich einige freie Stunden habe und mich mit einem Buch an die Isar legen kann.

Für einen positiven Start in den Tag: Was macht euch heute glücklich? Für was seid ihr dankbar?


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8 Kommentare

  • 29
    07
    2018
    18
    Hannah

    Aber hast Du nicht den Eindruck, dass Dein Job sehr häufig im völligen Gegensatz zu dem Gesagten steht?
    Weil hier ständig etwas angepriesen und gekauft wird, dass im Grunde niemand wirklich braucht?
    Dinge, die niemanden wirklich GLÜCKLICH machen können, weil anderes so viel wichtiger ist, so viel mehr zählt.
    Wie gehst Du damit um?
    Denn natürlich ist es richtig, nachhaltiger zu denken, es ist richtig, dass weniger oft mehr ist, dass es eine
    Rolle spielt wie etwas produziert wurde und welche Qualität es hat, etc. Aber dieses Denken und Wissen findet
    auf Deinem Blog so gut wie gar nicht statt. Womit ich Dich hoffentlich mal wieder zu einer Challenge verleiten
    kann, denn ich fand Deine Projekte früher soooooo toll.
    Mit Minimal-Gepäck verreisen.
    Mit ein paar wenigen Basic-Teilen durch die Woche.
    Was braucht man wirklich im Kleiderschrank um mit möglichst wenig Klamotten möglichst viele Gelegenheiten
    abzudecken?
    5 Kleidungsstücke – 25 Kombis (oder so ähnlich)
    Um nicht nur innerlich zum „Kern des Glücks“ vorzudringen, sondern es auch nach außen zu leben.
    Mich selbst macht es glücklich, wenn meine Kinder und mein Mann glücklich sind und wir gemeinsam Zeit verbringen
    können. Nie fühle ich mich geliebter, freier, entspannter und geborgener als an Familienabenden im Jogger auf dem Sofa.
    LG Hannah

  • 29
    07
    2018
    18

    Ein toller Artikel der zum Nachdenken anregt. Ich persönlich bin für meine tolle Familie mehr als dankbar. Sie ist das Wichtigste für mich und ich würde alles Materielle dafür hergeben. Allerdings finde ich es nicht falsch, nach etwas zu Streben, nach mehr zu Streben, weiter zu kommen. Klar, wir Deutschen meckern gerne schnell aber man darf auch nicht vergessen, dass dies ein Land der Denker und Tüftler ist. Wieviel haben wir schon erreicht dank unseres Ehrgeiz und der Wissbegierigkeit.
    Und wenn man dann nach Anerkennung im Job sich sehnt, dann vermutlich weil man einfach alles gibt. Das finde ich nicht falsch. Aber natürlich geht es im Leben mehr um eine berufliche Beförderung oder eine Gehaltserhöhung.
    Nichts desto trotz finde ich es sehr faszinierend wenn Menschen wie beispielsweise ein Bali ein glückliches und erfülltes Leben haben ohne große materielle Werte. Am Ende des Tages denke ich ist es am Wichtigsten, dass man mit sich selbst im Reinen ist und sich wohl in seiner Haut fühlt.

    Ich wünsche dir einen schönen und erholsamen Sonntag an der Isar.

    LG Katharina
    http://dressandtravel.com

  • 29
    07
    2018
    18
    Emi

    Sehr interessant, Sarah! Nach einem Yoga Retreat habe ich mal begonnen, jeden Tag drei Dinge zu schreiben, für die ich dankbar bin. Einzige Regel: Es dürften nicht immer die gleichen Dinge sein. Und es stimmt, es sind die kleinen Dinge im Leben, die oft vergessen werden, über die man gar nicht spricht, weil man viel zu sehr mit dem “Mehr, Besser, Weiter” beschäftigt ist.

    Vielen Dank für die Erinnerung!!!

  • 29
    07
    2018
    18
    Gina

    Ich bin dankbar, dass meine Familie und meine Freunde gesund sind. Und ich freue mich heute auf einen entspannten Abend im Garten.

  • 29
    07
    2018
    18

    @Hannah: Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Nein, ich habe nicht das Gefühl, dass mein Job oftmals im Gegensatz zum im Artikel Gesagtem steht. Du hast natürlich Recht, die Modebranche suggeriert oftmals, dass die neueste Tasche und ein riesengroßer Kleiderschrank glücklich macht, man stets das Beste, Tollste, Neueste haben sollte. Und ja, natürlich freue auch ich mich, wenn ein neues Lieblingsstück in meine Garderobe einzieht. Aber auch wenn ich hier regelmäßig Mode und neue Trends vorstelle, so ist es mir immer wieder unglaublich wichtig zu betonen, dass „wahres Glück“ durch ganz andere Dinge bestimmt wird.

    Wahres Glück bedeutet für mich, eine schöne Zeit mit meinem Partner, der Familie und lieben Freunden zu haben, gesund zu sein, frei über meine Lebensgestaltung bestimmen zu können.

    Die Modebranche ist oftmals sehr oberflächlich und genau deshalb habe ich mich in den letzten Jahren von Vielem distanziert. Natürlich spielt Mode hier auf dem Blog nach wie vor eine Rolle, aber anderes ist in den Fokus gerückt.

    Ich persönlich habe übrigens nie nach „der großen Karriere“ gestrebt, sondern mir war immer am allerwichtigsten, einen Job auszuüben, der mir Spaß macht. Diesen nach sehr harten Anfangsjahren sogar zusammen mit meinem Lieblingsmenschen ausüben zu dürfen. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

    „Nie fühle ich mich geliebter, freier, entspannter und geborgener als an Familienabenden im Jogger auf dem Sofa“ – Diesen Satz kann ich nur unterschreiben, denn genau solche Abende sind für mich auch immer die schönsten. Gerade gestern wieder mit den besten Freunden erlebt und letztes Wochenende mit der Family im Garten. :-)

    PS: Da du eines meiner Projekte angesprochen hast. Ich starte ja wieder eine Leserwunsch-Woche und würde mich sehr freuen, wenn du mir hier deine Artikelwünsche schreiben würdest: https://josieloves.de/eine-wuensch-dir-was-woche-part-two/

  • 29
    07
    2018
    18
    Jessi

    Ganz toller Artikel und genau das Beschriebene hat mich auf meiner Bali-Reise sehr beeindruckt. Man wird sehr von den negativen Gedanken und dem Gemeckere der Mitmenschen angesteckt und gerade solche Artikel, lassen mich nochmal über mein eigenes Verhalten nachdenken. DANKE dafür!

  • 30
    07
    2018
    18
    Hannah

    @Sarah: Vielen Dank, dass Du mit kritischen Anmerkungen immer so souverän und interessiert umgehst, so ist das auch für mich
    eine Bereicherung, weil ich dann auch eine andere Sicht der Dinge aufgezeigt bekomme, Deine Position besser verstehen und
    meine eigene Haltung noch einmal überdenken kann – ist ja schließlich nicht so als hätte ich die Weisheit für mich gepachtet oder
    wüsste alles. :)
    Wünsche für eine Themenwoche habe ich nun auch noch nachgeliefert, Danke, für die Möglichkeit mitzugestalten! LG Hannah

  • 31
    07
    2018
    18
    Lalu

    Danke, für diesen wunderschön geschriebenen Blogpost. Durch diesen weiß ich wieder in diesem Moment das Wichtigste im Leben zu schätzen und wie du schriebst, die nervigen Dinge im Alltag zu vergessen. Das sollte einem nur viel öfter klar werden :)
    Das sind meine Lieblingsposts von dir. Persönliche Gedanken, die uns auch mehr von dir zeigen. Auch wenn ich ebenfalls sehr gerne die „oberflächlichen“ Posts lese :) Natürlich macht es einen nicht glücklich(er), eine schöne Tasche oder ein tolles Kleid zu tragen, aber dennoch freut man sich darüber, und solche Kleinigkeiten (sei es auch ein gutes Buch zu lesen, was leckeres zu essen oder zu kochen oder eine spannende Serie zu schauen) gehören eben neben dem Wesentlichen (Gesundheit, Liebe und ein Dach über dem Kopf) dazu. Für mich zumindest.

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