Vor vier Jahren führten wir auf Bali ein Gespräch, das mir sehr nachhaltig im Kopf geblieben ist. Wir saßen beim Dinner mit dem stellvertretenden Hoteldirektor eines Luxusresorts. Einem Balinesen, und das ist auf Bali leider bei solch hohen Führungspositionen nach wie vor sehr selten. Er erzählte uns von seinem Alltag, von seinem Leben. Tagsüber umgibt ihn größter Luxus – am Abend ist es ihm unglaublich wichtig, in sein kleines, traditionelles Dorf zurückzukehren, in dem er aufgewachsen ist. Dort lebt er noch immer im Kreise der Menschen, mit denen er sein ganzes Leben verbracht hat – ohne großen Schnicknack. Und genau das erfüllt ihn mit Glück.
Die Denkweise der Balinesen ist völlig anders als unsere. Es wird nicht immer nach dem größtmöglichen Erfolg gestrebt – beruflich wie finanziell.
Stattdessen spielen Karma, Zufriedenheit und innere Ruhe eine große Rolle – danach streben die Balinesen, die nach einer ganz eigenen Form des Hinduismus leben. Es beeindruckt mich immer wieder, wie glücklich die Balinesen sind, welch tiefe Zufriedenheit sie ausstrahlen. Auch wenn sie teilweise in sehr, sehr einfachen Verhältnissen leben.
In Deutschland ist es so gängig, sich über Dinge zu beschweren, die man nicht hat. Es wird oftmals auf sehr hohem Niveau geklagt. Über das schlechte Wetter, die schon lange ausstehende und immer noch nicht umgesetzte Beförderung, die sechs statt acht Stunden Schlaf (bei letzterem muss ich mir selbst sehr an die Nase fassen). Dabei vergessen wir oftmals, wie gut es uns eigentlich geht. In unserem langen Gespräch erfuhr ich, dass Balinesen sich niemals über das beschweren, was sie nicht haben. Sondern dass sie sich jeden Morgen bei den Göttern für die Dinge bedanken, die ihnen das Leben geschenkt hat. Gesundheit, ihre Familie, ein Dach über dem Kopf. Die einfachen Dinge, die doch mit Abstand das Wichtigste in unserem Leben sind. Wie sehr ich mir diese durch und durch positive Denkweise auch in Deutschland wünschen würde.
Auch ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich mit irgendetwas unzufrieden bin. Obwohl ich im Großen und Ganzen aktuell sehr, sehr glücklich und zufrieden mit dem bin, was ich in meinem Leben habe. Aber irgendetwas gibt es fast immer, das mir bzw. uns allen in genau diesem Moment nicht passt. Die nervige berufliche Mail, die uns direkt am Montagmorgen geärgert hat, das Projekt, auf das wir aktuell keine Lust haben, eine unglückliche Äußerung einer Freundin, die „schlecht geschlafen“-Nackenschmerzen, das Wetter und so weiter und so fort. Wir Deutschen lieben es, uns zu beklagen – meist über Nichtigkeiten. Und wir streben immer nach Größerem, Schönerem, nach immer mehr Erfolg.
Doch ist es nicht ein viel positiverer Ansatz, mit Dankbarkeit in den Tag zu starten? Sich bewusst zu machen, wie schön das Leben eigentlich ist? Mit dem Hier und Jetzt auch mal zufrieden zu sein statt immerzu nach „mehr“ zu streben? Ist „zufrieden sein“ nicht die allergrößte Lebensqualität?
Das Leben ist ein einziges Auf und Ab und jeder von uns geht nicht nur einmal durch ein Tief. Und in solch einem Tief darf man auch völlig zurecht traurig sein und sich von ganzem Herzen selbst bedauern. Aber all diesen kleinen, nervigen Dingen im Alltag, die uns ab und an völlig übertrieben auf die Palme bringen, sollten wir vielleicht einfach einmal weniger Bedeutung beimessen.
Und wenn man diesen Tag hat, an dem „alles doof“ ist – und diesen Tag hatte ich in der letzten Woche sogar zwei Mal – dann hilft es sehr, sich einmal auf die schönen Dinge zu besinnen. Sich bewusst zu machen, was man in seinem Leben hat, Dankbarkeit zu zeigen.
Was mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert? Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass meine Lieben und ich gesund sind, dass ich aus der Café-Pleite und einem persönlichen Tief im vergangenen Jahr noch stärker hervorgegangen bin und dass ich einen facettenreichen Beruf ausüben darf, der mir sehr viel ermöglicht.
Und am heutigen Tag? Da bin ich dankbar dafür, dass der Sommer uns mit einem weiteren sonnigen Sonntag verwöhnt, ich einige freie Stunden habe und mich mit einem Buch an die Isar legen kann.
Für einen positiven Start in den Tag: Was macht euch heute glücklich? Für was seid ihr dankbar?