Oftmals schwärme ich hier in höchsten Tönen von unseren Reisezielen. Mir ist es aber genauso wichtig, euch ehrlich von meinen nicht ganz so positiven Erfahrungen zu berichten. Doch von Anfang an: Wer um der Welt reist, der muss Las Vegas gesehen haben. Die Party-Hauptstadt der Welt, voll Glitzer und Glamour.
Wir entschieden uns für zwei Nächte während der Woche und das kann ich euch an dieser Stelle wärmstens weiterempfehlen. Da viele US-Amerikaner Wochenendausflüge nach Las Vegas machen, sind die Hotels am Wochenende gut gebucht. Und dafür werden die Hotelpreise gerne verdreifacht. Unter der Woche kann man in einem der großen, schönen Hotels ein Zimmer für 60 Euro bekommen, das Samstags gerne einmal 200 Euro kostet. Wir entschieden uns für das Vdara, ein Hotel ohne Casino, das ausschließlich aus Suiten besteht. Für hundert Euro die Nacht bekamen wir ein riesiges Luxuszimmer mit jeglichem SchnickSchnack (freistehender Badewanne, Küche etc.) und tollem Blick auf den Strip und das Wasserspiel des Bellagio.
Nachdem wir uns kurz von der langen Fahrt ausgeruht hatten, stürzten wir uns auch gleich in den bunten Trubel. Von unserem Hotel aus konnten wir direkt in das Bellagio laufen. Generell sind in Las Vegas die meisten Hotels miteinander verbunden, klassische Gehwege gibt es kaum. Man läuft durch die Hotels und über Brücken, um zu bestimmten Punkten zu gelangen. Unser Hotel kam mir mit 1200 Zimmern schon unglaublich groß vor, war jedoch nichts gegen das Bellagio. Das durch zahlreiche Filme berühmte Hotel ist das größte, das ich jemals gesehen habe. Jede Menge Restaurants, Läden, Attraktionen en masse und natürlich ein gigantisches Casino. Sehr imposant. Schön? Hm, nicht wirklich. Eher einfach nur groß. Und überfüllt. Viel zu viele Menschen, alles ist nur auf „Masse“ ausgelegt. Und da wären wir auch schon beim springenden Punkt. Las Vegas war für mich persönlich „zu viel von allem“. Wie ein einziger riesengroßer Times Square, nur ohne den Charme von SoHo, den Style des Meatpacking Districts und den Zauber des Central Parks. Die Hotels sind so groß, dass sie fast unecht wirken. Da steht ein riesengroßes Cinderella-Schloss, daneben ein Hotel in der Form der Skyline von New York. Das Caesars Palace erinnert an einen antiken Palast, für das Venetian wurden die berühmten Kanäle Venedigs nachgebaut. Nicht zu vergessen den Eiffelturm vor dem Hotel Paris.
Es gibt alles, Shopping-Centern, Shows, Restaurants, jede erdenkliche Art von Entertainment. Nur eines sucht man vergebens: Charme. Klar, feiern kann man in Las Vegas sicherlich wunderbar. Aber eine schöne Zeit verbringen? Nüchtern? Eher nicht …
Klar, man kann natürlich am Hotel-Pool abhängen oder ins Spa gehen, wenn man es mal ein bisschen ruhiger haben möchte. Oder durch Shopping-Zentren bummeln. Aber dafür muss man nicht nach Las Vegas reisen. Nicht, dass ich die Illusion hatte, eine Stadt mit dem Charme von Paris zu finden, aber irgendwie hatte ich mir ein bisschen mehr als die amerikanische (und viel teurere) Version des Ballermanns zu finden. Rund um den Strip kann man keinen Meter laufen, ohne von irgendeinem Promoter angesprochen und auf die heißeste Party der Stadt eingeladen zu werden oder einen Flyer für Escort-Damen in die Hand gedrückt zu bekommen. Nachts ist das Lichtermeer faszinierend, tagsüber ist die Stadt einfach nur ein graues Meer aus Betonklötzen. Abgesehen von den Hotels ist alles unfassbar teuer, mir kamen die Preise für Essen und Trinken noch höher als in New York vor. Die berühmten Casinos haben nichts von dem glamourösen Bild, das man im Kopf hat. Stattdessen sitzen jede Menge kaputte Menschen an Spielautomaten, auf den Tischen stehen XXL-Drinks in Form des Eiffelturms, Besoffene grölen, einzelne in schicke Abendrobe gekleidete Menschen wirken völlig deplatziert zwischen all den Flip Flops und Muskelshirts, es stinkt nach Rauch (Rauchen ist in den Casinos erlaubt, Alkohol auf der Straße übrigens auch.). Abseits des berühmten Zentrums findet man nichts als triste Wohnhäuser bzw. streng bewachte Gated Communities, in denen die wohlhabenderen Einwohner leben. Es gibt keine „anderen Stadtteile“, die es zu besuchen lohnt. Und auch wenn dieser Beitrag sehr negativ klingt, so möchte ich auf keinen Fall sagen, dass man nicht nach Las Vegas reisen sollte. Die beeindruckende Wassershow des Bellagio sollte man einmal im Leben gesehen haben, genauso wie das bunte Lichtermeer der Hotels und all die Extreme, die man so vielleicht nirgendwo anderes auf dieser Welt findet.
Aber ein oder zwei Tage reichen völlig für die Stadt. Danach kann man sich dem wunderschönen Umfeld der Stadt wie beispielsweise dem Red Rock Canyon widmen. Und da wäre ich auch schon beim nächsten Thema. Denn nach Las Vegas verbrachten wir drei Tage am Lake Las Vegas. Und der Kontrast hätte nicht größer sein können.
Rund zwanzig Kilometer vor den Toren der Stadt befindet man sich plötzlich in einer ganz anderen Welt. Erinnert ihr euch noch an unsere Reise nach El Gouna? Insbesondere unser direkt am See gelegenes Hotel „Westin Lake Las Vegas“ erinnerte mich sehr an dieses hübsche Örtchen in Ägypten. Dank eines Angebots zahlten wir übrigens gerade einmal 70 Euro pro Nacht für das Luxushotel. Der Lake Las Vegas ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge zum berühmten Lake Mead, man kann einfach nur entspannen, Golf spielen, Stand up Paddlen, oder sich für 80 Dollar die Stunde ein motorisiertes Boot leihen.
Mit gesundem Abstand zum Trubel von Las Vegas kann man abends aber auch einmal ganz entspannt für eine Show in die Stadt fahren. Ich freue mich, Las Vegas auf meiner „Bucket List“ abhaken zu können, muss aber ganz sicher nicht noch einmal dorthin reisen.