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Heute in
einem Jahr …

Heute möchte ich über ein Thema schreiben, über das ich momentan viel mit Freunden spreche. Eine Frage, die wir uns alle stellen: Wann wird alles wieder „normal“ sein? Oder: Wie sieht das „dauerhafte neue Normal“ aus? Wird alles wieder ganz genauso sein wie vorher, oder wird sich unsere Gesellschaft dauerhaft verändern?

Ich hatte vor zwei Monaten bereits eine Kolumne darüber geschrieben, wie ich die aktuelle Situation empfinde: „Unbeschwertheit trifft auf Ungewissheit“ – das trifft es immer noch ganz gut. Da sitzt man im einen Moment lachend mit Freunden im Außenbereich eines Restaurants, mit hohem Lautstärkepegel, da alle Nebentische belegt sind. Im nächsten Moment platzt die lange geplante Mallorca Reise, da Spanien plötzlich zum Risikogebiet erklärt wird. Einfach so eine Reise auf einen anderen Kontinent buchen? Undenkbar! Gestern wurde eine Reisewarnung für Wien und Amsterdam ausgesprochen. Das zeigt, wie unberechenbar die Situation ist – und dass es jederzeit jede Destination „treffen“ kann. Doch darüber möchte ich heute gar nicht im Detail schreiben, das hatte ich bereits hier getan.

Vielmehr möchte ich mich der allgemeinen Frage widmen:

Wie wird unser Alltag heute in einem Jahr aussehen?

Der 17. September 2021 ist übrigens ein Freitag. Werden die Leute am Abend eng an eng in Clubs tanzen? Werden wir den Wochenendeinkauf zuvor wieder ohne Maske erledigen?

Doch es geht gar nicht unbedingt nur um die Regeln, sondern vielmehr auch um unsere Verhaltensformen. Klar, ich bin mir sicher, dass wir – wenn dies alles wieder vorbei sein wird – all unsere Lieben wie früher umarmen werden. Aber wird es wieder normal sein, einem Fremden bei einem Verkaufsgespräch aus Höflichkeit die Hand zu geben? Wird „Küsschen, Küsschen“ unter oberflächlichen Bekannten zurückkehren? Kleine Notiz am Rande: Von mir aus kann beides gerne dauerhaft der Vergangenheit angehören.

Werden wir Menschenmassen wieder als normal betrachten? Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich noch nie wirklich wohlgefühlt habe, wenn „zu viele“ Menschen um mich herum waren. Nichtsdestotrotz liebe ich es, auf Konzerte zu gehen. Und das waren zum Beispiel bei Ed Sheeran im vergangenen Jahr 100.000 Menschen. Momentan kann ich mir nicht annähernd vorstellen, wieder mit so vielen Menschen „auf einem Haufen“ zu sein. Wird es solche gigantischen Großveranstaltungen ohne jegliche Hygienemaßnahmen in den nächsten Jahren überhaupt wieder geben?

Und wenn wir schon beim Thema Großveranstaltungen sind, da muss ich zum aktuellen Zeitpunkt natürlich auch an die zahlreichen Corona Demonstrationen denken. Darunter so viele Menschen, die der festen Überzeugung sind, unsere Regierung wolle uns etwas Böses und es ginge bei der erfundenen Pandemie nur um die vollständige Kontrolle des Volkes. Die resistent gegen alle rationalen Argumente sind. An diejenigen, die glauben, es ginge um eine neue Weltordnung, um Zwangsimpfungen, das Einpflanzen von Chips und so weiter und so fort. Da werden tatsächlich Aussagen getroffen, Angela Merkel wäre schlimmer als Hitler … ich möchte gar nicht weiterschreiben, denn dieses Thema macht mich so wütend.

Ich liebe das Internet und die Möglichkeiten der sozialen Medien, aber was in den letzten Monaten an gefährlichen, falschen Meldungen verbreitet wurde (vermutlich habt ihr alle schon einmal etwas von QAnon gelesen. So absurd und ganz einfach mit Fakten zu widerlegen – und dennoch glauben so viele Menschen daran), um den Hass der Menschen zu schüren. Diese große Wut, die ein nicht ganz so kleiner Teil unserer Gesellschaft verspürt. In einem Land, in dem es uns allen so viel besser geht als in den den meisten anderen Ländern dieser Welt. Das macht mir Angst.

Ich schweife ab. Zurück zum eigentlichen Thema. Was wird aus all den Verschwörungstheorien und der Wut auf unsere angebliche „Corona-Diktatur“ werden? Wird das mit dem Ende der Maskenpflicht und Rückkehr der Großveranstaltungen in naher oder ferner Zukunft einfach verpuffen? Oder wird es langfristig eine Spaltung unserer Gesellschaft geben? Wie wird sich das alles auf die anstehenden Wahlen auswirken?

Was ich sehr positiv sehe ist, dass die Digitalisierung durch diese Krise weiter fortgeschritten ist. Dass für viele Dinge digitale Lösungen gefunden wurden. Dass nicht mehr jedes Unternehmen ganz selbstverständlich für ein einziges Meeting an einem Tisch Mitarbeiter aus aller Welt einfliegt. Und dass es nicht mehr für so viele Menschen selbstverständlich sein wird, mehrfach in der Woche innerhalb Deutschlands mit dem Flugzeug zu pendeln. Ich hoffe, dass diese Lösungen langfristig sind und nicht nach wenigen Monaten wieder „der alte Trott“ einkehren wird.

Ich könnte noch viel, viel mehr schreiben, möchte aber an dieser Stelle an euch übergeben. Ich freue mich wie immer sehr auf eure Gedanken zu diesem Thema! Heute in einem Jahr … Was denkt ihr, wie wird der 17. September 2021 aussehen? Wird wieder alles ganz genauso wie heute VOR einem Jahr sein? Oder werden wir uns ab sofort für immer in einer Zwischenstufe  aus „dem alten“ und dem „neuen“ Normal bewegen?

PS: Wieso ich dieses Bild für den Teaser wählte? Weil es eines der letzten von mir ist, das „vorher“ entstanden ist. Und ich mich noch so gut an diesen Moment Ende Februar erinnern kann, als ich unbeschwert und glücklich am anderen Ende der Welt einfach nur dankbar war, diese beeindruckende Natur zu genießen … Wie gerne ich an diese Unbeschwertheit zurückdenke, und wie sehr ich hoffe, dass sie bald wieder zurückkehren wird …


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5 Kommentare

  • 17
    09
    2020
    20
    Anne

    Wir hätten eigentlich dieses Wochenende geheiratet.. haben es aber freiwillig verschoben und hoffen, dass dieses in einem Jahr normal für uns bedeutet unbeschwert unseren schönsten Tag zu feiern..

  • 17
    09
    2020
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    @Anne: Ich drücke euch von Herzen die Daumen, dass ihr in einem Jahr unbeschwert euren besonderen Tag feiern könnt!

  • 17
    09
    2020
    20
    Laura S.

    So schön und nachdenklich geschrieben! Die vielen Fragen die du ansprichst beschäftigen uns bzw. sehr viele von uns gerade. Und natürlich gab auch ich keine konkrte Antwort darauf. Aber auch wenn mir da einige widersprechen werden so ist doch mein Gefühl, dass Covid dauerhaft seine Spuren hinterlässt und es meiner Ansicht nach auch in ein paar Jahren noch nicht in ein vollkommen gleiches unbeschwertes „Früher“ zurückgeht. Die Maskenpflicht… hmmm muss nicht sein-aber mal eben mehrere Urlaube im Jahr, weit, fern, Wochenendtrips… ganz so intensiv wird es evtl. nicht mehr werden-was für die Flugbranche schlecht-für die Umwelt gut sein wird. Ich denke da besonders an einen Artikel über die Auslastungen und Flugzahlen von Lufthansa die nach der Finanzkrise 2008 (davor absolutes Rekordjahr) diese Rekordzahlen nicht mehr geschafft haben bis letztes Jahr (ohne Corona)… und aus heutiger Perspektive wirkt und war die damalige Finanzkrise wohl für viele weniger schlimm. Nach so einer weltweiten Krise dauert es meiner Ansicht nach noch länger weil die Menschen in ihren grundlegenden Vorstellungen „getroffen“ wurden. Damit meine ich das Verständnis von Freiheit, nicht „unverwundbar“ zu sein, Einschränkungen unterliegen zu können-auch wenn es zum Wohle aller ist. Ich glaube dieses Selbstverständnis mit dem wir aufgewachsen sind, die Unbekümmertheit und Unbeschwertheit hinterlässt bei uns allen die wir das Glück hatten ohne wirklichen Mangel/Probleme aufzuwachsen (verglichen z.B. mit Kriegsgenerationen) kleine mentale Spuren im Hinterkopf. Um das aber auch positiv darzustellen, wir schätzen bestimmt und hoffentlich auch auf lange Sicht wieder bzw. noch mehr die kleinen feinen Dinge und Alltägliches…. und neue Ideen und Geschäftsformen sind bzw. werden weiter entstehen die es ohne Krise nicht gegeben würde. Schade finde ich aktuell dass die Kultur von der Politik etwas im Stich gelassen wird und Branchen mit viel Umsatz/Connections (sorry Fußball) als Erste wieder anlaufen…aber das ist wiederum ein anderes Thema ;).

  • 18
    09
    2020
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    Sabine

    Laura S. – so toll geschrieben! Besser hätte man es nicht ausdrücken können. Ich glaube auch, dass sich das Thema Reisen dauerhaft ändern wird – fände ich persönlich aufgrund der Umweltsituation aber auch so, so wichtig, dass man sich da mehr hinterfragt und vielleicht eher bewusster und weniger reist. Auch im Alltag könnte ich mir vorstellen, dass man vielleicht eher mehr Abstand zu fremden Menschen hält, als im Vergleich zu zuvor. Aber ansonsten ist es für mich wirklich schwer, das aktuell vorherzusagen.. ich wünsche mir von Herzen, dass es da wieder mehr Leichtigkeit und Normalität geben wird.. :-))

  • 22
    09
    2020
    20
    Marla

    Abstand halten finde ich generell sehr positiv. Dieses Geschiebe, Gedränge, In-die-Hacken-Treten habe ich schon immer gehasst. Das braucht kein Mensch. Und bis vor einigen Jahren war „Küsschen-Küsschen“ auch nicht so alltäglich. Meinetwegen muss man dahin nicht zurück. Natürlich: Schausteller, Veranstalter usw. tun mir unsäglich leid. Wovon sollen die jetzt leben? Sozusagen von jetzt auf gleich? Und Reisen, ja, auch so ein Thema. Nicht nur, dass vieles zurzeit nicht möglich oder ratsam ist, da werden viele Menschen dauerhaft ihre Arbeitsplätze verlieren.

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