Es ist genau acht Jahre her, dass ich meine allererste Fashion Week besuchte. Damals war ich unfassbar aufgeregt, plante wochenlang meine Outfits und hatte eine riesengroße Ehrfurcht vor diesem Ort, an dem man auf das Who is Who der Modebranche traf. Die Fashion Week hatte einen ganz besonderen Zauber für mich. Alles war neu für mich und natürlich besuchte ich jede einzelne Show, zu der ich eine Einladung ergattern konnte. Ich strahlte vor Glück, als ich bei der ein oder anderen Show sogar einen Sitzplatz zugewiesen bekam und nicht mit einem „Free Seating“ darauf hoffen musste, einen der Plätze in den hinteren Reihen ergattern zu können.
Während meiner allerersten Fashion Week lernte ich auch Susan kennen, die in den Jahren darauf zu einem der wichtigsten Menschen in meinem Leben wurde. Jeder Blogger kannte jeden, denn es gab nur eine Handvoll von uns – an einen Platz in der Front Row war damals nicht zu denken. Dort saßen ausschließlich die Chefredakteure und Modechefs der großen Magazine, und natürlich zahlreiche Promis (die man schon vor acht Jahren von A-Z mit jedem Buchstaben des Alphabets betiteln konnte).
In den Jahren darauf war die Fashion Week für uns immer ein Muss und so reisten wir jeden Januar und jeden Juli in die deutsche Hauptstadt. Es entstanden Blogger-Freundschaften, ich postete jeden Tag mehrere kurze Blogposts (irgendwie das Pendant zum heutigen Instagram – das gab es bei den ersten Fashion Weeks nämlich noch nicht, zumindest nicht auf meinem Smartphone) auf Josie loves (zum Beispiel sowas und sowas) und mit jeder Saison wurde uns Bloggern mehr Relevanz beigemessen. Es trudelten erste Fashion Week Kooperationsanfragen ins Postfach, die ersten Blogger wurden in der Front Row platziert und die Designer sprachen sich für deren Bedeutung aus.
Vor vier Jahren war die Euphorie nicht mehr ganz so groß. Wir machten während unserer Weltreise einen Zwischenstopp auf der Berlin Fashion Week und schon nach wenigen Monaten im Ausland fragte ich mich „Möchte ich eigentlich noch Teil dieser oberflächlichen Branche sein?“
Das wurde im Jahr darauf nicht besser. Die Stimmung unter den Bloggern kippte. Bei vielen Kollegen wurde aus Dankbarkeit, „dabei sein zu dürfen“ eine Selbstverständlichkeit, die oftmals auch in Hochmut resultierte. Instagram wurde immer wichtiger, Bloggen zum richtigen Business und plötzlich wurden Blogger so sehr hofiert, dass die Mode in den Hintergrund rückte. Eine Entwicklung, die mir nicht gefiel. Das Wort Influencer wurde geboren und dass ich der damit verbundenen Entwicklung kritisch gegenüberstehe muss ich hier nicht noch einmal erwähnen.
Für mich war bei einer Fashion Week immer wichtig, die Mode in den Vordergrund zu stellen und über die neuen Kollektionen zu berichten. Während meinen ersten Fashion Weeks habe ich zu jeder Kollektion einen Bericht geschrieben. Aber: Leider musste ich feststellen, dass diese Kollektionsberichte – insbesondere zur Berlin Fashion Week mit vielen für die breite Masse unbekannten Designern – immer viel, viel weniger gelesen wurden als beispielsweise eine persönliche Kolumne zur Fashion Week oder die klassischen Oufitposts. Auch wenn ich das persönlich sehr schade fand, denn diese Berichterstattung war für mich immer der Grundgedanke hinter meiner Arbeit – immerhin startete ich diesen Blog als Moderedakteurin. Darauf habe ich reagiert und deutlich weniger über die Kollektionen an sich geschrieben – oftmals nur eine persönliche Zusammenfassung hier auf dem Blog gebracht. Denn die Leser sind das Wichtigste für Josie loves, von euch Lesern lebt der Blog. Aber für mich stellte sich auch die Frage: Warum besuche ich dann noch eine Fashion Week? Denn nein, als Influencer, der nur auf die Fashion Week geht, um sich selbst zu präsentieren, habe ich mich nie gesehen.
Josie loves bekam neben Mode und Beauty in den vergangenen Jahren einen weiteren Schwerpunkt: Reisen. Und so entschied ich, dass die Fashion Week nicht mehr unbedingt eines der Highlights im Jahr sein musste – und man auch gerne mal pausieren kann. Nachdem aus einer insgesamt drei wurden, freute ich mich sehr darauf, mich in dieser Saison wieder in den bunten Modetrubel zu stürzen.
Allerdings wohl dosiert. Nur Events, die wir wirklich machen wollten. Wenige Shows, viele Veranstaltungen und jede Menge Meetings. Und ja, es machte mir auch sehr viel Spaß, meine Fashion Week Garderobe zusammenzustellen (darüber hatte ich hier bereits geschrieben), auch wenn die Planung im Gegensatz zu früher nur einen Abend dauerte und mein Gepäck auch Sneakers inkludierte.
Und wisst ihr was? Wir hatten eine großartige Woche. Haben tolle Menschen getroffen, viele spannende Gespräche geführt und inspirierende Mode gesehen. Projekte für Josie loves geplant, neue Designer kennengelernt. Den ein oder anderen WTF-Moment gab es selbstverständlich auch. Nur gehe ich mit vielen Situationen mittlerweile deutlich gelassener um als vor ein paar Jahren.
Es ist wie überall im Leben: Man muss seinen ganz persönlichen Weg finden und ja, das habe ich in den letzten Jahren getan. Ich muss nicht auf jeder Hochzeit alias Fashion Week Party tanzen, mache vollkommen mein eigenes Ding und habe „Nein“ sagen gelernt. Und: Wenn mir danach ist, dann trage ich eben Sneakers!
So, und nun muss ich euch auch noch von unseren Fashion Week Lieblingsmomenten erzählen: Abends mit unseren engen Freunden auf der Couch sitzen und den Tag Revue passieren lassen . Mit der Pizza auf dem Schoß, ungeschminkt und im Schlafanzug. Netflix statt Fashion Week Party. Die gemeinsame Zeit genießen, ernste Gespräche führen und Tränen lachen. Und dabei spielt Eines überhaupt gar keine Rolle: Das Ganze mit dem Smartphone festzuhalten.
PS: Diese Menschen, die 24 Stunden am Stück puren Glamour leben, die gibt es nicht. Auch wenn Instagram das so oft suggeriert.
PPS: Falls es solche Menschen tatsächlich gibt, dann finde ich das ziemlich schräg.
Seit gestern sind wir wieder zuhause, und wisst ihr, worauf ich mich am meisten gefreut habe? Auf eine Woche Alltag in unserem Münchner Zuhause, denn die steht in den kommenden Tagen bevor. Ich mag die Glamour, Glitzer, Modewelt. Aber eben nur manchmal und wohl dosiert.