An dieser Stelle muss ich euch einmal eine kleine Anekdote erzählen, an die Chris und ich vor ein paar Tagen in New York wieder denken mussten. Während unserer Weltreise waren wir auf eine abendliche Party von einem großen amerikanischen Modelabel eingeladen. Die Fashion Week während unserer Weltreise war ehrlich gesagt die größte modische Herausforderung, denn ich musste mit meinem funktionalen Weltreisegepäck anstelle eines Koffers voller Fashion Week Looks klarkommen. Natürlich bestand meine Weltreise-Garderobe nicht nur aus Windstoppern und Wanderstiefeln, sondern primär aus lockeren, sommerlichen Kleidern, Tuniken + Shorts, flachen Sandalen etc. Meine geliebten High Heels (Ihr erinnert euch sicherlich noch daran, dass High Heels vor unserer Reise bei mir nie fehlen durften) waren natürlich bis auf ein Paar zuhause geblieben. Für einen mit Fashion Week Terminen vollgepackten Tag trug ich mein aktuelles Lieblingsoutfit (das ich mittlerweile nicht mehr so tragen würde – aber das ist wieder ein anderes Thema): Einen modischen Blümchen-Zweiteiler mit Cropped Top und goldenen Sandalen. Perfekt für einen Fashion Week Tag.
Zurück zur Party. Auf der Einladung stand kein Dresscode. Gut, so mussten wir uns für den Abend nicht umziehen, was aufgrund des Mangels an Looks natürlich eine Erleichterung war.
Ich versuche, mich kurz zu fassen: Eine der ersten Personen, die wir am Eingang sahen war Gigi Hadid – im glamourösen schwarzen Look. Genauso wie circa dreihundert weitere Gäste. Allesamt extrem elegant gekleidet, fast ausnahmslos in Schwarz. Mit den höchsten High Heels. Und ich – die es so sehr hasst aufzufallen – stand mittendrin in meinem bunten Blümchenlook. Ich wäre am liebsten im Boden versunken … und freute mich sehr, als das Licht in der Location gedimmt wurde.
An diesem Abend lernten wir: In New York wird der Dresscode gar nicht erst genannt, denn abends ist das ungeschriebene Gesetz, dass man Schwarz trägt. Punkt. Ernsthaft? In einer Stadt, die für ihre großartige Vielfalt steht, in der sich jeder genauso zeigen kann, wie er möchte. Insbesondere die Modeszene ist so wunderbar farbenfroh und vielfältig. “Je individueller, desto besser!” Und hier trägt plötzlich jeder Schwarz?
Kurz und knapp: Seitdem habe ich ein Dresscode-Trauma.
Aber wenn ich ehrlich bin konnte ich Dresscodes noch nie leiden. Ich bin wirklich sehr, sehr froh darüber, dass ich mich beruflich an keinen Dresscode halten muss und tagtäglich das tragen kann, was mir gefällt. Vor ein paar Jahren waren das knallbunte Looks mit High Heels und jeder Menge Statement-Schmuck (Dieses Outfit beschreibt es wohl am besten), heute ist das eher ein feminines Midikleid mit flachen Sandalen. Und ich fühle mich so viel wohler, wenn ich jeden Tag das tragen kann, womit ich mich in genau diesem Moment wohl fühle.
Nicht falsch verstehen: Ich würde niemals zu einem festlichen Anlass in Flip Flops und Jeansshorts auftauchen und liebe es auch, mich mal so richtig herauszuputzen. Aber sollte die eigene Individualität und das “sich wohlfühlen” nicht stets an erster Stelle stehen?
Muss es wirklich “Black Tie” sein, sodass am Abend eine Armee aus Smokings, Lackschuhen und Fliegen aufläuft? Wäre es nicht viel spannender, wie unterschiedlich jeder Mann das Thema “Cocktail” interpretiert?
Ich erinnere mich an die Erörterung, die wohl jeder von uns in der Schule schreiben musste: “Schuluniform – Ja, oder Nein?” Das größte Pro war damals immer “Niemand wird mehr aufgrund seines Outfits gemobbt.” Aber damit hat ein Dresscode im Erwachsenenalter wohl wenig zu tun, oder?
Die Hochzeitssaison hat begonnen und damit auch die Saison der Dresscodes. Viele Paare geben sehr streng an, wie sich der Gast zu kleiden hat, andere einen kleinen Hinweis, in welche Richtung es gehen soll. Ich persönlich freue mich immer, wenn ich keinen Dresscode oder den Wunsch “Cocktail” auffinde. Denn das kann jeder so interpretieren, wie er möchte. Und dass bei einer Hochzeit eine gewisse Eleganz zu erwarten ist sollte jedem klar sein.
PS: Jetzt muss ich euch natürlich auch den Dresscode von unserer Hochzeitsparty verraten. Wir haben ja bekanntlich in New York geheiratet und somit keine klassische Hochzeit gefeiert. Eine Party durfte natürlich dennoch nicht fehlen und so feierten wir zwei Wochen nach der eigentlichen Hochzeit mit Freunden und Familie eine große Gartenparty. Unser Dresscode: “Jeder darf das tragen, was er möchte.”
Um das zu unterstreichen schrieben wir aus Spaß auf die Einladungskarte “Ein Mix aus Smoking und Badehose” bzw. “Abendkleid und Bikini” und sorgten damit versehentlich im Vorfeld für ein ziemliches Chaos bei manchen Familienangehörigen und bekamen den ein oder anderen verwirrten “Meint ihr das wirklich ernst?”-Anruf. Zwei Freunde kamen übrigens tatsächlich mit Sakko und Hemd, kombiniert zu einer bunten Badeshorts. Die Outfit-Highlights des Abends!
Und wir? Ich entschied mich für ein farbenfrohes Cocktailkleid und Ballerinas. Chris für sein Lieblingsshirt zu Jeans. Jeder so, wie er sich am wohlsten fühlte.
Ich bin sehr gespannt auf eure Meinung zum Thema “Dresscode”. Fühlt ihr euch von einem strengen Dresscode eher eingeschränkt oder erleichtert er euch die Outfitwahl bei einem wichtigen Event?
Und noch viel wichtiger: Habt ihr Lust darauf, dass ich euch ab sofort einmal pro Woche ein aktuelles Thema in einer Kolumne zur Diskussion stelle? Ich freue mich sehr auf euer Feedback!