Wenn man Freunden erzählt, dass man in die USA fliegt, fällt im Gespräch oftmals: „Bring mir unbedingt xxx mit“. Meist handelt es sich um eine besondere Süßigkeit, die man nur in den Staaten bekommt. Und auch ich freue mich immer total, wenn ich in den USA bin und es an jeder Ecke meine über alles geliebten „Peanut Butter Cups“ von Reese’s gibt. Für mich sind sie etwas ganz Besonderes, eben auch – oder vielleicht auch gerade deshalb – weil ich nur sehr selten in den Genuss komme.
Vor ein paar Monaten entdeckte ich übrigens eine Tankstelle in München, die meine amerikanische Lieblingssüßigkeit (Wer ist auch so ein großer Fan von der Verbindung von Erdnussbutter und Schokolade?) verkauft. Natürlich nahm ich eine Packung mit und freute mich riesig, die Erdnussbutter-Törtchen zuhause zu genießen. Und fand beim späteren Googeln heraus, dass sie zwar immer noch sehr selten in Deutschland sind, aber besagte Tankstelle gar keine Rarität ist. Amüsanterweise gibt es sogar eine Reese’s-Fanpange, die aufführt, wo man die beliebte Süßigkeit fernab der USA bekommen kann.
Aber wisst ihr was? Mein Gedanke war nicht: „Endlich kann ich Reese’s wann immer ich will essen!„, sondern vielmehr „Ich möchte nicht, dass sie für mich alltäglich werden.“ Seitdem habe ich mir nur ein einziges weiteres Mal eine Packung gekauft – und freute mich riesig darüber, hier in den USA vorgestern im Supermarkt die große Auswahl an verschiedenen Sorten vor mir zu haben. Denn diese Schokolade ist für mich vermutlich genau deshalb sooo besonders, weil ich sie nur wenige Male im Jahr esse.
Ich finde es großartig, dass wir durch die Globalisierung so viele Möglichkeiten haben, die Welt immer mehr zusammenwächst und man fast alles überall bekommen kann. Unsere Generation profitiert immens von dieser Entwicklung. Aber leider geht dadurch auch oftmals der Zauber der Seltenheiten verloren. Ich kann mich noch so gut an mein allererstes Mal in den USA im Februar 2011 erinnern. Damals (und in der heutigen Zeit mit ihrer rasanten Entwicklung sind achteinhalb Jahre tatsächlich verdammt lange her) gab es noch sooo viele Dinge, die man tatsächlich nur in den USA bekam. Shopping in New York war wahrhaft magisch. Nicht nur, weil damals der Dollarkurs für Europäer ein wahrer Traum war (momentan ist er eher ein Trauerspiel aus Shopping-Sicht), sondern auch, weil man so viele Marken wirklich nur in den USA kaufen konnte. Mein allererstes Mal bei Sephora – Wie aufregend das war! Und auch im Bereich Mode gab es 2011 noch superviele Marken, die den Sprung über den großen Teich noch nicht geschafft hatten. Zumal das Thema Online-Shopping Anfang 2011 noch nicht annähernd so groß war wie heute.
Ich kann mich noch so gut daran erinnern, zu Josie loves Anfangszeiten 2010/2011 ständig über neue Online-Shops berichtet zu haben – die heutzutage seit Jahren eine Selbstverständlichkeit für uns sind. Es war ein Riesen-Ding, wenn eine beliebte Marke ihren deutschen Online-Shop eröffnete. Mittlerweile ist es eher eine Seltenheit, wenn es keine deutsche Version gibt – oder man nicht zumindest die internationale Shipping-Möglichkeit hat.
Worauf ich eigentlich hinaus möchte? Für mich hat Shopping in den USA definitiv seinen Reiz verloren, da es fast alles auch in Deutschland gibt. Der Seltenheitswert ging verloren. Klar, auf die kleinen, besonderen Boutiquen in New York freue ich mich immer – eben weil sie individuell sind und man dort vielleicht wirklich noch etwas bekommt „das es so eben nicht überall gibt“. Aber das hat nichts mit den USA zu tun. Solch kleine, besondere Läden liebe ich genauso in München, bei einem Hamburg-Trip, in Paris und in jeder anderen Stadt auch.
Wie gesagt, ich finde es großartig, welch tolle Möglichkeiten meine Generation hat, dass alles möglich erscheint und man überall alles bekommen kann. Aber ich hoffe auch sehr, dass dieser „Zauber der Seltenheit“ noch lange erhalten bleibt. Wenn wir die süßeste Dragon Fruit auf Bali essen und dazu eine „Young Fresh Coconut“ trinken, den perfekten Whole Foods in den USA betreten, die frische Mango „to go“ am Straßenrand von Australien kaufen. Denn genau das macht doch die Magie des Reisens aus. Dass wir Koalas und Elefanten nicht täglich um die Ecke unserer Wohnung sehen, die alte Inkastadt Machu Picchu so einzigartig ist, wie sie ist und die Nā Pali Coast uns den Atem raubt, da wir „sowas noch nie gesehen haben“.
Hier wären wir doch tatsächlich wieder bei dem Punkt aus der letzten Kolumne, dass „die Sache mit den Jahreszeiten“ sinnvoll ist: Vielleicht macht es diese wundervollen „alles ist perfekt“-Sommertage gerade deshalb so großartig, weil sie eben nicht das ganze Jahr über alltäglich und somit besonders sind.
So, und an dieser Stelle übergebe ich wie immer an euch: Gibt es bei euch auch diese eine Süßigkeit, die für euch etwas ganz Besonderes ist? Verbindet ihr mit euren Lieblingsorten auch immer nicht nur die außergewöhnlichen Natur-Gegebenheiten, sondern auch „diese besonderen Dinge, die es NUR an diesem Ort gibt“? Und wünscht ihr euch, dass euer Lieblingsladen auch in Deutschland eröffnet oder mögt ihr besonders die Vorstellung, dass ihr euch auf die nächste Reise freuen könnt?