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Bloggen im Jahr 2022

Heute habe ich ein Thema für euch vorbereitet, zu dem ich bereits im Vorfeld einige Nachrichten bekam, nachdem ich es auf Social Media angeteasert hatte. Ein Thema, das ich gleichermaßen mit positiven als auch negativen Gedanken verbinde.

Es ist mittlerweile sechs Jahre her, dass ich zahlreiche Blogger und Bloggerinnen fragte, ob sie mit mir zusammen in die Zukunft blicken möchten. In die Zukunft unserer Branche, die Zukunft des Bloggens. Dem damaligen Artikel ging ein weiterer Beitrag hervor, in dem wir über unsere Blog-Anfangszeit sprachen und 2010 mit 2016 verglichen. Gefühlt zwei verschiedene Welten. 2010, als wir alle unsere Blogs als Hobby starteten und niemals gedacht hätten, dass daraus einmal etwas Großes entstehen würde, das unsere berufliche Welt ordentlich auf den Kopf stellt. 2010 war für die meisten von uns nicht daran zu denken, mit dem Blog Geld zu verdienen. 2016 waren viele von uns Vollzeitblogger. Und genau zu diesem Zeitpunkt erschien der Artikel „Ein Blick in die Blog-Kristallkugel„. Wir blickten dabei sechs Jahre in die Zukunft, exakt auf das Jahr 2022. Natürlich möchte ich mir nicht nehmen lassen, unsere Prognosen mit der Realität zu vergleichen.

Den Artikel leitete ich 2016 wie folgt ein: „Unglaublich, wie sich die Branche in etwas mehr als einem halben Jahrzehnt verändert hat! Die Entwicklung ist rasant, Blogs haben sich endlich etabliert. Auch die deutsche Blogosphäre muss sich schon lange nicht mehr hinter der internationalen Konkurrenz verstecken und kann sich über großartige Möglichkeiten freuen, von denen wir vor wenigen Jahren noch nicht einmal zu träumen wagten. Kein Wunder, dass nach wie vor täglich neue Blogs aus dem Boden sprießen. Doch wie wird das alles weitergehen? Wird der Markt nicht irgendwann gesättigt sein? Welche Rolle wird Social Media in weiteren sechs Jahren spielen? Wird es 2022 überhaupt noch Blogs geben? Oder wird die Blase irgendwann platzen? Auch heute möchte ich einige Kollegen zu Wort kommen lassen und habe sie gebeten, für euch einmal in die Blog-Kristallkugel zu blicken. Meine wichtigste Frage: Seht ihr euch in sechs Jahren überhaupt noch als Blogger?“

Wohlgemerkt: Damals war Instagram zwar bereits sehr angesagt, aber es gab noch nicht einmal Instagram Stories. TikTok wurde zwar bereits 2016 (also auch vor sechs Jahren) gegründet, hatte aber noch keinerlei Relevanz. Der große Hype kam vier Jahre später während des ersten Lockdowns. Man stelle sich vor, man hätte uns vor sechs Jahren von Corona und den Zeiten erzählt, in denen wir alle dauerhaft zuhause saßen und uns zeitweise nicht mal mit den engsten Freunden trafen. Wir hätten es für ein schlechtes Science Fiction Skript gehalten. Kurz und knapp: Es war definitiv noch eine andere Zeit. 2010 – 2016 – 2022.

2022 – ein Jahr, in dem die meisten Kollegen und Kolleginnen von damals ihre Schwerpunkte verlagert haben. Entweder gar nicht mehr bloggen, oder aber sich mittlerweile auf Social Media fokussieren. Oder ein ganz neues Business gegründet haben, das sie mit Social Media verbinden. „Nur einen Blog schreiben“ macht eigentlich kaum mehr jemand. Auch ich nicht. Und ich finde es unglaublich spannend, welch unterschiedliche Wege wir alle eingeschlagen haben und wie viele tolle Projekte entstanden sind.

Ich dachte 2016, dass der Unterschied zu 2010 gewaltig war. Undenkbar, dass er sechs Jahre später noch größer werden würde. Als ich 2010 mit dem Bloggen begann, da war ich meist die einzige Modebloggerin auf einem Event mit klassischen Printredakteuren. Musste erklären, was es mit solch einem Blog eigentlich so auf sich hat. Jahre später hatten die Blogs ihre absolute Hochphase. Alle Firmen wollten mit Bloggern arbeiten, Blogs wurden als DAS Medium der Zukunft bezeichnet. Hatten teilweise Reichweiten, von denen Print Medien nur träumen können. Tja, und sechs Jahre später? Da ist die Reichweite immer noch da. Insbesondere, da Google und andere Suchmaschinen nach wie vor nicht wegzudenken sind und man bei der Suche nach fast allem meist auch auf Blogartikeln landet. Auf ehrlichen Erfahrungsberichten, persönlichen Empfehlungen und Tipps aus den unterschiedlichsten Themengebieten.

Außerdem hatte ich mit dem Teil meiner ganz persönlichen 2022-Vorhersage (mit anderen Parts lag ich wiederum völlig daneben – dazu aber weiter unten mehr) Recht, dass die Blogleser mit dem Medium mitwachsen. „Wahrscheinlich werden die Teenies in sechs/zehn/zwanzig Jahren irgendwelche Kanäle konsumieren, die ich überhaupt nicht mehr verstehe. Muss ich aber auch nicht, denn meine Zielgruppe wird mit mir älter. “ So, so viele Josie loves Leser der ersten Stunde sind nach wie vor dabei. Das macht mich wirklich glücklich. Vielleicht erreiche ich mit diesem Blog keine Teenager (wenn sie nicht zufällig nach dem besten Frühstück in München googeln). Dafür aber viele tolle, erwachsene Frauen (und Männer), die im Leben stehen.

Ein Nachteil der jetzigen Zeit: Ich muss mich oftmals schon wieder erklären, ja rechtfertigen. Denn viel zu oft werden alle Blogger, Personen des öffentlichen Lebens und alle, die „irgendwas mit den Online-Medien machen“ zusammen in den Influencer-Topf geschmissen. Und dieser hat oftmals einen negativen Beigeschmack. Die Frage „Wie, du hast auch eine Website?“ wirkt manchmal ein bisschen so, als hätte ich meinem Gegenüber gerade erzählt, dass ich meine Musik noch per Schallplatte höre. Das Wort „Influencer“ verbinden die meisten Menschen mit etwas, das ich weder darstelle noch sein möchte. Und das finde ich super schade. Auch für diejenigen, die tatsächlich „Influencer“ sind und einen tollen Job machen. Denn natürlich gibt es viele wirklich gute Influencer in den unterschiedlichsten Bereichen. Die Menschen inspirieren, motivieren und eben das haben, was der Titel ihnen zuschreibt: einen Einfluss.

Doch lasst uns nun über „Bloggen im Jahr 2022“ sprechen. Wie hat sich denn die Bloggerbranche nun wirklich entwickelt? Aus vielen Bloggern wurden Influencer. Viele Blogger der ersten Stunde hörten auf, andere wiederum setzen ihren Fokus mittlerweile auf Social Media, betreiben ein darauf gegründetes Business und haben sich umorientiert. Und ich habe großen Respekt vor der harten Arbeit von Chiara Ferragni, die es tatsächlich geschafft hat, von der bekanntesten Modebloggerin zur berühmtesten Fashion Influencerin zu werden. Wow! Inklusive Reality TV Show. Welchen Preis sie vermutlich für den (fast) 24/7-Live-Stream zahlen muss? Das ist wieder eine andere Geschichte.

2012 mit Chiara Ferragni und Andy Torres bei einem Firenze4Ever Event. Erinnert ihr euch?

Instagram ist im Jahr 2022 nach wie vor das Nonplusultra. Je mehr Alltag gestreamt wird, desto besser. Es gibt kaum mehr Grenzen, Heiratsanträge werden genauso live übertragen wie Hochzeiten und Geburten. Und wir alle waren bei einigen der persönlichsten Momente manch bekannter Influencer per Instagram Stories dabei. Oder: Wir waren bei der Inszenierung dieser Momente dabei. Social Media ist teilweise mehr Fake denn je. Sei es bei der Inszenierung mancher Personen und Momente oder bei gekauften Likes und Followern. Und dennoch setzen die Marken nach wie vor auf diese Plattform. Da wären wir direkt bei dem Punkt, mit dem ich mich in meiner Prognose 2016 extrem irrte:

Ich bin mir jedoch sehr sicher, dass die momentan unglaublich große Instagram-Blase bald platzen wird. Der Kauf von Fake-Followern nimmt mittlerweile Überhand und es wird irgendwann die Tools geben (die es zum Teil übrigens jetzt schon gibt), die 100% nachweisen können, wer bei seiner Followerzahl künstlich nachgeholfen hat. Die Firmen stecken momentan einfach zu viel Geld in Instagram und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie diesen „Betrug“ langfristig blind hinnehmen werden. „

2022 nehmen die Firmen diesen Betrug immer noch einfach so hin. Wissen sogar oft davon, aber finden hohe Fake-Zahlen eben besser als reelle schlechte Zahlen.

Doch wer meiner Kollegen oder Kolleginnen hatte 2016 nun Recht mit seiner Prognose? Viele! Ich fand es so, so spannend, diesen sechs Jahre alten Artikel noch einmal zu lesen und zu sehen, was sich bewahrheitet hat und was nicht. Beispiele gefällig?

Sophia Thorer sagte damals: „Vor kurzem habe ich bei Snapchat die Eröffnung des neuen L’Oreal Stores in Paris verfolgt und dabei ist mir ein Satz besonders im Gedächtnis geblieben: ” Jetzt werden im Store noch normale Models für die Plakate verwendet, diese werden aber bald alle durch Influencer ersetzt. “

Oder aber Susan Fengler: “Ich glaube Blogger werden in Zukunft leider weniger schreiben. Stattdessen werden sie mit Brillen oder einem Sticker im Gesicht herumlaufen und ihr Leben livestreamen. Lesen wird dann so “2000” sein. Leider… “

@Sue: Ich liebe die Tatsache, dass wir beide auch sechs Jahre später noch zu den Schreiberlingen zählen und viel Herzblut in unsere Blogs stecken!

Sue und ich. Unsere Freundschaft ist eines meiner absoluten Highlights aus all den Josie loves Jahren. 

Soooo treffend war übrigens die Prognose von Nina Schwichtenberg: 2022 wird es wahrscheinlich weniger “reine” Blogger geben, sondern es wird vielmehr um das große Ganze gehen. Damit meine ich, dass Blogger immer mehr zu einer Art “multimedialer Allrounder” werden, indem sie ihre durch den Blog aufgebaute Reichweite auch dafür nutzen, um in mehreren Bereichen zu arbeiten wie bspw. als Model, Designer, Stylist, Agenturbesitzer, Shopbesitzer, Buchautor usw. Diese Entwicklung kann man jetzt teilweise schon bei einigen großen internationalen Bloggern beobachten. Eigene Bücher, Kollektionen, Speaker-Jobs oder Covershootings für Magazine sind da mittlerweile keine Seltenheit mehr. 

Was 2022 wirklich gut ist? Dass wir mehr Chancen denn je haben, unsere jahrelang aufgebauten Skills auch unabhängig der eigenen Plattformen einzubauen. Es sind Marken entstanden, die wir stets weiterentwickeln und die uns ermöglichen, Träume abseits des eigenen Blogs zu erfüllen. Ein eigenes Label, Jobs als Stylist, Coach, (Chef-)Redakteurin oder Fotograf, eine Beauty-Marke, ein Buch, eine Agentur … So viel Kreativität! Ein eigener Blog ist das perfekte Portfolio, das oftmals ganz andere berufliche Türen öffnet. Und dafür bin ich persönlich sehr, sehr dankbar.

Ich bin gespannt, wie sich die Branche in weiteren sechs Jahren entwickeln wird. Welche Plattformen wir kennenlernen werden. Was kommen und was gehen wird. Welcher Part des Jobs der ist, womit man tatsächlich Geld verdienen wird. Ob wir den Blog nur noch wie 2010 „just for fun“ schreiben und den dort veröffentlichten Content als Visitenkarte nutzen. Oder ob der große Blog-Hype zurückkommen wird und die Instagram-Blase doch noch platzen wird. Vielleicht entsteht aber auch etwas ganz anderes, das wir aber erst in ein paar Jahren kennenlernen werden. Ich bin gespannt!

Eines verspreche ich euch aber: Ich werde auch im Jahr 2028 noch bloggen! Und ich freue mich auf viele weitere Josie loves Jahre!

Ein Bloggertrip 2014 mit einigen Lieblingskolleginnen


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7 Kommentare

  • 30
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    Kerstin

    Liebe Sarah, so ein interessanter Beitrag. Danke dafür! Und ich bin schon gespannt auf Deine Beiträge in 2028, wenn Du nach wie vor schreiben und ich Deine Blogbeiträge mit viel Freude lesen werde :)

  • 30
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    2022
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    Anna

    So interessant zu lesen. Ich freue mich auch darauf, noch viele Jahre lang Beiträge von Euch zu lesen :-)

  • 31
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    2022
    22
    Nicole

    Danke für den spannnenden Rückblick. Ich bin circa seit 2015 dabei!

  • 03
    04
    2022
    22
    Anna

    Spannender Artikel, liebe Sarah!

    Bei euren Aktivitäten ergänzend zu Josieloves fällt mir direkt euer zweiter Instagram-Account mit Fokus auf tollen Hotels ein. Ich persönlich fände es super spannend ein paar Hintergründe dazu zu erfahren (z.B. Wie seid ihr darauf gekommen? Wie viel Zeit von „Go-Entscheidung“ bis Umsetzung? …) – vielleicht gibt’s ja dazu mal einen Blogpost 😊

    Viele Grüße & weiterhin alles, alles Gute für euch,
    Anna

  • 03
    04
    2022
    22
    Kim

    Interessanter Artikel!
    Ich bin happy, dass ich damals zufällig über den Blog von The Kaisers auf euren gestoßen bin.
    Ich freue mich auf viele weitere Jahre!

  • 04
    04
    2022
    22

    Total spannend, mal etwas von so alten Hasen zu lesen. Ich bin erst seit Kurzem dabei. Mal schauen, wie ich in 6 Jahren so darüber denke.

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